Innovation greifbar gemacht
Öko-Feldtage zeigen, wo Ökolandbau steht und wie er sich weiterentwickelt
Ökolandbau ist ein System, das sich ständig weiterentwickelt, intensive Forschung geht mit der gelebten Praxis auf den Biohöfen Hand in Hand. Ein wichtiges Forum zum Austausch bieten dabei die Öko-Feldtage, die dieses Jahr zum dritten Mal stattfanden und mehr als 11.500 Besucher*innen anlockten. Mit dabei: innovative Züchtungen, modernste Maschinen – und glückliche Gewinner.
Auf der Hessischen Staatsdomäne Gladbacher Hof, dem Lehr- und Versuchsgut der Justus-Liebig-Universität Gießen in Villmar/Aumenau, präsentierten sich 330 Unternehmen, Verbände und Organisationen den gut 11.500 Besucher*innen. Dabei richtet sich die Veranstaltung nicht nur an ökologisch wirtschaftende Betriebe, sondern auch an konventionelle Bäuerinnen und Bauern, Fachpresse und Akteure aus Politik und Forschung.
Der Veranstaltungsort
Die Hessische Staatsdomäne Gladbacherhof 60 km südwestlich von Gießen wird bereits seit 1989 nach Bioland-Richtlinien bewirtschaftet. Seit 1990 ist die Domäne Lehr- und Versuchsbetrieb der Justus-Liebig-Universität Gießen. Das bedeutet, der landwirtschaftliche Betrieb wird eng von Forschenden begleitet, neue Ansätze werden direkt in der Praxis ausprobiert. Lehre und Forschung ist seine Hauptaufgabe.
Schwerpunkte des 190 Hektar großen Betriebes sind die Erzeugung von Getreide-Saatgut und die Milchproduktion.
Die Forschenden befassen sich mit der Resilienz von Agrarsystemen; Klimaschutz und -anpassung durch Agroforst, Humusaufbau und -wirkung, Sortenversuche sowie verbesserte Milchproduktionssysteme sind weitere Schwerpunkte. Zur Ausstattung gehören die Technik zur Durchführung von Versuchen, ein Lasersystem für Bodengasmessungen im Freiland und ein Labor zur Probenaufbereitung.
Im Fokus der diesjährigen Ökofeldtage standen neue widerstandsfähige und regional angepasste Pflanzensorten auf 1500 Demonstrationsparzellen, moderne Landtechnik in Maschinenvorführungen vor Ort, innovativer Stallbau und die Beratungsleistungen verschiedener Verbände. Ein besonderes Augenmerk fiel bei den diesjährigen Feldtagen auf die Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt. So informierte ein Klimarundgang über die Rolle der Landwirtschaft und mögliche Potenziale. Die Universität Gießen hat des Weiteren zwei Agroforstflächen (Ackerland und Grünland) auf dem Gladbacherhof angelegt, um das Thema Klimaanpassung, Humusaufbau und resiliente Agrarsysteme auf den Öko-Feldtagen 2022 zu beleuchten. Diese Fläche soll Erkenntnisse darüber bringen, wie sich Pflanzungen von verschiedensten Bäumen auf den Acker auswirken. So zeigten die Öko-Feldtage, was die ökologische Landwirtschaft kann, wo sie steht und wie sie sich weiterentwickelt.
Auch Agrarminister Cem Özdemir ließ sich die Öko-Feldtage nicht entgehen und betonte bei seinem Besuch die große Innovationskraft des Ökolandbaus, die auf die gesamte Landwirtschaft positiv ausstrahle und im Einklang mit den Ressourcen arbeite. Daher ist seiner Meinung nach der ökologische Landbau auch gerade in der jetzigen Zeit weiterhin das geeignete Leitbild für die Landwirtschaft.
Wie innovationsfreudig Ökolandbau ist, zeigen De Öko Melkburen, ein Zusammenschluss aus Niedersachsen, die Özdemir auf den Öko-Feldtagen mit dem Bundespreis Ökologischer Landbau ausgezeichnet hat. Die von den Bioland-Milcherzeugern Hans Möller, Achim Bock und Heino Dwinger gegründete „De Öko Melkburen GmbH“ wurde in der Kategorie Erzeugung und Vermarktung prämiert. 2011 hatten sich die Betriebe zusammengeschlossen und eine besonders erfolgreiche Vermarktungsstrategie für ihre Milch entwickelt. Zwei Jahre später konnten sie dadurch eine regionale Meierei vor der Schließung bewahren. „Wir wollten einfach selber bestimmen, was mit unserer Milch passiert und wie sie vermarktet wird“, sagt Hans Möller.
„Der Ökolandbau ist besonders resilient und anpassungsfähig“, kommentiert Bioland-Präsident Jan Plagge, „das zeigt im Großen die aktuelle Situation, in der sich Bio-Betriebe aufgrund ihrer größeren Unabhängigkeit als widerstandsfähiger erweisen als konventionelle. Und das zeigen im Kleinen die Bioland-Betriebe, die sich unter De Öko Melkburen zusammengeschlossen haben.“
Seit 2001 zeichnet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Betriebe aus, die mit besonderen und wegweisenden Konzepten erfolgreich ökologisch wirtschaften.
Ein Interview mit Agrarminister Cem Özdemir liest du in der August-Ausgabe des bioland-Fachmagazins, die demnächst erscheint.
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