Hühnerhaltung bei Bioland
Im Sand scharren, nach Körnern picken und dann ein ausgiebiges Staubbad: So sieht das Leben der Bioland-Hühner aus. Bei Regen und Schnee können sie im großen Wintergarten oder im Stall Schutz suchen. Dort befinden sich ausreichend Sitzstangen, Legenester und Scharrflächen, wo sie ihren natürlichen Instinkten nachkommen. Zu fressen gibt es ausschließlich Futter aus ökologischem Anbau. Färbemittel für den Dotter und vorsorglicher Einsatz von Medikamenten sind verboten.
Im Vergleich zur EU-Öko-Verordnung ist die maximale Zahl von Tieren je Flächeneinheit nochmals geringer angesetzt. So kann der Bauer oder die Bäuerin ausreichend Futter erzeugen und die anfallende Mistmenge sinnvoll als Dünger verwenden. Bioland-Legehennenställe verfügen über einen großzügigen überdachten Außenklimabereich, der jedem Tier noch zusätzlich Platz bietet. Dieser Platz ist unabhängig von der Grundfläche im Stall und bietet damit reichlich Möglichkeit zum Scharren und Picken.
Ein Ei - zwei Tiere
Pro Jahr isst jede und jeder Deutsche durchschnittlich in etwa so viele Eier, wie eine Bio-Legehenne legen kann. Doch was passiert, wenn die Hennen ihren Dienst getan haben? Und was ist mit den männlichen Tieren der spezialisierten Legerassen, die nicht genug Fleisch als Masthähnchen bringen? Bisher werden diese nach dem Schlupf getötet. Das kann nicht die Lösung sein.
Ab 2022 ist das Kükentöten gesetzlich verboten. Eine aktuell stark beworbene Alternative ist die sogenannte In-Ovo-Selektion. Hier wird das Geschlecht bereits im Ei bestimmt. Steckt ein männlicher Embryo im Ei, wird dieses aussortiert. Doch die Vermarktung und Bewerbung der Eier "ohne Kükentöten" ist irreführend: Männliche Küken werden weiterhin getötet, nur eben vor dem Schlupf.
In der ökologischen Hühnerhaltung sehen wir noch viele Aufgaben vor uns, um zu besten Lösungen zu kommen. Denn Bioland-Höfe müssen wirtschaftlich existenzfähig arbeiten und gleichzeitig den Bedürfnissen der Tiere gerecht werden. Deshalb arbeiten wir in Fachgruppen mit der Bioland-Fachberatung für Geflügel und mit der Forschung an neuen Lösungen - so zum Beispiel der Aufzucht von Bruderhähnen, bis die Forschung und Zucht sogenannter Zweinutzungshühner abgeschlossen ist.
Die Alternative: Der Bruderhahn
Im März 2021 beschlossen die Delegierten von Bioland eine neue Richtlinie. Sie schreibt vor, dass die Brüder der Bioland-Legehennen aufgezogen werden müssen. Natürlich kosten die Bio-Eier aus Bruderhahnhaltung etwas mehr. Denn dieses Engagement bringt hohe Kosten mit sich. Zum einen bedeutet es mehr Arbeitskraft, zum anderen wollen die Hähne auch artgerecht untergebracht sein und hochwertiges Bio-Futter picken. Außerdem setzen Bruderhähne langsamer Fleisch an als Masthähnchen, kosten also mehr bis zur Schlachtreife. Die Mast der Hähne wird durch die Eier der Schwesterhennen subventioniert. Mittlerweile gibt es eine breite Palette an Bruderhahn-Produkten, beispielsweise Fertiggerichte im Glas, TK-Waren und Wurst. Neben den Bruderhahn-Produkten im breiten Handel bieten immer mehr direktvermarktende Legehennen-Halter ganze Hähnchen und Teilstücke in ihren Hofläden und im Naturkosthandel an. Hier gilt Qualität statt Quantität: Da die Bruderhähne langsamer wachsen, ist auch ihr Fleisch von besonderer Qualität. Es bekommt einen aromatischeren, würzigeren Geschmack als das seiner schnell wachsenden Verwandten. Darüber hinaus ist es durch einen höheren Muskelanteil etwas fester.
Bruderhahnfakt #1
Die männlichen Geschwister der Legehennen werden Bruderhähne genannt. Legehennen sind so veranlagt, dass sie besonders viele Eier legen, dafür setzen sie wenig Fleisch an. Deshalb ist die Mast der Bruderhähne aufwändiger und teurer.
Bruderhahnfakt #2
Bruderhähne sind keine Masthähnchen. Sie setzen weniger Fleisch an – das deckt nicht die Kosten für Aufzucht und Fütterung. Die Bruderhähne werden über die Eier ihrer Schwestern finanziert, diese sind deshalb etwas teurer.
Bruderhahnfakt #3
Wir lehnen die Geschlechtsbestimmung im Ei ab. Denn: die derzeitigen Verfahren zur „In-Ovo-Selektion“ verlagern das Problem nur, anstatt es zu lösen. Es gibt Alternativen zum Kükentöten, sie lauten Zweinutzungshuhn und Bruderhahn-Aufzucht.
Bruderhahnfakt #4
Die Bruderhähne der Legehennen wachsen in Bio-Haltung auf. Das bedeutet, sie genießen viel Platz, frische Luft und können ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen.
Bruderhahnfakt #5
Eier, Suppenhenne und Bruderhahn: Das sind die Eckpfeiler einer stabilen und nachhaltigen Geflügelhaltung. Mit dem Kauf von Bioland-Bruderhahnprodukten unterstützen Sie eine ganzheitlich artgerechte Tierhaltung.
Bruderhahnfakt #6
Die Aufzucht der Bruderhähne bringt hohe Kosten mit sich. Zum einen bedeutet es mehr Arbeit, zum anderen werden die Hähne artgerecht aufgezogen, mit viel Auslauf ins Grüne und bekommen natürlich hochwertiges Bio-Futter zu fressen.
Bruderhahnfakt #7
Die Aufzucht der Bruderhähne ist nur eine Zwischenlösung, bis das Zweinutzungshuhn ausreichend erforscht und gezüchtet ist. Dieses soll sowohl Eier als auch Fleisch in ausreichender Menge liefern. Erst dann lohnt sich die Aufzucht von Henne und Hahn auch wirtschaftlich. Deshalb engagieren wir uns in verschiedenen Projekten in der Züchtung dieser Zweinutzungsrassen.
Bruderhahnfakt #8
Zu den Eiern gehören die Hähne untrennbar dazu. Wer ein stabiles System in der Geflügelwirtschaft unterstützen möchte, muss auch das Fleisch mitdenken.
Das Ziel: Das Zweinutzungshuhn
Bioland und Demeter haben gemeinsam die „Ökologische Tierzucht gGmbH“ (ÖTZ) gegründet. Diese arbeitet an der Züchtung robuster Rassen, die sich für die ökologischen Haltungs- und Fütterungsbedingungen besonders eignen. Zweinutzung bedeutet, dass Hahn und Henne wirtschaftlich eigenständige Tiere sind. Der Hahn produziert Fleisch aus möglichst regionalen Futtermitteln. Die Henne legt Eier und kann am Ende ihrer Legezeit als besonders schweres Suppenhuhn vermarktet werden. So wird der Hahn, anders als beim Bruderhahn, nicht über die Eier der Henne mitfinanziert. Die Züchtungsarbeit findet in enger Kooperation mit den ökologischen Praktikerinnen und Praktikern aus Brütereien, Elterntierhaltung, Aufzucht sowie den bereits bestehenden Züchtungsprojekten der Verbände statt. Die ÖTZ bietet bereits zwei Rassen an, die sich sowohl als Legehennen als auch zur Mast eignen.
Einige Bäuerinnen und Bauern engagieren sich auch selbst in der Haltung von Zweinutzungsrassen oder der Züchtung neuer Rassen, die artgerecht gehalten werden und trotzdem wirtschaftlich sind.
Die Zucht der gängigen Geflügelrassen liegt bisher fast komplett in der Hand von wenigen global agierenden Großkonzernen. Mit der Züchtung alternativer Rassen durch kleinere Initiativen erhalten die Bäuerinnen und Bauern mehr Vielfalt.
Zahlenkombination mit großer Bedeutung
Fakten und Tipps
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) von Eiern errechnet sich aus dem Legedatum: Sie sind bei korrekter Lagerung mindestens bis 28 Tage nach Legedatum haltbar. Werden sie rechtzeitig gekühlt, sogar noch länger. Nach dem MHD müssen Eier aber nicht weggeworfen werden, man kann sie auch einige Zeit danach noch zum Kochen oder Backen verwenden.
Eier sollten nicht feucht saubergewischt werden, damit die hauchdünne Cuticula über der Kalkschale nicht verletzt wird; sie verhindert das Eindringen von Keimen durch die Kalkschale.
Frische Eier lassen sich nicht gut schälen, da die Eihaut noch fest mit der Schale verbunden ist. Die Eier also ein paar Tage aufbewahren oder dem Kochwasser einen Schuss Essig hinzugeben, dann löst sich die Schale leichter.
Wenn du auf Zero Waste setzt: Eierschalen auf den Komposthaufen geben oder fein zerstoßen und über Nacht in Wasser einweichen. Kalkliebendes Gemüse wie Möhren, Tomaten, Beeren, Lauch oder auch Obstbäume freuen sich über diesen natürlichen Flüssigdünger.
Fun Fact: An den Ohrscheiben der Hühner erkennst du, welche Farbe die Eier haben. So legen Hühner mit weißen Ohrscheiben Eier mit einer weißen Schale; Hühner mit roten Ohrscheiben hingegen Eier mit einer braunen Schale.
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