wir backen das

Auch in der Krise gemeinsam stark vom Acker bis zum Brot

Wir bei Bioland setzen auf gemeinsame Wertschöpfungsketten, die auch Krisen standhalten. Als führender Verband für ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft in Deutschland und Südtirol
bringen wir Landwirt*innen, Verarbeitungsbetriebe wie Mühlen und Bäckereien zusammen, die unabhängig vom Weltmarkt arbeiten können und gemeinsam und füreinander Verantwortung übernehmen.

Ukrainekrieg, Gaskrise, Getreidemangel: Die Geschehnisse auf der Welt haben direkte Auswirkungen auf die Land- und Lebensmittelwirtschaft hier vor Ort. Darauf hat Bioland eine Antwort: Wir setzen auf Souveränität, Unabhängigkeit und Sicherheit durch das ganzheitliche System des biologisch-ökologischen Landbaus und langfristige verlässliche Partnerschaften, die direkt in der Region wirken. So übernehmen wir globale Verantwortung, indem wir lokal handeln.

Auf dem Acker:

In der konventionellen Agrarwirtschaft wird ein sehr großer Anteil des gesamten Energiebedarfs für die Herstellung von mineralischem Stickstoffdünger benötigt – und dieser lässt sich global messen: Die Ammoniaksynthese als Ausgangsprozess zur Düngemittelherstellung verschlingt 1 bis 3 Prozent des weltweiten Energiebedarfs – und 80 Prozent davon gehen in die Herstellung der Düngemittel.
Entsprechend klimaschädlich sind Verfahren, wie die „Haber Bosch Synthese“: Für jede Tonne produziertes Ammoniak – die chemische Verbindung aus Stickstoff und Wasserstoff – werden 2 Tonnen klimaschädliches Kohlenstoffdioxid CO2 freigesetzt. Zudem wird bei der Ausbringung von mineralischen Stickstoffdüngern das besonders schädliche Lachgas freigesetzt, was den Treibhauseffekt nochmals besonders anheizt.

Der Verzicht auf synthetische Dünger ist nciht nur gut für die Energiebilanz, sondern auch fürs Bodenleben udn Klima

Der Ökolandbau verursacht weniger Emissionen und er spart Energie ein, da er gänzlich auf den Einsatz von mineralischem Stickstoffdünger verzichtet. „Wenn es um den Energiebedarf von landwirtschaftlichen Betrieben geht, werden häufig nur die Bedarfe, die vor Ort auf dem Betrieb bestehen, einberechnet“, erklärt Bioland-Präsident Jan Plagge. „Das ist trügerisch und bildet nur einen Teil der Wahrheit ab. Zu ihr gehört, dass die ökologische Landwirtschaft unter Einbezug der vorgelagerten Betriebsmittel und Versorgungsketten erhebliche Vorteile bei der Energie- und Klimabilanz aufweist. Dem gegenüber steht der Import von hohen Mengen an Dünge- und Futtermitteln, zum Teil aus Übersee. Das ist schlecht für das Klima und erhöht die Abhängigkeiten.“

Und es gibt weitere Bereiche, in denen der ökologische Landbau weniger Energie benötigt: Bio- und insbesondere Bioland-Betriebe wirtschaften in regionalen Kreisläufen mit kürzeren Wertschöpfungsketten. Auf diese Weise sparen Bio-Betriebe Tausende Kilometer Wegstrecke ein – und die Energie, die zur Bewältigung der Strecke notwendig ist. „Das ist nicht nur gut fürs Klima, sondern reduziert zudem die Abhängigkeiten von globalen Märkten und Konzernen. Wie wichtig das ist, sehen wir momentan besonders deutlich“, unterstricht Bioland-Präsident Plagge.

In der Bündelung und Verarbeitung:

Im Getreidesektor sind Bioland-Mühlen und -Erzeugergemeinschaften ein wichtiger Knotenpunkt für diese regionale Wertschöpfung. Vier Bioland-Partner, die auch auf der Südback vertreten sind, stellen wir hier vor:

Dachswanger Mühle

In der Dachswanger Mühle wird unter anderem Getreide gebündelt, gereinigt und gemahlen an Bäckereien und den Fachhandel weitergegeben (Foto: Dachswanger Mühle)

Die Dachswanger Mühle wird seit 1978 von der Familie Schneider als landwirtschaftlicher Betrieb in Umkirch/BaWü bewirtschaftet. Seit 1989 Bioland-Mitglied, bündelt und verarbeitet die Mühle heute Produkte wie Kartoffeln, Soja und Getreide und vermarktet diese auf verschiedenen Wegen. Neben Naturkostgroßhändlern wie Rinklin beliefern die Schneiders unter anderem auch Hersteller wie Taifun mit Soja, Biomilchbetriebe mit Viehfutter oder kleine Bäckereien direkt in der Region mit Mehlen.

Die Mühle pflegt ihre Partnerschaften in der Region seit vielen Jahren. Wichtige Basis ist dabei der persönliche Kontakt und ein Vertrauen in faire Preise und Absprachen. „Für uns ist es selbstverständlich, dass wir auch Preisschwankungen am Markt abfangen“, betont Mühlenchef Lebrecht Schneider. Gerade jetzt sei es besonders wichtig, „dass man gut zusammenhält. Unsere Verarbeiter spüren, dass wir uns Mühe geben und für sie da sind“, sagt er.


Kornkreis

Das regionale Engagement von Kornkreis unterstützt nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort, sondern schont auch die Umwelt.

Im Jahr 1991 haben sich Bioland-Bauern als Erzeugergemeinschaft zum Kornkreis zusammengeschlossen, um gemeinsam Getreide regional zu vermarkten. Heute sammelt Kornkreis Getreide von 40 landwirtschaftlichen Betrieben aus Baden-Württemberg und Bayern ein und bereitet diese für regionale Bäckereien auf. Viele dieser Partner sind schon seit 20 Jahren an Bord, auch bei Kornkreis ist Vertrauen Trumpf. Langfristige Verträge und faire Preisverhandlungen puffern Preissprünge am Markt ab. „Wir, unsere Bauern und unsere Partner haben ein langfristiges Interesse an einer Zusammenarbeit in der Region“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Menzel. Aktuell spürt natürlich auch er die Krise: „Die Bäcker haben hohe Kosten mit den Rechnungen, die auch noch auf sie zukommen, und die Landwirte haben mit den hohen Energiepreisen für Diesel etc. zu kämpfen. Aber wir sehen uns als Solidargemeinschaft und unser Ziel ist, dass der Bäcker mit dem Preis, den er zahlt, ein marktfähiges Produkt erzeugen und der Landwirt seine Kosten decken kann. Alle rutschen gerade enger zusammen.“


Rebio

Bis zu 3200 Tonnen Getreide kann die Rebio auf ihrem Gelände lagern (Foto: Rebio)

1991 schlossen sich 39 Bioland-Landwirte in den Regionen Neckar-Alb, Schwarzwald-Baar und Staufen-Teck zur rebio – regionale Bioland Erzeuger-Gemeinschaft zusammen. Ziel war der Aufbau regionaler und nachhaltiger Vermarktungsstrukturen für Bioland-Getreide und ab 1995 auch Bioland-Schlachtvieh in bäuerlicher Hand. Heute sind ca. 160 Betriebe im Südwesten von Baden-Württemberg Mitglied der rebio. Die rebio bündelt, reinigt und lagert Getreide und sichert die gewünschten Qualitäten für die Weiterverarbeiter. Ein solidarisches Poolpreis-System ermöglicht faire Auszahlungspreise auch in Krisenzeiten. Die Gesellschafter der Erzeugergemeinschaft können im Rahmen eines Dauerliefer-Vertrages den Absatz ihres Getreides vertraglich absichern. Absatz- und Preisschwankungen werden über die Solidargemeinschaft gepuffert und nicht einzelne Erzeuger dem Risiko des Marktes ausgesetzt. Die Landwirte bekommen unabhängig von Lieferzeitpunkt und Abnehmer den gleichen Preis für gleiche Qualität.


OBEG

Die OBEG verarbeitet auf ihrem Gelände auch seltene und regionale Saaten und gehört zu den Bioland-Pionieren auf ihrem Gebiet (Foto: OBEG)

Die Organisch-biologische Erzeugergemeinschaft Hohenlohe OBEG ist ein echter Bioland-Pionier. Als erste Erzeugergemeinschaft in Baden-Württemberg wurde sie 1989 von 9 Bioland-Bauern und -Bäuerinnen gegründet, um ausschließlich Bio-Getreide zu lagern, aufzubereiten und gemeinsam zu vermarkten. Die OBEG sieht sich als Bindeglied zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben als Lieferanten, ihren Marktpartnern wie Bäckereien, Verarbeitern und Naturkostläden und den Kunden. Im Fokus steht dabei die Arbeit mit regionalen Betrieben, das Einzugsgebiet der OBEG reicht von Nord-BaWü bis nach Franken. „Man kennt sich persönlich und die Kunden wissen, wo‘s herkommt“, erzählt Marion Fritz, seit 20 Jahren Bäckereiberaterin bei der OBEG. Sie selbst ist gelernte Bäckerin, weiß also, was die Bäcker*innen vor Ort brauchen: „Für die Betriebe ist Sicherheit sehr wichtig, sie wollen sich auf Qualität und sichere Lieferungen verlassen", weiß Marion Fritz zu berichten, „die gemeinsamen Anstrengungen in der Region bieten den Bauern nicht zuletzt einen Schutz vor den Launen des Weltmarktes – und damit ein Mindestmaß an Absatz- und Preissicherheit.“


In den Bäckereien:

Aktuell sind besonders die Bäckereien von der Krise stark belastet: explodierende Energiekosten, gestiegene Rohstoffkosten sowie eine mangelnde Versorgungssicherheit als Folgen des russischen Angriffskrieges. Als Bioland-Verband bringen wir Bäckerinnen und Bäcker mit zuverlässigen Partnern zusammen, die Sicherheit in puncto Rohstoffqualität und -lieferung geben. Unser starkes Bioland-Markenzeichen eröffnet vorteilhafte Marktzugänge.

Außerdem macht sich Bioland auch politisch für die Interessen des Handwerks stark. So verabschiedete der Bioland Verarbeitung & Handel e. V. erst kürzlich eine Resolution zur aktuellen Energiemarktlage, die sich vor allem an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) richtet. Dabei geht es um das Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP), aus dem die in regionalen und damit ausschließlich nationalen Wertschöpfungsketten wirtschaftenden Bio-Unternehmen ausgenommen sind. Die Bioland-Marktpartner aus Herstellung, Handel und Gastronomie fordern die Öffnung des EKDP auch für kleine und mittelständische Firmen sowie schnelle und unbürokratische Liquiditätshilfen auch für nicht energieintensive Unternehmen.

„Unsere Branche setzt sich seit Jahren für ein nachhaltiges Wirtschaften ein, viele sind Bio-Pioniere der ersten Stunde. Wir verarbeiten und handeln qualitativ hochwertige Lebensmittel und sind Teil regional-ökologischer Wertschöpfungsketten“, sagt die Vorstandsvorsitzende des Bioland Verarbeitung & Handel e. V. Theresia Quint. „Vor dem Hintergrund der Existenzgefahr, mit der sich nun viele der Bio-Betriebe in einer ohnehin angespannten Marktlage konfrontiert sehen, fordern wir die Politik zur unverzüglichen Unterstützung auf.“