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So ein niedliches Patenkind wünscht sich doch jede*r (Foto: Sonja Herpich)

Mein Patenkind ist eine Kuh

Von tierischen Brieffreundschaften, Yogaersatz und Taufen

11.01.2021

Über die Briefe von Patrize freut sich Petra immer sehr. Das Besondere: Patrize ist eine Kuh und Petra ihre Patin. Durch die Patenschaft erhält sie Einblicke in die Bio-Landwirtschaft, unterstützt ein artgerechtes Leben und erfährt Persönliches von den Tieren. Zum Beispiel, dass manche Kühe Musik im Melkstand lieben.

Von Magdalena Fröhlich und Meike Fredrich

Die Möglichkeiten bei Patenschaften zu Bauernhoftieren sind so vielseitig, wie die dahinterstehenden Konzepte: Mal bekommst du Eier, Fleisch oder Honig direkt von deinem Patentier. Mal die Möglichkeit, dein Tier zu streicheln und kennenzulernen. Woanders gibt es Lebensmittel aus dem gleichen Unternehmen oder Apfelsaft vom Patenbaum.

Der monatliche Beitrag für die Patenschaft entspricht aber meist nicht den Kosten für die Lebensmittel im Laden - er liegt in der Regel darüber. Wieso also sollte man das tun? Zum Beispiel wegen der Post. Wenn Petra zum Briefkasten geht, dann könnte auch eine Nachricht von „ihrer“ Kuh Patrize dabei sein. Darin schreibt ihr tierisches Patenkind, was es gerade zum Essen gibt und wie es der Herde geht. Wie viele andere Pat*innen, ermöglicht Petra es, dass noch mehr Kühe ein artgerechtes Leben führen dürfen. Generell helfen Patenschaften den Landwirt*innen bei einer langfristigen Planbarkeit.

Produkte aus der Molkerei on top

Verschiedene Höfe beliefern die Molkerei, sodass auch die Kühe ganz verschieden sind (Foto: Sonja Herpich)

 

"Durch die Briefe erhält der Verbraucher einen ganz persönlichen Kontakt zu seinem Tier auf dem Biohof", erklärt Irmgard Strobl. Sie ist die Leiterin der Marketingabteilung der Andechser Molkerei Scheitz. 96 Euro bezahlt Petra im Jahr. Dafür bekommt sie zwei Pakete mit Joghurt, Käse und anderen Produkten aus der Molkerei. Die Milch kommt vom Biolandhof des Bauern Martin Broll, auf dem Patrize zuhause ist.

Rund 60 Euro ist das Paket wert. Der Großteil des Restgeldes fließt nicht an die Andechser Molkerei Scheitz, sondern zu Bauer Broll. Die Molkerei bekommt nur einen kleinen Obolus für die Verwaltung. Das Geld aus dem Patenschafts-Projekt geht aber nicht in die eigene Tasche der Partnerbetriebe, sondern wird in das Wohl der Tiere gesteckt. "Viele der Bauern haben zum Beispiel eine Massagebürste für den Stall oder für die Weide gekauft", erklärt Strobl. Dafür zahlt Petra gern, sagt sie. Den direkten Bezug schätze sie besonders. Wann zum Beispiel Weideaustrieb ist, oder dass manche Kühe gern Musik im Melkstand hören, würde sie sonst nicht erfahren. Und wenn sie Bauer Broll vorher Bescheid gibt, kann sie Patrize im Voralpenland auch besuchen.

Weitere Infos findest du unter: www.kuhpatenschaft.de

 

Wertschätzung durch Einblicke

Auch auf dem Bauernhof der Familie Pöhl in der Nähe von Fulda sind die Pat*innen sehr willkommen. Seit Juli 2020 kümmert sich Chefin Jenny Pöhl voller Herzblut um die Patenschaften zu den neu geborenen Kälbern. Mittlerweile gibt es schon 23 Pat*innen, sogar aus London, und eine kleine Warteliste an Interessierten.

Jenny bewirtschaftet den Biohof zusammen mit ihrem Mann Hajo. Auch die drei Söhne packen gerne mit an (Fotos: Biohof Pöhl)

 

Dabei ist die erste Patenschaft völlig zufällig entstanden. Nach einer Zahnbehandlung fragte Jenny ihren Arzt, ob sie denn direkt wieder arbeiten könne. Er war etwas verwundert über den Zeitdruck und dachte, sie würde in einem Büro arbeiten. „So kamen wir ins Gespräch über unseren Hof und ich habe ihn mit Frau und Kind spontan für den nächsten Tag eingeladen. Während sie da waren, kam zufällig das Kälbchen Ronja auf die Welt. Aus Spaß fragte ich, ob sie die Patenschaft für das Neugeborene übernehmen wollen. Sie waren sofort Feuer und Flamme“, erzählt Jenny von den Anfängen, wobei ihr die Idee schon länger im Kopf herumgeisterte.

Die weiteren Patenschaften sind hauptsächlich durch den klassischen Schneeballeffekt und Mund-zu-Mund-Propaganda entstanden. Auch die regionale Zeitung wurde auf das Projekt aufmerksam und berichtet regelmäßig über die Fortschritte sowie die Intention dahinter. „Ich möchte den Menschen zeigen, wie wir arbeiten, ihnen die Landwirtschaft näherbringen und sie einbinden. Letztendlich holen wir uns den größten Kritiker auf den Hof: den Endverbraucher“, erklärt Jenny. Sie erhofft sich dadurch eine größere Wertschätzung gegenüber den Tieren, den Produkten und der Landwirtschaft an sich.

 

Um eine Patenschaft und den Blick hinter die Stalltüren auch wirklich allen Interessierten zu ermöglichen, nimmt Jenny keinen festen Betrag. So können die Pat*innen selbst entscheiden, wie viel sie geben wollen. Die Gelder fließen dann auch nur in das Wohlergehen der Kälber. So wurden beispielsweise schon ein Iglu zum Einkuscheln, eine Bürste zum Schrubben und ein Heuball als Spielzeug finanziert.

 

Der mit Heu gefüllte Ball hängt von der Decke in den Stall hinab und ...

 

 

.... lädt das eine oder andere Tiere zum Spielen und Fressen ein

 

 

Die Bürste zum Schrubben wird vom Junior angebracht und steht für alle Kälbchen bereit

 

 

Die neuste Errungenschaft aus den Spenden der Pat*innen ist ein Iglu für mehrere Kälber. Hier können sie sich zurückziehen, sich wärmen und einkuscheln

 

 

Die tierliebe Familie Pöhl hat vor kurzem noch zwei Schweine aufgenommen. Eine weitere Besonderheit ist Rosi, die im Laufe der Zeit ihre Farbe geändert hat. Und nun rate mal, wer von den drei anderen Kälbern Harry Potter, Stracciatella und Seven ist

 

Darüber freuen sich Red Seven, Theodora, Harry Potter, Rosi und Co. Die Namen dürfen sich die Pat*innen direkt nach der Geburt ihres Patenkalbs selbst aussuchen. „Im Idealfall fängt der Name des Kalbes mit dem gleichen Buchstaben an wie der Name der Mutter. So können wir die Tiere und die Zugehörigkeit einfacher nachvollziehen. Oft ist auch das Aussehen ausschlaggebend“, erzählt Jenny. So hat Seven beispielsweise eine weiße Sieben auf ihrem schwarzen Kopf, Seven Up zusätzlich zur Zahl noch ein Fragezeichen und Red Seven hat rotes Fell. Die gesprenkelte Stracciatella hört sogar auf ihren Namen und ist handzahm. Auch schön: Als ein neues Kälbchen immer wieder versuchte, Milch von Stracciatella zu mopsen, rief Jenny: „Ach, du Eumel!“ Und schon war ein neuer Name vergeben.

So persönlich wie die Namen ist auch der Bezug zu den Tieren und zum Hof. „Gerade die Pat*innen aus der Umgebung kommen sehr regelmäßig zu Besuch. Für viele ist es bei uns wie Urlaub, und sie können gut abschalten, obwohl sie nur zwei Orte weiter wohnen“, freut sich die Landwirtin. „Vor allem hinten im Kuhstall, wo die Kleinsten sind, herrscht immer Ruhe. Laut einer Patin ist die Zeit im Stroh für sie die reinste Tiefenentspannung - sogar besser als Yoga.“

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