Bewahrung braucht Veränderung
Zur Auftaktveranstaltung der Seminarreihe „Klimareihe NRW“ des Bioland Landesverbandes NRW, die vielfältige Veranstaltungen in 2024 umfasst, kamen am 4. März rund 60 Teilenhmende nach Münster.
Der Klimawandel ist zweifelsfrei ein Thema, das für landwirtschaftliche Betriebe ebenso wie für die gesamte Gesellschaft von größter Bedeutung ist. Wie sehen aktuelle Prognosen für die Klimaveränderungen aus? Wie können (Bio-)Landwirtinnen und -Landwirte den Veränderungen begegnen - in der landwirtschaftlichen Praxis und in unternehmerischen Entscheidungen?
Gastredner Karsten Schwanke, Diplom-Meteorologe und Wissenschaftsjournalist, der vielen durch seine Aufrtitte im Fernsehen bekannt ist, schilderte eindrücklich, mit welcher Geschwindigkeit die Erderwärmung aktuell im Vergleich zu Klimaveränderungen der Weltgeschichte geschieht. Mit anschaulichen Graphiken zeigte Schwanke, welche Veränderungen in Bezug auf Trockenheit und Niederschläge in Zukunft aus wissenschaftlicher Sicht wahrscheinlich zu erwarten sind. Seine Interpretaion der Bedeutung des Klimawandels für die deutsche Landwirtschaft und politische Entscheidungen: Es sei wichtig, die Augen zu öffenn und zu sehen, was auf uns zukommt. Nur das Wissen um mögliche Zukunftsszenarien ermögliche Anpassung, die wesentlich wirtschaftlicher sei als nachträgliches Katastrophenmanagement. Steigende Temperatuen und höhere Wasserverdunstung führten zu höherer Energiemenge in der Atmosphäre, womit Unwetterereignisse häufiger und heftiger zu erwarten seien. Zudem werde die gesellschaftliche Debatte über Zugriffsrechte auf Wasser eine wesentliche Herausforderung für die Landwirstchaft darstellen. Er wolle aber nicht den Teufel an die Wand malen und positiv anmerken, dass ein weltweites Bewusstsein für die Dringlichkeit des Handels vorhanden sei. Die Bewahrung der Schöpfung brauche Veränderung und Aktivität, damit wir Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen erhalten können.
Michel Schäfer, Betriebsleiter des Biohofs Sauertal, berichtete über seine ackerbaulichen Erfahrungen der letzten Jahre. Vielfältige Fruchtfolgen seien für seine Standorte der wichtigste Baustein, um sich auf den Klimawandel einzustellen. Wichtig sei dabei, sich nicht in spezielle Verfahren und Techniken zu verrennnen, sondern Flächenspezifische Enstcheidungen nach aktuellen Gegebenheiten zu treffen. Dabei müssten die Kosten für die Produktion gering gehalten werden. Denn Klimawandel bedrohe die Wirtschaftlichkeit im Ackerbau, so der Betriebsleiter.
Andreas Engemann von der G.v. Bismarck Ackerbau GbR referierte anschlaulich und praxisnah über Lösungen im Umgang mit Extremwetterereignisse in Bezug auf extreme Trockenheit und lange Phasen ohne Niederschläge. Engemann betreibt Ackerbau an einem Standort in Nord-Thüringen, der im langjährigen Durchschnitt weniger als 400 mm Niederschlag im Jahr aufweist. Häufig stehe einer Kultur vom 1. Januar bis zur Ernte keine 200 mm Niederschlag zur Verfügung. Deshalb gelte es, das verfügbare Wasser in der Fläche zu halten. Engemann nannte den Verzicht auf Bodenbearbeitung und die Direktsaat als einen Teil der Lösung. Wichtig sei es, so viel organische Masse wie möglich als Verdunstungsschutz an der Bodenoberfläche zu behalten. Die größte Herausforderung sei es, das für die Nährstoffkooperation mit einem Milchviehbetrieb nötige Kleegras auf den Feldern zu etablieren. Zusätzlich werden alternative Verfahren zur Aussaat von Zwischenfrüchten im Betrieb getestet.
Wie Risokomanagement in Bezug auf Klimawandelfolgen durch eine entsprechende Verischerung aussehn kann, erklärte Marius Heitmann von der Vereinigten Hagel. Als Versicherer für landwirtschaftliche Erzeugnisse, könne Heitmann die Entwicklungen, die zuvor im Vortrag von Karsten Schwanke skizziert wurden, bestätigen. Zunehmende Wetterextreme seien deutlich häufiger zu verzeichnen. Heitmann erklärte, welche Möglichkeiten und Grenzen eine Versicherung im Bereich der Allgefahren des Wetters für die Landwirtschaft biete.
Zum Schluss referierte Jenny Matthiesen von der KWS Saat über Herausforderungen, die der Klimawandel für die Züchtung von Getreide, Mais und Körnerleguminosen bedinge. Alte und neue Sorten müssten so gut wie möglich auf die Entwicklungen des Klimas angepasst werden. Dabei seien auch neue Züchtungsmethoden objektiv zu betrachten und die Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren genau abzuwegen. Je nach dem wie stark sich das Klima verändere, müsse man in der Züchtung ansetzten entsprechend reseliente Pflanzen für die Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen.
Informationen zu den weiteren Terminen: klimareihe-nrw
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