Schutz vor dem Wolf
Das tun die Länder für Weidetierhalter
Wolfsmanagement ist Ländersache. Was ein Schäfer an Zuschüssen bekommt, wenn er sich einen Elektrozaun kauft oder einen Herdenschutzhund, variiert je nach Bundesland. Entschädigung für gerissene Tiere gibt es überall - außer in Hessen.
Sachsen: Im Wolfsland Sachsen, wo 15 Rudel leben, gab es im vergangenen Jahr nach Angaben des Kontaktbüros "Wölfe in Sachsen" mindestens 44 Wolfsübergriffe auf Nutztiere. Dabei wurden 253 Tiere getötet oder verletzt - darunter 222 Schafe, einige Ziegen, Rinder und Damwild (Hirsche und Wildschafe im Gehege). Sächsische Schäfer erhalten im Schnitt 150 Euro Entschädigung pro Schaf. Zäune und Herdenschutzhunde werden zu 80 Prozent gefördert. 2016 gab der Freistaat für Präventionsmaßnahmen rund 340.000 Euro aus.
Brandenburg: Auch Brandenburg ist Wolfsland mit 22 Rudeln. 2016 gab es rund 140 tote Schafe, die wahrscheinlich dem Wolf zugeschrieben werden können - fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Die weiteren Opfer: 19 Kälber, zwölf Stück Damwild und eine Ziege. Brandenburg erstattet Schutzmaßnahmen laut Umweltministerium zu 100 Prozent, jedoch nicht mehr als 4000 Euro pro Herdenschutzhund. Für den Schutz von frisch geborenen Kälbern auf der Weide werden bis zu 60 Euro pro Mutterkuh gezahlt. Der Präventionstopf wurde nun vorsorglich auf 200.000 Euro aufgestockt. Die Schutzmaßnahmen scheinen zu fruchten: 2010 lebte erst ein Rudel in Brandenburg, das aber Schäden in Höhe von 20.000 Euro verursachte. 2016 zahlte das Land rund 40.000 Euro an Ausgleichszahlungen - bei 22 Rudeln im Land.
Mecklenburg-Vorpommern: Zwei Rudel wurden nach Angaben des Umweltministeriums nachgewiesen: in der Lübtheener und in der Ueckermünder Heide. Ein weiteres Rudel aus Brandenburg hat sein Revier im Grenzgebiet. 14 Rissvorfälle wurden dem Wolf 2016 zugeschrieben. Dabei starben 37 Schafe, zehn Stück Damwild und ein Rind. Das Land förderte Schutzmaßnahmen von Tierhaltern mit 62.000 Euro. Der Fördersatz liegt bei 75 Prozent der Kosten.
Sachsen-Anhalt: Zwölf Rudel haben in Sachsen-Anhalt ihre Reviere. 2016 wurden 44 Wolfsattacken gemeldet. Dabei starben 85 Schafe, 18 Kälber, 30 Stück Gehegewild (laut Umweltministerium mangelhaft geschützt) und zwei Ziegen. Schafe wurden 24 Mal angegriffen. Das Land fördert mobile Elektrozäune zu 80 Prozent. 2016 waren das 93.000 Euro. Hunde wurden 2016 noch nicht gefördert. Das sei aber in Planung, teilte das Umweltministerium mit. Tierhalter erhielten im vergangenen Jahr knapp 18.500 Euro an Entschädigung.
Thüringen: In Thüringen lebt derzeit nur eine Wölfin. Risse gab es 2016 keine. 2015 wurden laut der Landesanstalt für Umwelt und Geologie drei Tierhalter für zwei Schafe und ein Kalb entschädigt. Schutzmaßnahmen werden zu 75 Prozent gefördert werden. Bislang investierte Thüringen rund 21.000 Euro (Mitte 2015 bis Ende 2016).
Niedersachsen: Auch in Westdeutschland sind die Wölfe bereits angekommen. In Niedersachsen sollen acht Rudel oder 70 bis 80 Wölfe leben. 2016 starben 138 Nutztiere bei Wolfsangriffen, 2015 waren es 165. Niedersachsen zahlte im vergangenen Jahr rund 22.300 Euro an betroffene Tierhalter. Für Schafe gibt es je nach Alter und Zuchtwert zwischen 70 und 310 Euro, in Ausnahmefällen auch mehr. Der Herdenschutz wurde mit 286.000 Euro gefördert. Schutzmaßnahmen für Rinder und Pferde werden in der Regel finanziell nicht unterstützt.
Nordrhein-Westfalen: Seit 2009 kamen in NRW insgesamt 16 Nutztiere bei Wolfsattacken um. Davon 13 - acht Schafe und fünf Ziegen - im vergangenen Jahr, wie das Umweltministerium auf Anfrage mitteilte. Insgesamt zahlte NRW bislang 1700 Euro Entschädigung. Künftig will das Land auch Präventionsmaßnahmen mit 80 Prozent fördern - in ausgewiesenen Wolfsgebieten. Bislang wurden solche Gebiete aber noch nicht benannt.
Schleswig-Holstein: 2016 haben Tierhalter in Schleswig-Holstein 56 Wolfsübergriffe gemeldet. In bislang zwölf der Fälle konnte der Wolf als Übeltäter nachgewiesen oder zumindest nicht ausgeschlossen werden, teilt das Umweltministerium in Kiel mit. Bei den 56 Vorfällen kamen 74 Tiere um: 56 Schafe, vier Rinder, ein Stück Wild und vier Hausgänse. In den beiden Vorjahren (Mitte 2013 bis Mitte 2015) gab es insgesamt 48 Risse. Schleswig-Holstein fördert Schutzmaßnahmen zu 80 Prozent in ausgewiesenen Wolfsgebieten. Im vergangenen Jahr gingen insgesamt rund 54.000 Euro an acht Tierhalter im Kreis Herzogtum Lauenburg in der Nähe von Hamburg. Dort leben zwar wohl noch keine sesshaften Rudel, die Wolfsattacken häuften sich jedoch in letzter Zeit.
Rheinland-Pfalz: Im Wolfserwartungsland Rheinland-Pfalz gab es 2016 zwei Vorfälle im Westerwald. Dabei wurden neun Hirsche und sechs Schafe gerissen. Dafür zahlte das Land kanpp 1800 Euro Entschädigung. Das Wildgehege und die Weide seien schlecht geschützt gewesen, so Jan Hoffmann von der Stiftung Natur und Umwelt. Rheinland-Pfalz erstattet Kosten für Zäune und Herdenschutzhunde zu 90 Prozent - allerdings nur in ausgewiesenen Gebieten.
Hessen: Hier gab es bislang keine Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere. Entschädigungen sind laut Umweltministerium auch nicht vorgesehen. Tierhalter konnten 2016 auch noch keine Gelder für den Herdenschutz beantragen. Für 2017 sind jedoch Fördermittel vorgesehen.
Saarland: Im Saarland gab es laut Umweltministerium bislang keine Risse. Ein Wolfsübergriff würde derzeit mit maximal 5000 Euro pro Übergriff entschädigt. "Die Entschädigung pro Nutztier richtet sich nach den Schätztabellen der Tierseuchenkasse. Eine Entschädigung ist infolge variabel und geringer als der Marktwert", so Ministeriumssprecher Bernd Zimmer. Herdenschutz wird mit einem Fördersatz von 90 Prozent gefördert - allerdings erst, wenn ein Wolf in einem Gebiet mindestens einmal sicher nachgewiesen wurde.
Bayern: Auch Bayern ist noch Wolfserwartungsland - abgesehen von einem standorttreuen Wolf im Bayerischen Wald und vereinzelt durchziehenden Jungwölfen. 2016 wurde laut Bayerischem Landesamt für Umwelt ein Schaf gerissen. 2015 waren es sechs Schafe und 2010 26. Insgesamt zahlte der Freistaat bisher 5500 Euro an Entschädigung. Herdenschutz wurde bislang noch nicht gefördert, ist aber in Planung.
Baden-Württemberg: Hier gab es bisher noch keine Wolfsrisse. Es läuft derzeit ein staatlich gefördertes Herdenschutzprojekt, um verschiedene Elektrozäunen und Herdenschutzhunde zu testen.
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