Hof Michaelis macht Landwirtschaft für die Zukunft

Der Hof Michaelis in Woltem wurde für sein besonderes Engagement in der Umstellung auf Ökolandbau mit dem Förderpreis „Gemeinsam Boden gut machen“ ausgezeichnet

Wenn Jan-Hendrik Michaelis am 1. Juli 2023 von seinem Vater Hinrich den landwirtschaftlichen Betrieb in Woltem übernimmt, wird er die 17. Generation sein, in deren Händen die Verantwortung für die Hofstelle liegt. Seit 1528 befindet sie sich bereits im Familienbesitz. „Als wir anfingen, uns um die Übergabe zu kümmern, haben wir viel nachgedacht und viele Gespräche geführt“, berichtet er. „Die Frage, die für uns hinter allem stand, war: Wie werden Ackerbau und Tierhaltung zukünftig in unserem Betrieb aussehen aussehen?“
Für Familie Michaelis war die Antwort am Ende eindeutig. Sie stellten den Betrieb mit einer Gesamtfläche von 186 ha auf die Richtlinien des Bioland Verbandes um, Deutschlands größtem Verband für ökologischen Landbau. Die Flächen des Hof Michaelis teilen sich zum großen Teil in Grünland, aber auch in Acker- und Waldflächen auf, was dem Betrieb eine hervorragende Grundlage bietet, um sich nahezu autark aufzustellen. Das Grünland wird im Rahmen der Umstellung nun wieder beweidet, auf den Ackerflächen werden vielfältige, vor allem blühende Kulturen wie Körnerleguminosen und Kleegras, als Kraftfutter für die Milchkühe angebaut. Die haben außerdem einen neuen Stall bekommen – ausgerichtet nach ihren Bedürfnissen. Für ihr Engagement ist Familie Michaelis nun am Sonntag gemeinsam mit neun weiteren Bioland-Betrieben im Rahmen des Umweltfestivals in Berlin mit dem Förderpreis „Gemeinsam Boden gut machen“ des NABU, der Alnatura Bio-Bauern-Initiative, der REWE Group sowie weiteren beteiligten Partnern und Unterstützern ausgezeichnet worden.
„Das Preisgeld fließt in die Kostendeckung für den Stallumbau und die Anschaffung eines Feldroboters“, freut sich Jan-Hendrik Michaelis. Seine Kühe sind nach der Umstellung in einen Mehrflächenstall mit Strohliegeflächen, Laufhof und an den Laufhof angrenzende Außenliegeboxenplätze umgezogen. Außerdem wurde ihre Anzahl reduziert, so dass nach dem Umbau jedem Tier im Stall nun 15-16 m² zur Verfügung stehen. Die Kälber werden hier gemäß der Vorgaben der Bauerngemeinschaft Hamfelder Hof, an die der Hof Michaelis die Milch liefert, mutter- oder ammengebunden aufgezogen: Alle Kälber - männliche wie weibliche - verbringen die ersten Lebensmonate mit der eigenen Mutter oder einer Ammenkuh, damit sie ihr natürliches Sozialverhalten ausleben können. Und an mindestens 180 Tagen im Jahr dürfen sie auf die Weide. Die außergewöhnlich hohen Qualitätsstandards für die Tierhaltung haben sich die Höfe der Bauerngemeinschaft im Abgleich mit der Wissenschaft selbst gesetzt. Bei der Erzeugung und Verarbeitung ihrer Produkte steht für die Betriebe immer ein zukunftsfähiges Beziehungsgeflecht zwischen Menschen, Tieren und der Natur im Mittelpunkt.
Für das Wirtschaften in kleinen Kreisläufen, wie es der Bioland Verband vorschreibt, muss außerdem nun der Großteil des Futters auf den eigenen Ackerflächen angebaut werden. „Das war eine der größten Umstellungen“, berichtet Jan-Hendrik Michaelis. „Früher haben wir das Futter weitgehend einfach eingekauft.“ Nun muss die benötigte Futtermenge viel langfristiger schon weit vor der Aussaat berechnet und geplant werden. „Aber jetzt habe ich auch das Gefühl, der Betrieb ist rund.“ Insgesamt strebt der Hof Michaelis zusätzlich ein gesamtbetriebliches Naturschutzkonzept an, bei dem auf ca. 10% der Flächen die Belange des Naturschutzes im Vordergrund stehen – zum Teil bleiben sie sogar gänzlich unberührt.
Eine Umstellung des Betriebs auf Ökolandbau muss daher gut und mit ausreichend Vorlauf geplant werden. Im Bioland-Verband begleiten Umstellungsberater*innen aus dem großen, bundesweiten Beratungs-Netzwerk diesen Prozess. Alle Bioland-Betriebe arbeiten naturnah, in engen Kreisläufen, fördern die Biodiversität sowie das Boden- und Gewässerleben, schonen das Klima und sind widerstandsfähiger gegen klimatische Veränderungen aufgestellt. Förderpreise wie „Gemeinsam Boden gut machen“ leisten eine wertvolle Unterstützung für Betriebe in der Phase der Umstellung. Sie sind daher wichtig für die Erreichung des bundesweiten Bio-Ziels von 30 Prozent Ökolandbau bis 2030 und damit auch für Umwelt und Klima. „Gerade jetzt lohnt sich die Umstellung auf Ökolandbau, betont Bioland-Vizepräsidentin Sabine Kabath. „Denn Bio wird weiter wachsen, die Weichen sind politisch gestellt mit den Ausbau-Zielen auf EU-, nationaler sowie regionaler Ebene. Und auch der Handel setzt weiter voll auf Bio und baut seine Sortimente aus.“
„Wir freuen uns sehr mit Familie Michaelis über den Förderpreis des NABU“, sagt Dr. Yuki Henselek, Geschäftsführerin des Bioland Landesverbandes Niedersachsen/Bremen. „Sie haben für die gesamte Region eine echte Vorbildfunktion übernommen. Weitere Umsteller werden von ihren Erfahrungen profitieren können.“

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