Bundestagswahl 2021

Spitzenkandidatin Claudia Roth (Grüne) besucht den Bioland-Hof Kreppold in Aichach

Anlässlich der anstehenden Bundestagswahl lädt der Bioland Landesverband Bayern Bundestagskandidierende ein, sich in ihrem Wahlkreis über den Biolandbau und dessen Chancen und Perspektiven zu informieren. Hier geht's zum Video: https://youtu.be/ehoo3rle2AU

Aichach/Augsburg, 31.08.2021. Ende August besichtigte die Spitzenkandidatin der Grünen in Bayern und Vizepräsidentin des Bundestages, Claudia Roth aus Augsburg, den Bioland-Hof von Familie Kreppold im schwäbischen Aichach-Wilpersberg. Bei der Hofbesichtigung gab es die Möglichkeit, den Biolandbau hautnah zu erleben und zu erfahren, welche ökologischen Leistungen der Biolandbau für die Gesellschaft erbringt.

„Eine artgerechte Tierhaltung und der Verzicht auf Kunstdünger, Pestizide und Gentechnik – das sind die Hauptzutaten unserer ökologischen Landwirtschaft“, sagt Seniorin Theresia Kreppold. Dem Rezept bleibt der Familienbetrieb bis heute treu. Urkundlich erstmals um 1230 erwähnt, gelten seit 1982 die Bioland-Richtlinien. Inzwischen leitet Junior Johannes Kreppold den Betrieb gemeinsam mit seiner Verlobten Anna und den Eltern Theresia und Stephan.

Hauptbetriebszweig ist der Ackerbau mit Getreide. Weiterhin haben Kreppolds eine Mutterkuhherde mit Deutsch-Angus-Rindern, die das ganze Jahr auf der Weide leben. Auf der Weide leben auch Fleckvieh-Ochsen zur Mast. Hierbei männliche Kälber aus der Bio-Milchviehhaltung in biologischer Haltung weiter gemästet. Die eigenen Erzeugnisse wie Getreide, Fleisch und Gemüse werden über den Hofladen und den Lebensmitteleinzelhandel vermarktet. Das Fleisch gibt es seit kurzem auch über die eine regionale Abo-Kiste.

Bei allem spielt die Biodiversität eine wichtige Rolle. „Es blüht auf unseren Feldern: Zwischen unseren Kulturen wachsen viele Wildkräuter, von denen Insekten und Feldvögel profitieren“, erklärt Betriebsleiter Johannes Kreppold.
Er unterstreicht: „Wir als Landwirte stehen vor großen Herausforderungen aufgrund der Effekte durch den Klimawandel. Hier ist wichtig, dass bei der Politik der Wille da ist, die Landwirte auf allen Kanälen zu unterstützen“, so Kreppold.

Dem Klimawandel angepasst zu begegnen, ist ihm ein Anliegen. So ist Johannes Kreppold mit seinem Betrieb seit Jahren engagiert in bundesweiten universitären Agrarpraxisforschungsprojekten, in denen Praxismethoden weiterentwickelt werden, mit denen z.B. die Bodenfruchtbarkeit langfristig gefördert wird. So experimentiert er mit innovativen Kompostverfahren. Aus dem Kompost entsteht Humus, welcher als hochwertiger Dünger auf die Felder ausgebracht wird. Dadurch erhöht Kreppold die wichtige Bodenfruchtbarkeit.

"Der Biolandbau leistet einen unglaublich wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise und das Artensterben. Deutschland braucht dringend mehr ökologische Landwirtschaft, die mit der Natur arbeitet statt gegen sie. So schützen wir die Artenvielfalt auf unseren Äckern und Feldern und damit auch unsere Lebensgrundlagen“, bestätigt beim Hofrundgang auch Claudia Roth, Vizepräsidentin des Bundestages und Kandidatin im Wahlkreis Augsburg.
Mit Hinblick auf die Bundestagswahl stehen noch in diesem Jahr zentrale Entscheidungen an. Die Botschaft an die anwesenden Gäste lautete: Biolandbau ist eine Chance auf dem Weg zur Landwirtschaft der Zukunft, entsprechend müssen die politischen Rahmenbedingungen zur Unterstützung geschaffen werden.

Josef Wetzstein, Vorsitzender des Landesverbands Bayern dazu: „Für den notwendigen Umbau der Landwirtschaft muss die neue Bundesregierung dem ökologischen Landbau einen größeren Stellenwert beimessen und hierzu konkrete Maßnahmen umsetzen. Von einer grünen Regierungsbeteiligung erhoffen wir uns starke Signale für den Ökolandbau, hinsichtlich Förderung, Forschung und Bildung“, so Wetzstein.

Zum Bioland-Verband
Bioland ist der bedeutendste Verband für ökologischen Landbau in Deutschland. Bioland sind über 8.500 Betriebe aus Landwirtschaft, Gemüsebau, Imkerei und Weinbau und vielen mehr. Hinzu kommen mehr als 1.300 Marktpartner aus Handel wie Bäckereien, Molkereien, Metzgereien, Herstellung und der Gastronomie. Die Bioland-Betriebe und Bioland-Marktpartner wirtschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette nach strengen Bioland-Vorgaben. Gemeinsam bilden sie eine Wertegemeinschaft zum Wohl von Mensch und Umwelt und setzen sich auf vielen Ebenen für die Anliegen des Ökolandbaus und den Erhalt unserer Lebensgrundlagen ein.
Übrigens: Bioland feiert in diesem Jahr 50. Geburtstag. Mehr unter www.bioland.de/geburtstag.

Kontakt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Bayern:
Katja Gilbert, T. 0821 34680178, M. 0151 10820398, E-Mail: katja.gilbert@bioland.de

Bildunterschriften
Fotoautorin: Gilbert / Bioland

Foto 1: Bioland-Landwirt Johannes Kreppold und Grünen-Spitzenkandidatin Claudia Roth bei einem Rundgang über den Bioland-Betrieb in Aichach-Wilpersberg. Fotoautorin: Gilbert / Bioland
Foto 2: Grünen-Spitzenkandidatin Claudia Roth (li.) informierte sich bei einem Rundgang über den Bioland-Betrieb in Aichach-Wilpersberg über die Chancen und Perspektiven des Biolandbaus. Sie diskutierte mit Bioland-Landesvorsitzenden Josef Wetzstein (mitte) und Bioland-Landwirt Johannes Kreppold (re.) über Agrarpolitik und die Landwirtschaft der Zukunft. Fotoautorin: Gilbert / Bioland
Foto 3: v.l.n.r.: Caro Pagel, agrarpolitische Referentin Bioland Bayern; Josef Wetzstein, Bioland Landesvorsitzender Bayern; Bioland-Landwirt Johannes Kreppold; Grünen-Spitzenkandidatin Claudia Roth; Stephan und Theresia Kreppold senior mit Enkel Lorenz; Anna Bühler, Lebensgefährtin von Johannes Kreppold. Fotoautorin: Gilbert / Bioland

10 Bioland-Forderungen zur Bundestagswahl 2021

Weichen stellen im Wahljahr

Mit Blick auf die nahende Bundestagswahl im September 2021 appelliert Bioland an die künftige Bundesregierung, die Ziele zum Ausbau des ökologischen Landbaus stärker in den Fokus zu rücken.

Die 10 Kernforderungen sind:
1.    Stärkung des Ökolandbaus in der nationalen Umsetzung der GAP:  Bund und Länder müssen ihr finanzielles Engagement für den Ökolandbau erhöhen und sicherstellen, dass die relative Vorzüglichkeit des Ökolandbaus im Fördergefüge erhalten bleibt, um die ehrgeizigen Öko-Flächen-Ausbauziele von EU, Bund und Ländern zu erreichen. Bio-Betriebe dürfen durch die neu eingeführten Eco-Schemes in der 1. Säule keine Nachteile erfahren. Die Eco-Schemes müssen vollumfänglich nutzbar sein, ohne Abzug in der 2. Säule bei der Öko-Prämie (Umstellungs- und Beibehaltungs-Förderung).

2.    Weiterentwicklung der Zukunftsstrategie Ökologischer Landbau (ZÖL): Die ZÖL muss die gesamte Wertschöpfungskette der Bio-Ernährungswirtschaft in den Blick nehmen. Dabei sind gezielt regional verankerte Herstellungs- und Vermarktungsstrukturen zu stärken. Bei vielen bereits längst geplanten Maßnahmen der ZÖL steht jedoch die Bundesregierung auf der Bremse, stellt zu wenig Mittel bereit und verzögert wichtige Entwicklungen.

3.    Erhöhung der Forschungsmittel für den Ökolandbau: Der Anteil des Ökolandbaus an den Agrarfördermitteln des Bundes ist von heute 2% auf 20% in 2025 auszubauen. Zudem ist eine Aufstockung des Budgets des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) um jährlich 15 Mio. € vorzunehmen.

4.    Stärkung des Ökolandbaus in der beruflichen Ausbildung: Die Ausbauziele müssen sich auch in der beruflichen Ausbildung wiederfinden, indem der Ökolandbau hier einen entsprechend hohen Stellenwert einnimmt. Bio-Fachkenntnisse müssen in allen Grünen Berufen sowie den Lebensmittel-verarbeiteten Ausbildungsgängen als Pflichtbestandteile in den Prüfungsordnungen verankert werden.

5.    Schlüsselrolle der Außer-Haus-Verpflegung (AHV): Die AHV ist ein wichtiger Hebel zum Öko-Umbau der Land- und Lebensmittelwirtschaft. Öffentliche Kantinen wie die von Krankenhäusern, Behörden oder anderen öffentlichen Einrichtung müssen hier eine Vorreiterstellung einnehmen. Dafür sind Beratungs- und Investitionshilfen, aber auch verbindliche Mengen-Vorgaben zum Einsatz von Bio-Lebensmitteln einzuführen.

6.    Gegen unfaire Handelspraktiken: Die Rolle der Erzeugung gegenüber Herstellung und Handel muss gestärkt werden – faire Preise sind dazu die Grundlage. Eine gute Funktionalität der neuen Ombuds- und Preisbeobachtungsstelle als ein Mittel zur nationalen Umsetzung der UTP-Richtlinie ist unbedingt zu gewährleisten.

7.    Erhalt der Wahlfreiheit bei Gentechnik: Verfahren wie CRISPR/Cas 9 müssen nach den Regeln des Gentechnikrechts geprüft und gekennzeichnet werden. Eine aktuell diskutierte mögliche Anpassung des Gentechnikrechts darf nicht dazu führen, dass Zulassungsverfahren ohne Risikoprüfung oder Kennzeichnungsregelungen verlaufen können.

8.    Abgaben auf synthetische Pestizide und Düngemittel: Über die Einführung von Abgaben auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide und mineralischer Stickstoffdünger müssen externe Kosten einer Intensivlandwirtschaft inter-nalisiert werden. Die Umweltfolgekosten in Deutschland betragen rund 90 Mrd. € jährlich. Eine neue Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) zeigt, wie sich mit einer Pestizid-Abgabe eine Halbierung des Pestizideinsatzes in Deutschland erreichen lässt.

9.    Verpflichtende Kennzeichnung statt freiwilliges Tierwohllabel: Es muss eine verpflichtende Haltungskennzeichnung nach dem Vorbild der Eierkennzeichnung eingeführt werden, in der Bio als eigene Stufe gekennzeichnet wird.

10.    Sicherung der Öko-Freilauf-Schweinehaltung: Die Auslauf- und Freilandhaltung stellt kein erhöhtes Risiko für die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest dar – ein generelles Aufstallungsgebot für Schweinebetriebe in betroffenen Gebieten darf es daher nicht geben. Das würde das Aus für die von Verbraucherinnen und Verbrauchern immer stärker nachgefragte ökologische, artgerechte Schweinehaltung bedeuten.

Bioland Bayern e.V. 
Auf dem Kreuz 58, 86152 Augsburg 

Annalena Brams - Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 
Thomas Lang - geschäftsführender Landesvorsitzender 
Oliver Alletsee - geschäftsführender Landesvorsitzender 

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