Auf neuen Wegen: Ökologisch, kreativ und digital

„Der Weinbau ist nicht nur unsere Berufung, sondern auch unser Zuhause. Wir leben auf demselben Boden, den schon Generationen unserer Familie vor uns bewirtschaftet haben und den wir für unsere Nachkommen bewahren möchten. Deshalb arbeiten wir ökologisch“, sagt Winzer Julian Singer. Seit Oktober ist das Weingut Singer-Bader in Kernen im Remstal Mitglied im Bioland Verband.

„Die Methoden haben sich weiterentwickelt, doch der Kern bleibt unverändert – viel Gefühl für die Natur und Liebe für das Handwerk“, erklärte Barbara Singer den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Online-Weinverkostung, die Singer gemeinsam mit ihrem Mann Julian vergangenen Freitag im Rahmen der Öko-Aktionswochen Baden-Württemberg veranstaltete. Bei themenspezifischen Hofführungen, Verköstigungen oder Online-Events lernen Verbraucherinnen und Verbraucher während der Aktionswochen noch bis Ende November die regionale und biologische Lebensmittel- und Landwirtschaft näher kennen.

Vieles hat sich verändert, seit die Winzer-Familien Singer und Bader im 16. Jahrhundert damit begonnen haben, die Hänge des Remstals in Weingärten zu verwandeln – nicht zuletzt dadurch, dass Julian Singer und Barbara Bader seit ihrer Hochzeit das Weingut gemeinsam weiterführen und ihre Weinberge naturnah und umweltschonend bewirtschaften. Auf insgesamt sieben Hektar Rebfläche bauen sie neben regionstypischen Weinsorten wie Riesling und Trollinger, auch die Rebsorte Cabertin an. Cabertin gehört zu den Rebsorten, die eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten aufweisen und so eine deutliche Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln ermöglichen.  

„Ein offener Geist lässt neue Ideen und Gedanken sprießen. Diese Offenheit ist uns nicht nur bei der Wahl unserer Rebsorten wichtig – sondern auch bei der Bewirtschaftungsweise unserer Weinberge“, beschreibt Julian Singer, der 2020 gemeinsam mit seiner Frau entschied, das Weingut nach den Richtlinien des größten deutschen Anbauverbands zu bearbeiten, mit dem Ziel, ein ausgeglichenes Ökosystem im Weinberg zu erhalten. Vorbild für die Umstellung war auch Vater Hans Bader, der bereits 1988 begann, Versuche im ökologischen Weinbau zu machen.
Im Unterschied zum konventionellen Weinbau wird der Weinberg ökologisch ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Substanzen bewirtschaftet, um die Umweltbelastung möglichst gering zu halten. Beginnend bei der Düngung, bei der keine Mineraldünger, sondern Humus, Kompost oder andere organische Nährstofflieferanten eingesetzt werden, setzt sich die umweltschonende Bewirtschaftung beim Pflanzenschutz fort. Dabei werden Unkräuter im Weinberg nicht mit chemischen Herbiziden, sondern ausschließlich mechanisch entfernt. So bleiben Bodenleben und Artenvielfalt so aktiv wie möglich.

Winzer Julian Singer erläutert, wie das funktioniert: „In allen Randbereichen und Wasserstaffeln, die nicht maschinell gemäht werden können, haben wir Kakteen gepflanzt, die den Beikrautwuchs regulieren. Zudem wird der Boden durch tiefwurzelnde Einsaaten mit Senf, Phacelia und Buchweizen immer gut gelockert und bleibt lebendig. Das schont die Böden und bietet einer bunten Insektenvielfalt Lebensraum, die nicht zuletzt durch die bunt blühenden Blüten der Aussaat angelockt wird."
Neu Wege geht das Ehepaar nicht nur in der Art der Bewirtschaftung ihrer Weinberge, sondern auch bei ihrer Veranstaltungsplanung: So bieten Singers seit diesem Frühjahr virtuelle Weinproben an, bei denen sie Teilnehmerinnen und Teilnehmern Besonderheiten der letzten Weinjahrgänge präsentieren und gemeinsam per Videoschaltung verkosten.

Bioland-Geschäftsführer Dr. Christian Eichert zeigte sich nicht nur begeistert von der innovativen Art, Weine auch in diesen Zeiten kundennah zu präsentieren, sondern auch von der Entscheidung des Ehepaars zukünftig nach den Richtlinien des Bioland-Verbands zu wirtschaften: „Bioland-Winzerinnen und -Winzer leisten mit ihrer Arbeit nicht nur einen wichtigen Teil zum Erhalt unserer Kulturlandschaft, sondern setzen ein Zeichen zur weiter voranschreitenden Ökologisierung des Ländles“, so Eichert. Dafür spricht auch der steigende Zuwachs von Anbauflächen im Öko-Weinbau, die sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht haben. Bereits heute liegt ein Fünftel aller ökologisch bewirtschafteten Rebflächen Deutschlands im Ländle. „Um den Ausbau von ökologisch bewirtschafteten Anbauflächen im Weinbau positiv zu begleiten, ist ein guter politischer Rahmen mit einer wirkungsvollen Förderung von Anbau, Forschung und Vermarktung unerlässlich. Die Landesregierung rufen wir daher dazu auf, den ökologischen Landbau mit der Mitte des Jahres beschlossenen Weiterentwicklung des Aktionsplans „Bio aus Baden-Württemberg“ mutig fortzuentwickeln und die damit einhergehenden Unterstützungsmaßnahmen angemessen zu fördern“, so Eichert abschließend.

Zu den Aktionswochen ökologischer Landbau:
Die Aktionswochen ökologischer Landbau des Landes Baden-Württemberg finden seit Mitte September noch bis  Ende November 2020 statt. Mit themenspezifischen Hofführungen, kleineren Veranstaltungen mit Verköstigung unter freiem Himmel oder Online-Events, wie beispielsweise virtuellen Kochkursen oder Weinseminaren, lernen VerbraucherInnen den Ökolandbau in den einzelnen Regionen kennen. Eine Übersicht der Veranstaltungen finden Sie hier.

Organisiert werden die Öko-Aktionswochen Baden-Württemberg von der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AÖL) Baden-Württemberg e.V. mit finanzieller Unterstützung des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

Zum Bioland-Verband
Bioland ist der bedeutendste Verband für ökologischen Landbau in Deutschland. Über 8.200 Landwirte, Gärtner, Imker und Winzer wirtschaften nach den Bioland-Richtlinien – knapp 1.800 davon alleine in Baden-Württemberg. Hinzu kommen mehr als 1.000 Partner aus Herstellung und Handel wie Bäckereien, Molkereien, Metzgereien und Gastronomie – mehr als jeder dritte dieser Partner hat seinen Sitz „im Ländle“. Gemeinsam bilden sie eine Wertegemeinschaft zum Wohl von Mensch und Umwelt.


 

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