Mit der Rückkehr des Wolfs sind Schaf- und Ziegenhalter besonders gefordert, ihre Tiere zu schützen. Das neue Bundeszentrum soll Lösungen anbieten. (Foto: Brigitte Stein)

Herdenschutzzentrum eröffnet

Dass die Koexistenz von Weidetieren und Wolf zu Spannungen und Verlusten führt, hat Ministerin Klöckner erkannt. Ein Bundeszentrum soll helfen.

In Eberswalde (Brandenburg) hat die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, jetzt das angekündigte ‚Bundeszentrum Weidetiere und Wolf‘ eröffnet. Aufgabe des Zentrums ist es, praxisgerechte Lösungen und Möglichkeiten der Koexistenz von Weidetieren und Wolf zu erarbeiten und Konflikte zu verringern.

Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland ist ein Erfolg des Artenschutzes. Alle drei bis vier Jahre verdoppelt sich der Wolfsbestand. Dadurch nehmen auch Wolfsrisse zu: Die Anzahl der verwundeten und getöteten Tiere ist von 40 Tieren im Jahr 2006 auf rund 2.900 Tiere im Jahr 2019 angestiegen. Mit 86 Prozent überwiegen dabei Angriffe auf Schafe und Ziegen, nennt das Ministerium die Fakten.

„Wölfe und Nutztiere – beide haben Anspruch auf Schutz. Und deshalb darf die Rückkehr des Wolfs nicht dazu führen, dass die Weidetierhaltung in einigen Regionen Deutschlands in Frage gestellt wird“, sagte Klöckner. Die Ministerin betonte, dass die Weidetierhaltung nachhaltig und von der Gesellschaft akzeptiert ist. Trotz Herdenschutzmaßnahmennehmen die Wolfsangriffe zu.

Wesentliche Aufgaben:

  • Eine jährliche, länderübergreifende Übersicht der angewandten Herdenschutzmaßnahmen (Zaun, Herdenschutzhunde) erstellen insbesondere in Wolfsgebieten. Dazu gehört zu erfassen, wenn dennoch Übergriffe stattgefunden haben mit Ursachenforschung.
  • Optimierung von angewandten Schutzmaßnahmen unter anderem durch Rückkopplung mit Vertretern der Wissenschaft, Wirtschaft, betroffenen Praktikern und Verbänden.
  • Entwicklung neuer Forschungsprojekte zu Herdenschutzmaßnahmen, auch unter Nutzung der Digitalisierung.
  • Optimierung von Abläufen nach einem Wolfsübergriff sowie Verbesserung der Verfahren der Entschädigungspraxis in Zusammenarbeit mit den Ländern.
  •  Klärung von Finanzierungsfragen des Herdenschutzes.
  • Förderung des Dialogs zwischen Weidetierhaltern, den Verbänden des Naturschutzes und der Öffentlichkeit.
  • Rechtliche Klärung der naturschutzrechtlichen Einstufung des Wolfes sowie strategische Überlegungen zur Regulierung.

 
Das Bundeszentrum ist Teil der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Das Zentrum wird für 2021 und 2022 mit jeweils 300.000 Euro und drei Vollzeitstellen ausgestattet.
 
Die Opposition fordert mehr
Kirsten Tackmann, die agrarpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, die sich intensiv für Weidetierhalter einsetzt, kommentiert: „Dass Bundesagrarministerin Julia Klöckner nun ein ‚Bundeszentrum Weidetiere und Wolf‘ eröffnet, ist ein längst überfälliger, dringend notwendiger Schritt zur Unterstützung der Weidetierhaltung. Es ist allerdings angesichts der Herausforderung ein viel zu zaghafter Schritt und viel zu wenig Geld.“ Mehr Geld für die Weidetierhaltung insgesamt sei nötig. Weidetierhaltende seien die Verlierer der EU-Agrarpolitik, und auch der Bund hat bisher weitgehend Hilfe verweigert, obwohl die soziale Krise in der Weidetier-, insbesondere der Schaf- und Ziegenhaltungen lange bekannt sei, merkte Tackmann an. Altersarmut und Nachwuchsmangel trotz großem Interesse am Beruf seien die Folge und eine ernsthafte Bedrohung der Zukunft. „Die Rückkehr des Wolfes ist eine zusätzliche Belastung, mit der die Betroffenen nicht allein gelassen werden dürfen“, so die oppositionelle Agrarpolitikerin.

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