Wie Herdenschutz in den einzelenen Bundesländern erfolgreich funktioniert, darüber soll ein nationales Kompetenzzentrum Informationen bündeln und bereitstellen. (Foto: Nabu/Sebastian Hennigs)

Herdenschutzzentrum kommt

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat Geld für ein Kompetenzzentrum Weidetierhaltung und Wolf im Haushalt.

Im Haushalt für 2021 des Ministeriums von Julia Klöckner stehen 300.000 Euro bereit für die Einrichtung eines nationalen Kompetenzzentrums „Weidetierhaltung und Wolf“ bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Das begrüßt ein bundesweites Bündnis von elf Verbänden aus Landwirtschaft und Nutztierhaltung, Jagd sowie Natur- und Tierschutz. Es ist aus Sicht der Verbände dringend notwendig, die vielfältigen Erfahrungen mit Herdenschutz in den unterschiedlichen Wolfsregionen Deutschlands auf Bundesebene institutionell zusammenzuführen.

Erfahrungsaustausch statt Föderalismus
Nach Auffassung des Bündnisses kann fachlich korrekt ausgeführter Herdenschutz Wolfsrisse weitgehend verhindern. Herdenschutz sei jedoch komplex: Da keine Region und keine Weide gleich sei, orientiere sich seine Ausgestaltung immer an den Gegebenheiten vor Ort. Der Erfahrungsaustausch sei in der Praxis dabei unverzichtbar. „Wenn jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht, werden Synergien verspielt. Das kostet Zeit, Geld und am Ende leider auch das Leben von Weidetieren“, so Günther Czerkus, Präsident des Bundesverbands Berufsschäfer.

Die elf Verbände haben gemeinsam ein Konzept für ein derartiges nationales Herdenschutzzentrum erarbeitet. Eckpfeiler darin sind Forschung, offener Austausch, die Beteiligung der betroffenen Gruppen sowie Schulungen und Qualifikation für Berater und Beraterinnen der Bundesländer, an die sich Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter jeweils wenden können.

Geld gezielt einsetzen
Die Summe von 300.000 Euro ist nach Einschätzung der Verbände nur ein Anfang, jedoch kaum ausreichend, um eine so komplexe Thematik wie Herdenschutz fachlich abzudecken. Sofort kritisierten die Praktiker, dass laut Haushaltsplan das Herdenschutzzentrum auch noch Wolfsmonitoring betreiben soll. Diese Aufgabe nehme bereits die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW) zuverlässig wahr, die aus dem haushalt des Umweltministriums finanziert wird.   

Kritisch sehen die Experten der Verbände auch, dass das BMEL ein anderes Herdenschutzprogramm kürzt, um das Zentrum einzurichten. „Wir hoffen, dass aus dem Zentrum kein Papiertiger wird. Die Chance zur Vernetzung von Herdenschutzpraxis und Forschung darf nicht vertan werden“, sagte Ralf Schulte, Fachbereichsleiter Naturschutz und Umweltpolitik beim NABU (Naturschutzbund Deutschland).

Die Verbände hinter dem Konzept

  • Naturschutzbund Deutschland (Nabu)
  • AG Herdenschutzhunde
  • Bundesverband Berufsschäfer
  • Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
  • Deutscher Tierschutzbund
  • Gesellschaft zum Schutz der Wölfe
  • Ökologischer Jagdverband
  • Verein für arbeitende Herdenschutzhunde
  • Vereinigung der Freizeitreiter und –fahrer
  • World Wildlife Fund (WWF)
  • International fund for animal welfare (IFAW)
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