10 Jahre Junges Bioland: Der Zukunft den Hof machen

Bei strahlendem Sonnenschein feierte der Junges Bioland e.V. sein 10-jähriges Bestehen auf den diesjährigen Öko-Feldtagen. In lockerer, sommerlicher Atmosphäre am Bioland-Messestand standen bei köstlichem Kuchen und kühlen Getränken Rück- und Ausblick gleichermaßen im Fokus. Zahlreiche Wegbegleiter*innen, Unterstützer*innen und junge Bioländer*innen waren der Einladung gefolgt, dieses besondere Jubiläum gemeinsam zu feiern. Bioland-Präsident Jan Plagge und Vorstandsmitglied Johann Tappeiner waren ebenfalls vor Ort, um ihre Glückwünsche auszusprechen. Das Junge Bioland überraschte seine Gäste mit seiner ersten T-Shirt-Kollektion und sorgte mit einer eigens installierten Fotobox für viel Unterhaltung.

Ein erstaunlicher Weitblick darf dem damaligen Bioland-Präsidium um Jan Plagge und Sepp Braun bescheinigt werden. Sie hatten im Jahr 2013 vorgeschlagen, der künftigen Generation von Biolandwirt*innen über einen eigenen Verein die aktive Teilnahme am Verbandsleben zu ermöglichen. Die Bioland-Delegiertenversammlung, das zentrale Entscheidungs- und Mitwirkungsgremium der Mitglieder im größten Bio-Anbauverband Deutschlands und Südtirols, gab dazu grünes Licht. Seitdem kann der „Junges Bioland e.V.“ je eine Person aus den Reihen der acht Bioland-Landesgruppen in das Parlament des Verbandes delegieren und die künftige Entwicklung von Bioland mitprägen. Über Stimmrecht verfügen die Nachwuchskräfte zudem im Hauptausschuss, dem zweiten zentralen Organ im Bioland-Verband.

Zu den ersten Gratulanten zählt der damalige und heutige Bioland-Präsident Jan Plagge, der die Bedeutung der Stimme der Jugend im Verband anlässlich des ersten zweistelligen Geburtstags hervorhebt: „Die junge Generation der Landwirtschaft steht vielleicht so sehr unter Anpassungsdruck, wie kaum eine andere zuvor. Dürren, Starkregen und Pflanzenkrankheiten werden weiter zunehmen – die Landwirtschaft der Zukunft muss darauf immer neue Antworten finden und zudem darauf achten, dass unsere Lebensgrundlagen nicht noch mehr in Gefahr geraten. Daher ist es wichtig, diese jungen Landwirt*innen früh in Entscheidungsprozesse einzubinden – denn letztlich geht es vor allem um ihre Zukunft. Mit dem Jungen Bioland ist uns das erfolgreich gelungen und wir freuen uns, dass sie mit ihrem starken Netzwerk so präsent sind und der Landwirtschaft der Zukunft schon seit 10 Jahren eine laute Stimme geben.“

Die 2013 ins Leben gerufene Nachwuchsorganisation des Bioland e.V. bündelt die Interessen junger Nachwuchskräfte aus dem organisch-biologischen Landbau im Alter von 16 bis 35 Jahren. Gemeinsam arbeiten sie an Ideen den Ökolandbau zu fördern, seine politische Unterstützung zu sichern und die bäuerliche Landwirtschaft zu erhalten. Der Verein wirkt so an vielen Stellen aktiv an der Gestaltung der Zukunft der ökologischen Landwirtschaft mit. Als einziger konstituierter Öko-Jugendverband Deutschlands übernimmt Junges Bioland e.V. zudem eine Vorreiterrolle bei der Vernetzung und politischen Interessensvertretung der jungen Generation in der Biobranche.


„Die Zukunft birgt unzählige Möglichkeiten und Chancen, die bereits heute ihren Anfang nehmen. Mut zu Veränderungen ist der Schlüssel, um diesen Weg erfolgreich zu beschreiten. Dabei ist es von großer Bedeutung, neue Blickpunkte und Sichtweisen der Jugend einzubeziehen. In ihrer Dynamik und Innovationskraft liegt sehr viel Potenzial", erläutert Johann Tappeiner, Vorstandsmitglied von Bioland e.V., und fügt hinzu: „Das Junge Bioland verkörpert diese leidenschaftliche Aufbruchsstimmung bereits seit einem Jahrzehnt und verschafft der Landwirtschaft der Zukunft somit Gehör."

Der aktuelle, ehrenamtlich tätige Vorstand des Jungen Bioland setzt sich aus den beiden Bundesvorsitzenden Aliena Gauer (26) und Lennart Bertels (28) sowie den weiteren Mitgliedern Johanna Zierl (27), Daniel Arzt (24) und Luis Sanktjohanser (23) zusammen. Sie führen die erfolgreiche Arbeit ihrer engagierten Vorgänger*innen fort, zu denen Carolin Hoffmann, Theresia Kübler, Sabine Obermaier, Anna Marie Rudolf, Anna Stoltenberg, Judith Strotdrees, Mirjam Strotdrees, Julia Wehner, Christian Bauer, Lukas Humann, Frieder Josenhans, Simon Marx, Max Reschke und Stefan Wisch zählten. 

Laut, gut vernetzt und nah an der Praxis

Inzwischen fester Bestandteil des Vereinslebens sind zwei mehrtägige Exkursionen, die jeweils an Pfingsten und im Herbst entweder fachliche oder agrarpolitische Themenstellungen in den Fokus nehmen. So besuchten erst kürzlich 20 junge Bioländer*innen insgesamt sieben Bioland-Betriebe in Schleswig-Holstein und erhielten so wertvolle Einblicke in die Praxis des Ökolandbaus im Norden Deutschlands. Großer Beliebtheit erfreuen sich darüber hinaus gemeinsame Messebesuche und -aktivitäten wie auf der BIOFACH oder den unmittelbar bevorstehenden Öko-Feldtagen. Letztere bieten auch immer wieder Gelegenheit zu Netzwerktreffen junger Landwirt*innen, wofür sich das Junge Bioland besonders einsetzt. „Die Schaffung eines starken, auch überverbandlichen Netzwerks junger Landwirt*innen und die Förderung des Wissensaustauschs ist uns ein wichtiges Anliegen. Beides hat in den letzten Jahren dazu beigetragen, die Vision einer zukunftsfähigen Landwirtschaft voranzutreiben. Dennoch liegt noch viel Arbeit vor uns, für die wir zahlreiche weitere engagierte Mitstreiter*innen gewinnen möchten“, betont der Bundesvorsitzende Lennart Bertels.

In einer Zeit, die zunehmend von Umweltproblemen und einer wachsenden Nachfrage nach nachhaltiger Produktion geprägt ist, wird der Verein Junges Bioland e.V. nicht müde, an politische Entscheidungsträger*innen zu appellieren, den mit vielfältigen Lösungsansätzen aufwartenden ökologischen Landbau in die landwirtschaftliche Politik zu integrieren. Die dazu verwendeten Mittel sind vielfältig. Bereits im Jahr 2020 forderte das Junge Bioland in einem Bündnis aus zwölf Jugendorganisationen in einem Offenen Brief EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und die EU-Kommission auf, die Zukunft der Landwirtschaft klimagerecht zu gestalten und diesen Grundsatz gesetzlich zu verankern. Es sollte nicht der letzte gewesen sein. Anfang 2023 machten sich die jungen Bioländer*innen mit weiteren Jugendverbänden mittels einer gemeinsamen Resolution für die Sicherung einer gentechnikfreien Lebensmittelproduktion stark. Und erst im Mai dieses Jahres diskutierte Vorstandsmitglied Luis Sanktjohanser auf dem Podium der Nachhaltigkeitskonferenz auf Schloss Kirchberg unter anderem mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.

Aliena Gauer, Bundesvorsitzende von Junges Bioland e.V., unterstreicht die Bedeutung der Jugendbeteiligung in gegenwärtigen politischen Prozessen. Sie erklärt: „Die Meinungen der Jugend zu aktuellen politischen Prozessen in die Politik zu tragen, ist mit eine der wichtigen Aufgaben unseres Vereins. Wir bringen die Sichtweise der ökologisch wirtschaftenden, jungen Menschen ein und freuen uns sehr darüber, dass uns auch immer mehr Türen dafür geöffnet werden. Da im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Jugendbeteiligung im Fokus steht und umgesetzt wird, sehen wir viele Möglichkeiten uns einzubringen, an Veränderungen mitzuwirken und unsere Zukunft aktiv zu gestalten. Unsere Demokratie lebt davon, dass Menschen sich einbringen und dies werden wir auch in Zukunft als Junges Bioland weiterhin tun.“


Neben seinem politischen Engagement setzt sich das Junge Bioland e.V. für eine stärkere Integration und Präsenz der ökologischen Landwirtschaft in der beruflichen Bildung ein. Im Rahmen eines dreijährigen, öffentlich geförderten Bio-Botschafter*innen-Projekts, das in diesem Sommer startet, soll angehenden Landwirt*innen, Gärtner*innen und Winzer*innen eine erlebbare Begegnung mit dem Ökolandbau ermöglicht werden, wodurch etablierte Vorurteile abgebaut werden sollen. Zusätzlich beabsichtigt der Verein in Zusammenarbeit mit Bioland e.V. weitere Bildungsangebote für eine junge Zielgruppe zu schaffen.

„Es gibt viel zu tun. Wir freuen uns auf die kommenden zehn Jahre und auf die Fortsetzung und Intensivierung unseres Einsatzes für eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft in der Landwirtschaft. Mehr denn je gilt: Wir wollen der Zukunft den Hof machen“, so Bertels.