Die emotionalen Fähigkeiten dieser Ferkel sind nicht von Geburt an beeinträchtigt, weil ihre Mutter in einer anregenden, vielfältigen Umgebung lebt. (Foto: Brigitte Stein)

Sauenstall prägt Ferkel

Tierwohl beginnt vor der Geburt: Leben Sauen in einer eintönigen Haltungsumgebung, hinterlässt dies Spuren im Gehirn der Ferkel

In eintönigen und beengten Ställen leiden Sauen nicht nur unter Stress, manche entwickeln auch eine Verhaltensstörung. Beides hinterlässt Spuren bei den Nachkommen. Forscher der Universität Uppsala in Schweden und der Universität São Paulo, Brasilien, konnten epigenetische Veränderungen nachweisen. Sie fanden Veränderungen in den Teilen des Gehirns der Ferkel, die mit Emotionen, Lernen, Gedächtnis und Stressreaktion zusammenhängen, wie etwa der Amygdala, dem Hippocampus und dem präfrontalen Kortex. Es zeigte sich, dass das Epigenom im Hippocampus und im präfrontalen Kortex hauptsächlich von der Umgebung der Mutter beeinflusst wurde, das Amygdala-Epigenom jedoch eng mit deren auffälligem Verhalten verknüpft war.

„Im Hinblick auf den Tierschutz ist dies ein Aufruf zur Umstellung auf bessere Systeme weltweit. Wir zeigen, dass selbst eine kleine Verbesserung spürbare Auswirkungen haben kann“, betont Carlos Guerrero-Bosagna, Dozent am Institut für Organismische Biologie der Universität Uppsala.Außerdem unterstreichen die Ergebnisse, wie wichtig es ist, in Tierwohl-Kategoriene auch die Herkunft der Ferkel einzubeziehen.

Die Studie wurde in Brasilien durchgeführt, wo Sauen in der Regel in sehr eintönigen, beengten Ställen leben. Die Studie beobachtete 30 Sauen, die alle in Betonställen untergebracht waren. 90 Tage nach der Trächtigkeit wurde die Hälfte der Sauen in eine bereichernde Umgebung gebracht, wo die Einstreu täglich gewechselt wurde. Der Rest der Sauen musste im selben Betonstall bleiben, in dem sie direkt auf dem Boden lebten. Einige, aber nicht alle dieser Sauen entwickelten stereotypes Verhalten. Anschließend wurden bei 18 Ferkeln epigenetische Analysen durchgeführt.

Die Forscher konnten solche Veränderungen bei den Ferkeln beobachten, deren Mütter während der gesamten Tragzeit in der kargsten Umgebung bleiben mussten. Eine epigenetische Veränderung ist eine Veränderung des Genoms, die den genetischen Code nicht verändert. Bei epigenetischen Veränderungen geht es hingegen darum, welche Gene wann ein- und ausgeschaltet werden. Das Epigenom wird durch die äußere Umgebung wie Ernährung, Lebensstil und Umweltfaktoren beeinflusst.

„Diese Studie zeigt, wie unterschiedliche Bedingungen während der Trächtigkeit bei Schweinen, in diesem Fall eine schlechte Umgebung oder stereotypes Verhalten, unterschiedlich auf verschiedene Gehirnregionen während der Entwicklung des Nachwuchses wirken können“, erklärt Carlos Guerrero-Bosagna.

Die Studie hat zum ersten Mal die neuroepigenetischen Auswirkungen stereotypen Verhalten bei Müttern von Säugetieren untersucht.

 

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