Die Saatgutindustrie sieht viele Möglichkeiten CRISPR-Cas in der Landwirtschaft einzusetzen. Das EU-Gentechnikrecht gerät unter Druck (Foto: imago)

Nobelpreis für CRISPR/Cas

Der Druck wächst, die neuen Gentechniken in der EU zu deregulieren. Für den Ökolandbau wäre das verheerend.

Der Nobelpreis für Chemie geht an Jennifer Doudna und Emmanuelle Charpentier für die Entdeckung der CRISPR/Cas-Technologie. Die CRISPR/Cas-Technologie gilt als „Sprung“ in der Entwicklung der neueren gentechnischen Verfahren. Es handelt sich um ein System, das Bakterien entwickelt haben, um Viren-DNA zu erkennen, anzusteuern und mittels einer „Genschere“ unschädlich zu machen. Das System lässt sich nutzen, um das Erbgut von Pflanzen, Tieren oder Menschen gezielt zu verändern. CRISPR/Cas soll nach den Vorstellungen der Saatgutindustrie breit in der Landwirtschaft eingesetzt werden.

Um die neuen Verfahren auch in Europa nutzen zu können, drängt die Industrie darauf, das EU-Gentechnikrecht zu ändern. Der Europäische Gerichtshof hat vor gut zwei Jahren entschieden, dass die Freisetzungsrichtlinie der EU auch für die neuen Gentechniken gilt. Deshalb müssen – wie bei der „klassischen“ Gentechnik – das Saatgut sowie die aus den Pflanzen hergestellten Lebensmittel gekennzeichnet werden, es muss Risikoprüfungen und Anbauregister geben.

Es steht zu befürchten, dass der Brüsseler Gesetzgeber eine Änderung des Gentechnikrechts in die Wege leiten wird. Doch mit der Deregulierung wäre die Freiheit, gentechnikfreies Saatgut und Lebensmittel zu produzieren, grundsätzlich bedroht, schreiben Dr. Eva Gelinsky und Stefanie Hundsdorfer von der Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit (IG Saatgut) in der Oktoberausgabe des bioland-Fachmagazins. Denn die gentechnische Veränderung wäre nicht mehr kennzeichnungspflichtig, Verfahren zum Nachweis müssten nicht vorgelegt werden, die veränderten Sorten könnten sich unkontrolliert ausbreiten: „Die Zukunft der gentechnikfrei arbeitenden (Bio-)Land- und Lebensmittelwirtschaft steht also grundsätzlich auf dem Spiel.“

Die beiden Forscherinnen, die nun den Nobelpreis erhielten, wurden seit Jahren für die Auszeichnung gehandelt; dass sie ihn nun erst bekommen, soll unter anderem an langwierigen Patentstreitigkeiten liegen.

"Die Wahlfreiheit muss bleiben!"

IG Saatgut

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