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Die Weidewirtschaft auf Höhen zwischen 800 und 3.000 Metern ist eine Herausforderung, die durch Wolf, Bär, Luchs, Goldschakal wächst. Tierhalter stellen sich neu auf. (Foto. European Wilderness Society)

Wölfe in den Alpen: Hunde und Hirten bieten Schutz

Die erste Herdenschutzkonferenz für den Alpenraum zeigte anschaulich, wie Weidetierhaltung im Gebirge eine Zukunft haben kann.

Wenn die Anzahl der Wölfe im Alpenraum zunimmt, brauchen Pferde, Schweine, Geflügel, Rinder, Schafe und Ziegen besseren Schutz als bislang, auch wenn das steile Gelände und das extreme Wetter besondere Herausforderungen bedeutet. Dafür engagiert sich in den nächsten fünf Jahren ein grenzübergreifendes Projekt für Herdenschutz, LifeStockProtect. Denn die Weidetierhaltung in den Alpen hat Tradition und ist für den Schutz der Landschaft unabdingbar. Schafhalter aus Italien und Südtirol berichteten bei der Konferenz mit fast 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wie sie den Herdenschutz jetzt anpacken. So sagte Thomas Schranz aus Tirol: „Ich habe mich für die Präventionsmaßnahmen entschlossen, weil ich das möglichste tun muss, um meine Tiere zu schützen. Ich kann mir kein Risiko leisten.“ Gemeinsam mit zwei anderen Schafhaltern aus dem Ennstal organisiert er das Beweiden seiner Almflächen, das Zäunen und das Hüten mit Hirten.

In einigen Regionen Europas war der Wolf nie ausgestorben. Dort existiert großes Wissen, wie sich das Weiden in Gebirgsregionen mit dem Wolf und dem Tourismus vereinbaren lässt. Von diesem Erfahrungsschatz können Tierhalter und Tierhalterinnen in Südtirol, Österreich und Bayern nun lernen. Das zeigten Fragen der Praktiker an ihre Kollegen bei der ersten Herdenschutzkonferenz von LifeStockProtect, in dem Weidetierhalter und Weidetierhalterinnen aus den drei Regionen gemeinsam eine Perspektive für ihre Tierhaltung entwickeln. Die Februar-Ausgabe des bioland-Fachmagazins berichtet ausführlich über das Projekt.

Sachliche Debatte statt Emotionen
Große Beutegreifer, zu denen der Wolf gehört, stehen unter dem strengen Schutz der EU-FFH-Richtlinie. Das rief Otto Gasselich von BIO AUSTRIA den Teilnehmern der Tagung in Erinnerung. Zugleich poche die EU-Kommission darauf, dass Bio-Tiere auf die Weide sollen. „Wir werden Herdenschutz machen müssen. Der Vorstand von BIO AUSTRIA Niederösterreich und Wien hat einstimmig beschlossen sich diesen Herausforderungen zu stellen“, erklärte Gasselich. Mit einem besseren Wissen über Herdenschutz auch bei Ausflüglern will er die gesellschaftliche Debatte versachlichen. Neben dem Wolf setzen auch Luchs, Fuchs, Goldschakal und regional Bären den Herden zu, brachte der österreichische Bio-Tierhalter in Erinnerung. Die Sichtweisen zweier spanischer Weidetierhalter und einer Kollegin, die ihr Leben und Arbeiten in Gegenwart des Wolfes schildern, zeigt ein Film.

Zäune erziehen den Wolf auch im Winter
„Den Wolf werden wir mit Protesten nicht aufhalten“, betonte René Gomringer, Schafhalter und Berater aus Bayern. „Alle Zäune, die über Winter stehen, sollten Sie mit ausreichend Strom absichern, auch wenn keine Tiere auf den Flächen weiden“, empfahl er. Denn Zäune, die nicht wirksam abschrecken, seien das falsche Lehrmaterial für den Wolf. „Ein Wettrüsten auf 170 cm ergibt keinen Sinn, wenn der Wolf erst gelernt hat, dass Zäune kein Risiko sind“, sagte er. Seien Netze ohne Spannung, müssen Tierhalter sie hinlegen. Schafhalter Walter Schmiedbauer aus der Steiermark muss sein Zäune ohnehin über Winter abbauen, damit Skitouristen freie Bahn haben.  

Mit Fördergeldern aus dem EU-LIFE-Programm arbeiten 17 Vereinigungen in den nächsten fünf Jahren an besseren Bedingungen für die Weidetierhaltung im Alpenraum. Mit dabei sind die Bioland Beratung GmbH (BBG), Bioland Bayern und die Bioland Beratung. Dem gesamten Projekt stehen insgesamt rund fünf Millionen Euro zur Verfügung, rund 3,7 Millionen Euro sind EU-Fördergelder. 25 Prozent der Mittel entfallen auf die Region Bayern.

Geschulte Freiwillige werden langfristig helfen
In den nächsten fünf Jahren werden 180 Fortbildungen für verschiedene Zielgruppen stattfinden: Mehr als 1.000 Landwirte, Tierhalterinnen, Herdenschutzberaterinnen und Hirten sollen in dem Projekt aus- und weitergebildet werden. Zusätzlich entstehen in allen drei Ländern 20 Herdenschutzkompetenzzentren. Darüber hinaus soll ein Netzwerk von 250 Freiwilligen entstehen, bei dem Tierhalter mit Pferden, Rindern, Schafen, Ziegen, Schweinen ganz praktische Unterstützung anfordern können. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren, berichtete Max Rossberg von der European Wilderness Society: flächendeckende Ausbildungskurse sind ab Herbst 2021 geplant.

In Deutschland organisiert derzeit die Plattform wikiwolves die Unterstützung von Tierhalterinnen und Tierhaltern durch Freiwillige. Das berichtete Stefanie Morbach vom Bund Naturschutz in Bayern. Das Netzwerk soll im Laufe des LifeStockProtect-Projektes erheblich wachsen.

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