Die neuen Kandidaten für den Linsenanbau haben sich in ersten Feldversuchen bewähren müssen. (Foto: Alex Kröper, Universität Hohenheim)

Mehr Chancen für Linsen

Potenzial für den heimischen Bio-Anbau haben Forscher:innen in alten Sorten aus der Genbank entdeckt. Jetzt sind Anbauer:innen gesucht.

Mehr Linsen könnten bald auf Bio-Äckern in Deutschland wachsen, wenn besser geeignete Sorten zur Wahl stehen. Acht erste, hoffnungsvolle Kandidaten haben sich in Versuchen unter Bio-Bedingungen bereits bewährt. Sie haben sich unter 110 Linsengenotypen bewährt, die Wissenschaftler:innen im Forschungsprojekt LinSel entdeckt haben bei der Suche in der Genbank des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK).

Das Projekt „LinSel ─ Selektion geeigneter Sortentypen von Linsen (Lens culinaris) für nachhaltige Anbausysteme“ stellt am 8. März seine Ergebnisse in einer digitalen Abschlussveranstaltung vor. Dr. Sabine Zikeli, Universität Hohenheim, sucht den Austausch mit Landwirt:innen, die Linsen vermehren und anbauen wollen. In verschiedenen Workshops geht es darum, die Forschungsergebnisse in die Praxis auf heimische Felder zu überführen.

Das Zentrum Ökologischer Landbau der Universität Hohenheim in Stuttgart hat das Projekt seit 2019 koordiniert. Viele Forschungseinrichtung arbeiten für LinSel zusammen: Der Fachbereich ökologische Agrarwissenschaft der Universität Kassel und das Keyserlingk-Institut, das Bio-Saatgutforschung betreibt, haben erste Anbauversuche unternommen. Das Keyserlingk-Institut prüfte „on farm“ auf einem größeren Ackerschlag, wie konkurrenzstark die Linsen-Genotypen sind, welche Krankheiten auftreten können und wie viel Ertrag die Pflanzen bringen. Auch technische Parameter, die wichtig für den Anbau sind, spielten hier eine Rolle: Wie gut lassen sich unterschiedliche Genotypen ernten und wie viel Ernte bleibt am Ende übrig? Forschende des Fachbereichs Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel untersuchten, wie sich die Sortentypen über mehrere Jahre an verschiedene Standorte anpassen und welche Faktoren Umweltbedingungen, Boden und Klima dabei spielen.

Im Labor der Universität Hohenheim folgten schließlich Untersuchungen auf Eiweißgehalt und Tausendkornmasse. Alex Kröper, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hohenheim, begleitete den Versuchsanbau: „Wir haben einige, teilweise alte Genbankakzessionen gefunden, die im Versuchsanbau besser abschnitten als regional angebaute Vergleichssorten.“ Die Forscher:innen hoffen, dass die ausgewählten Sorten den Weg in die Praxis finden. Linsen sind zwar bei Verbraucher:innen immer beliebter, gelten bei Landwirten aber als wenig attraktiv und schwierig zu ernten.

Vorbild aus Schwaben
Ausgangspunkt für die Forschung, koordiniert vom Zentrum Ökologischer Landbau der Universität Hohenheim in Stuttgart, war die Wiederentdeckung der „Albleisa“: Bis in die 1950er Jahre war die schwäbische Alb ein Anbauzentrum für regionale Linsensorten, die dann aber aufgrund der aufwendigen Ernte und des niedrigen Ertrags von den Feldern verschwanden. Einem beharrlichen Bio-Landwirt ist es zu verdanken, dass 2006 in der Wawilow-Genbank in St. Petersburg, der ältesten Genbank der Welt, mehrere Muster wiedergefunden wurden.

 

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