Agri-Photovoltaik ermöglicht auf landwirtschaftlichen Flächen die gleichzeitige Produktion von Nahrungsmitteln und Solarstrom. (Foto: Hofgemeinschaft Heggelbach)

Agri-PV kann ganze Atomkraftwerke ersetzen

Wäre nur ein Prozent der Ackerfläche in Deutschland mit Agri-Photovoltaik ausgestattet, könnte das bereits circa neun Prozent des bundesweiten Strombedarfs decken

Zu dieser Erkenntnis kommen Berechnungen der Universität Hohenheim und des Thünen-Instituts in einer Studie. Jun.-Prof. Arndt Feuerbacher von der Uni Hohenheim ist überzeugt: „Dadurch könnten rein rechnerisch drei Atomkraftwerke ersetzt werden. Denn die produzierte Strommenge entspricht in etwa der dreifachen jährlichen Stromproduktion des Atomkraftwerks Isar 2 in Bayern.“ Allerdings zeigt die Studie auch, dass Agri-Photovoltaik (Agri-PV) in diesem Umfang auch für volkswirtschaftliche Mehrkosten von jährlich 1,2 Milliarden Euro sorgen würde. Diese ergeben sich durch die Montage der Solarpaneele auf Stelzen sowie Ertragseinbußen und andere Kosten bei der gemeinsamen Bewirtschaftung der Flächen. Damit sich die Agri-PV-Anlagen rentieren, müsste der Strom mit 8,3 Cent/kWh vergütet werden.

Noch ist die Agri-PV eine junge Technologie und die Kosten für die Stromerzeugung fallen höher aus als bei vergleichbaren Photovoltaik-Freiflächenanlagen. „Würden jedoch anstatt der Agri-Photovoltaik die üblichen Freiflächenanlagen gebaut, würde man der landwirtschaftlichen Produktion schätzungsweise 65.000 ha Ackerland entziehen, um dieselbe Menge an Strom zu produzieren“, so Dr. Alexander Gocht vom Thünen-Institut. Für ihre Schätzung nutzten die Wissenschaftler:innen standort- und betriebsspezifische Daten zur Wirtschaftlichkeit von Betrieben in ganz Deutschland. Faktoren waren dabei zum Beispiel die Größe der Anlagen und die Menge der Sonneneinstrahlung.

Die Wissenschaftler:innen untersuchten auch bereits bestehende Agri-PV-Anlagen und fanden heraus, dass Solarpaneelen die für die Pflanzen verfügbare Sonneneinstrahlung verringern. Je nach angebauter Kultur kann das unterschiedliche Folgen haben. „Ergebnisse von Agri-Photovoltaik-Forschungsanlagen zeigen, dass die Beschattung bei manchen Pflanzen in trockenen Jahren mit extremer Hitze sogar zu einer höheren Ertragsstabilität führen können“, meint der Hohenheimer Wissenschaftler Tristan Herrmann. Im Schnitt gingen die Ernteerträge unter den Agri-Photovoltaik-Anlagen jedoch um etwa 40 Prozent zurück. Allerdings hätten diese Ertragseinbußen nur einen geringen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebes. Vor allem größere Betriebe würden einen stärkeren Rückgang des Deckungsbeitrags aus der Landwirtschaft mit geringeren Investitions- und Instandhaltungskosten der Anlagen kompensieren.

 

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