Politisch stark: durch Bündnisse, Praxisbezug und Kontinuität
Weide, Erosionsschutz und neue Gentechniken waren ein Teil der vielfältigen Themen 2025.
Im Jahr 2025 wurde u. a. der Austausch mit dem Umweltministerium verstetigt. Hier beim Auftakt der Gespräche Landesvorsitzender Marcus Arzt, Landesgeschäftsführer Christoph Zimmer, Umweltministerin Thekla Walker, Betriebsleiter Frieder Binder und Demeter-Geschäftsführer Christoph Reiber (von links) auf dem Biolandhof Binder in Weil im Schönbuch.
Erosionsschutz
Beim GLÖZ5-Pflugverbot in Erosionsschutzgebieten wurden im Herbst 2024 bundesweit öko-spezifische Ausnahmen für frühe Sommerkulturen erreicht. Dennoch bestand insbesondere bei Reihenkulturen weiterhin keine Möglichkeit, situativ flexibel die raue Winterfurche einzusetzen. Nachdem sich Bioland schon 2024 nachdrücklich für praxistaugliche Regeln eingesetzt hatte, wurde im März 2025 die Landes-Erosionsschutzverordnung erlassen, die weitere Ausnahmen für schwere Böden und eine Bagatellregelung beinhaltet. Ermöglicht wurde dies durch einen intensiven fachpolitischen Austausch mit Umweltministerin Thekla Walker unter Teilnahme von Landesvorstand Marcus Arzt und fachlicher Unterstützung seitens Bioland. Dennoch: die teils auf Bundes-, teils auf Landesebene geregelten Vorgaben und Ausnahmen bilden ein fast undurchschaubares Regelungsdickicht. Um Komplexität abzubauen, hat sich Bioland deshalb auf EU-Ebene für eine vollständige Anerkennung von Bio-Betrieben bei GLÖZ5 eingesetzt – mit neuem Erfolg: ab 2026 soll u. a. GLÖZ5 und viele weitere Auflagen für Bio-Flächen nicht mehr gelten. Damit kommen endlich spürbare bürokratische Entlastungen für Bio-Betriebe.
Förderung und Rahmenbedingungen
In seiner Rolle als Vorsitzland und Austragungsort der Agrarministerkonferenz, spielte Baden-Württemberg in diesem Jahr eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der förderrechtlichen Rahmenbedingungen im Bund. Marcus Arzt und Landesgeschäftsführer Christoph Zimmer zeigten Präsenz und brachten als Bioland und AÖL-Sprecher zentrale Anliegen für die Bio-Landwirtschaft ein, wie die Positionen zum Bundesprogramm Umbau der Tierhaltung (BuT), der Tierhaltungskennzeichnung und der eigentlich vorgesehenen neuen Öko-Regelung zur Weide. Auf politischer sowie Fachebene wurden konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Förderbedingungen eingereicht. Zur politischen Arbeit gehört dabei auch, dass nicht alle Anstrengungen Erfolg haben: Vielfach gefordert, aber bisher nicht umgesetzt wurde eine Flexibilisierung der Sommerweideprämie sowie die Erhöhung der Ökoprämie.
Zum Ende des Jahres haben wir uns für praxistaugliche und betriebsindividuelle Lösungen zum Umgang mit der Vogelgrippe eingesetzt – mit dem Ergebnis, dass Betriebe selbst durch eine Risikoeinschätzung die behördliche Aufstallanordnung in Kraft setzen können, um ohne Gefährdung der Öko-Vermarktung und -Förderung ihren Bestand zu schützen. Kontinuierlich arbeiten wir daran, dass Umsetzung auch in kleineren Betrieben möglich ist.
Weide
Die neue Auslegung der EU-Kommission zur Weide begleitete uns das ganze Jahr 2025. Bioland hat sich auf allen Ebenen (EU, Bund, Land, Kontrollstellen) intensiv eingebracht, um eine praxisnahe Weideregelungen zu schaffen, einzelbetriebliche Härtefälle zu ermöglichen und längere Übergangsfristen bei tragfähigen Weidekonzepten zu schaffen. Eine Herausforderung war die ausgewogene Kommunikation, um den falschen Eindruck zu vermeiden, dass der Biolandbau Weide generell ablehnt. Auf Druck der Bio-Verbände wurde die Frist für den Ausstieg aus der Öko-Förderung verlängert. Als Ergebnis vieler Gespräche, kündigte EU-Kommissar Hansen im Juli 2025 die Bearbeitung der EU-Öko-Verordnung an. Um in der Anpassungsphase keine Bio-Betriebe zu verlieren, kommt seitens der Kontrollstellen eine neue Leitlinie zur Weide in Anwendung, welche für "weidewillige" Betriebe etwas mehr Flexibilität bei der Umsetzung der Weideanforderungen ermöglicht. Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Weide erst bis 2028 für alle Tiergruppen vollzogen werden. Kontinuierlich haben wir euch über die Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten und wo möglich verschafften wir euch den direkten Zugang zu Verantwortungsträgern. Bei unserer Wintertagung 2025 sprach z. B. Referatsleiter Ökolandbau Martin Ries mit den Teilnehmenden über die neuen Weideanforderungen.
NGT
Im Jahr 2025 war die Deregulierung der Neuen Gentechnik ein Dauerbrenner, da der Gesetzgebungsprozess auf EU-Ebene in die finale Phase ging. Als Region, in der viele gentechnikfrei wirtschaftende konventionelle und ökologische Betriebe und Unternehmen beheimatet sind, beteiligten wir uns immer wieder an Aktionen und sensibilisierten Entscheidungsträger für die Gefahren fehlender Risikoprüfung, Koexistenzregeln, Kennzeichnung, Wahlfreiheit und Patenteinschränkungen. Daniel Arzt vom Jungen Bioland Baden-Württemberg übergab im März 2025 einen breit unterstützten Unternehmerbrief in Stuttgart an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Als Teil des dem Aktionsbündnis Gentechnikfreies Baden-Württemberg protestierten wir vor der Frühjahrs-Agrarministerkonferenz gegen die Deregulierung der Neuen Gentechnik. Bei vielen weiteren politischen Anlässen brachten wir das Thema zur Sprache, oft unterstützt von der Bioland-Mitgliederbasis: so adressierte beispielsweise Paul Martin Seiffert seine Sorge an Landwirtschaftsminister Peter Hauk auf seiner Filstalbahnreise, die auch zum Biolandhof Seiffert führte.
Ende des Jahres gab es eine informelle Einigung der EU-Trilog-Partner für eine weitgehende Deregulierung des EU-Gentechnikrecht. Wir setzen uns dafür ein, dass die Abgeordneten des EU-Parlaments den Trilog-Entwurf im Frühjahr 2026 nicht zustimmen.
Verstetigung der Beziehung zur Umweltseite
Den Austausch mit der Umweltseite konnten wir 2025 vertiefen. Wie bei vielen anderen Themen arbeiten wir im Bündnis in der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Landbau (AÖL), um für den Ökolandbau in Baden-Württemberg mit starker Stimme zu sprechen. Christoph Zimmer und Marcus transportieren unsere Anliegen dabei in das Bündnis. Erfolgreicher Auftakt für den vertieften Dialog mit Umweltministerin Thekla Walker war das Thema Erosionsschutz (s.o.). Beim Besuch der Ministerin auf dem Bioland-Hof der Familie Binder im April 2025 wurde vereinbart, die Zusammenarbeit zwischen AÖL und Umweltministerium weiter zu verstetigen, um das Engagement der Bio-Betriebe im Umweltschutz und deren Bedürfnisse besser berücksichtigen zu können. In der Folge fanden im Herbst auf Spitzen- und Fachebene mehrere Gespräche statt, zu den Themen Natur-Widerherstellungsverordnung, Moorschutz, Neue Gentechnik und die Umweltförderung in der Neuen GAP ab 2028.
Im Gespräch bleiben
Neben Regelaustauschen und Spitzengesprächen nutzten wir bei politischen Veranstaltungen und Messen die Gelegenheit, die Leistungen des Biolandbaus zu präsentieren: Auf der BIOFACH 2025 trafen wir uns mit den Abgeordneten des Landtags von CDU und Grüne. Marcus Arzt traf Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf der IGW 2025 in Berlin; am Baden-Württemberg-Stand tauschten sich AÖL-Vertreter mit Minister Hauk aus. Veranstaltungen wie den baden-württembergische Genussgipfel mit Landwirtschaftsminister Hauk oder den Hohenloher Bauerntag mit Cem Özdemir und der Landtagsabgeordneten Sarah Schweizer nutzten wir, um im Gespräch zu bleiben. Mit dem direkten Austausch auf Bioland-Höfen schaffen wir Anlässe, um gemeinsam mit der Bioland-Mitgliederbasis für bessere Rahmenbedingungen in der Biolandwirtschaft zu streiten. Kurz vor der Bundestagswahl trafen wir beispielsweise den Vorsitzenden des Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft des Bundestages MdB Hermann Färber (CDU) auf dem Biolandbetrieb Mayer/Haug; im Rahmen seiner Sommertour besuche Minister Hauk gleich zwei Bioland-Betriebe.
Markt und Absatz
Ein großer Hebel für den Bio-Absatz ist die Außer-Haus-Verpflegung. Mit der 2024 verabschiedeten Kantinenrichtlinie nahmen wir das Land in die Pflicht, durch einen bio-regionalen Anteil in den landeseigenen Kantinen neue Absatzwege zu erschließen. Wir fordern kontinuierlich die konsequente Umsetzung der Kantinenrichtlinie ein, aber auch die Ausweitung auf andere öffentliche und kommunale Träger.
Strategiedialog Landwirtschaft (SDL)
Zukunft gestalten über den Landwirtschaftsbereich hinaus – die gesamte Gesellschaft und Regierung einzubeziehen – war das Thema des mit der Unterzeichnung eines Gesellschaftsvertrages in 2024 abgeschlossenen SDL. Damit Bio wirklich vorankommt, waren wir 2025 im Umsetzungsgremium “Kulturlandschaftsrat” und seinen Arbeitsgruppen vertreten. Dort arbeiten wir auch 2026 an fairen Marktbedingungen sowie der Gestaltung der Agrarumweltprogramme mit.
Weichen stellen
2026 werden entscheidende Weichen gestellt:
Zum einen bei der Landtagswahl für die Ausrichtung der baden-württembergischen Agrarpolitik. Seit Anfang 2025 waren wir daher intensiv mit den Regierungsparteien zu unseren politischen Forderungen im Austausch.
Zum anderen bei der EU für die Agrarförderung (GAP) nach 2028 - mit Auswirkungen auch auf die Förderangebote des Landes. 2025 haben wir uns hier in der landesweiten Auftaktveranstaltung und im Gespräch mit Umweltministerin Thekla Walker eingebracht, um Mittel klug und zielgerichtet einzusetzen.