Volles Bio-Sortiment
Mit Teichanlage und Gewächshaus hat sich der Bioland-Hof Engelhardt zukunftsfähig aufgestellt.

Bio-Gemüseanbau auf dem Hof Engelhardt im Freiland; im Hintergrund das große Gewächshaus.
Die grünen Ökokisten vom Hof Engelhardt bei Schwäbisch Hall sind bis nach Bad Cannstatt, Ludwigsburg und Heilbronn bekannt, im Osten begrenzen Ellwangen und im Süden Schwäbisch Gmünd das Liefergebiet. Rund 2000 Haushalte – die meisten wöchentlich – versorgen die Bio-Landwirte CO-2-kompensiert und unverpackt mit Salat, Tomaten, Wurzelgemüse, Kräutern, Kohl & Co. „Dazu kommt noch vieles mehr“, sagt Hartmut Engelhardt (58), „wir sind ein Bio-Vollsortimenter.“ Soll heißen: Neben Frischem aus eigenem Anbau und von Partnern aus der Region liefert Hof Engelhardt praktisch alles, was man zum Leben braucht – Kosmetika und Putzmittel inklusive. Das Angebot ist niederschwellig: Gerade mal 14,50 Euro beträgt der Mindestbestellwert und „alles wird selbst ausgefahren“, betont Engelhardt. Dank ausgefeilter Logistik betrage die Distanz zu einem Kunden rechnerisch gerade mal drei Kilometer.
Wir befinden uns in der im vergangenen Jahr errichteten Packhalle, einem schmucken Holzbau zwischen der ursprünglichen Hofstelle und dem großen Gewächshaus gelegen. Im ersten Stock des Gebäudes befinden sich Büros und eine große, voll eingerichtete Küche. „Hier, im neuen Zentrum des Hofs, soll ein Ort der Begegnung entstehen“, erklärt Engelhardt, „perspektivisch möchten wir unseren Kunden etwa mit Kochkursen Einblick in unsere Arbeit geben.“ Von der Galerie zeigt er auf die darunter liegenden vier Packstraßen: „Für Obst und Gemüse, für Naturkost, für Frischeartikel wie Milch, Käse und Fleisch sowie für Dinge des täglichen Bedarfs.“ Im angeschlossenen Lager hält eine Kaltwasserkühlung die Artikel frisch: „Tagsüber produziert sie mithilfe von Sonne Kälte und kühlt damit die Lager für Obst, Gemüse und die anderen verderblichen Produkte.“ Dank Photovoltaik und einer Hackschnitzelanlage, in der ausschließlich Holz aus regionalem Anbau verheizt wird, verfügt der Hof praktisch über ein eigenes Nahwärmenetz.
Fast drei Jahrzehnte lang war der Hof Engelhardt ein klassischer Freiland-Gemüsebetrieb, seit 1989 nach den Richtlinien des Bioland-Verbands. Mit dem Einstieg der Gemüsebaumeister Jonas (30) und Hannes (26) Engelhardt in den Betrieb begann der Weg „vom Landwirt über den Biobauern zum Bio-Gemüsegärtner“. 2018 entstand das große Gewächshaus, in dem unter Tageslicht etwa Bio-Tomaten und -Gurken auf natürlichem Humus wachsen – Tröpfchenbewässerung inklusive. Auf rund 30 Hektar Freifläche gedeihen beispielsweise Wurzelgemüse, Kohlarten und Salate; auch Exoten wie Flower Sprout gibt’s aus eigenem Anbau. Durchdachte Fruchtfolgen halten den Ackerboden fruchtbar.
In der Hochsaison werden auf der Freifläche mehr als 40 Sorten für den regionalen Lieferservice Ökokiste, einige Bio-Fachmärkte und den Schwäbisch Haller Wochenmarkt geerntet. „Wir sind schon breit aufgestellt“, sagt Engelhardt stolz, „wenn im Frühjahr das Pflanzen losgeht, sind wir noch am Ernten von Lauch und Flower Sprouts.“ Die Arbeit, vieles von Hand, ist nur mithilfe von Mitarbeitern aus Polen und Usbekistan zu stemmen: „In der Spitze sind 25 bis 40 Leute beschäftigt, rund ein Dutzend festangestellt.“
Dass durch den Klimawandel der Bedarf an künstlicher Bewässerung steigt und noch steigen wird, ist offenkundig. Hier bewies Hartmut Engelhardt bereits 2016 mit einer Teichanlage samt Speicher und –von der Universität Hohenheim konzipierten – vorgeschalteten Filterbecken Weitsicht. Rund 20 000 Kubikmeter Wasser fasst die Anlage derzeit. Gespeist wird sie über ein kilometerlanges Rohrsystem aus dem Fluss Kocher, „streng reglementiert nach Wasserpegel und Jahresmenge“. Dazu kommt das gesamte Oberflächenwasser von den Dachflächen.
Eine halbe Million Euro habe er dank viel Eigenleistung investiert, gibt Engelhardt bereitwillig Auskunft; Förderung von staatlicher Seite gab’s dafür nicht. Der Bio-Bauer zieht dennoch zufrieden Bilanz: „Der Teich hat unseren Betrieb in den Hitzesommern der Jahre 2018, 2020 und 2022 gerettet.“
Hoffest bietet Blick hinter die Kulissen
Wie wird eigentlich meine Ökokiste gepackt? Diese Frage hat sicher einige motiviert, sich am Wochenende zum Hoffest auf den Hof Engelhardt aufzumachen. Alle zwei Jahre öffnet der Bioland-Betrieb in Schönenberg bei Untermünkheim (Kreis Schwäbisch Hall) seine Tore. Erstmals konnten in diesem Jahr die Kundschaft hinter die Kulissen schauen und Einblick in die neue Betriebshalle mit ihrem ausgefeilten Packkonzept bekommen. Führungen durch die Gewächshäuser sowie Traktorrundfahrten mit dem Gemüsebauteam durchs Freigelände machten ökologische Landwirtschaft hautnah erlebbar.
Alle lockte zudem die Möglichkeit, regionale Vielfalt kennenzulernen und zu genießen. Zahlreiche regionale Erzeugerinnen, Erzeuger und Partnerbetriebe aus der Region und darüber hinaus stellten sich und ihre Produkte vor – Kostproben inklusive. Fürs leibliche Wohl war mit Fleisch, Wurst, Gyros, Crêpes, Waffeln, Küchle, Eis und mehr ohnehin bestens gesorgt.
Der Renner waren in diesem Jahr dreierlei feine Salatbowls. Köchin Hella Woitalla, im Betrieb fürs Catering zuständig, hat die veganen Gerichte komponiert. Die 50-Jährige ist sichtlich mit Spaß an der Arbeit: „Ich darf alles einsetzen, was an Gemüse vom Hof Engelhardt kommt.“ Und wie viele Gäste sind heuer zum Hoffest gekommen? In dieser Frage setzte Hartmut Engelhardt auf die Erfahrung seiner Köchin: „6 000 bis 7 000 Gäste werden es schon gewesen sein.“

