Pressemitteilungen

Mehr junge Perspektiven wagen – Ein Beitrag zum Organic Summit 2025 von Judith Blättler

Agrarpolitik, Junges BiolandGesamtverbandBioland e.V.22.08.2025

Junges Bioland e.V. bringt beim Organic Summit 2025 frische Stimmen und klare Forderungen ein: Mehr Beteiligung junger Menschen, echte Unterstützung bei der Hofnachfolge und ein starkes Bekenntnis zum Ökolandbau – für eine zukunftsfähige Agrarpolitik.

Junge Stimmen beim Organic Summit 2025: Mit kreativen Ideen und klaren Botschaften setzen sich Nachwuchskräfte für bessere Rahmenbedingungen und mehr Ökolandbau ein.

Es ist Montagmorgen. Wir treffen uns an der Kopenhagener Kaimauer vor einem imposanten schwarzen Würfel, dessen Oberfläche durch die Spiegelung des Meerwassers hell glänzt. Der Schwarze Diamant, Kopenhagens Bibliothek, dient als Schauplatz für den Organic Summit 2025 – ein Gipfeltreffen für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Ziel der zweitägigen Veranstaltung: Das 25-Prozent-Öko-Ziel der EU bis 2030 in der Umsetzung auf die nächste Stufe heben. Und wir wollen mitmischen.

Wir, das sind Lennart Bertels, Vorstandsvorsitzender von Junges Bioland e.V., Raphael Niemann und Niklas Jantzen, zwei agrarpolitisch interessierte Mitglieder von Junges Bioland, und ich, Judith Blättler, Werkstudentin im Jungen Bioland. Mit uns nehmen am 18. und 19. August noch 400 weitere Personen am Gipfel teil, darunter auch Jugendvertreter*innen der in diesem Jahr neu gegründeten dänischen Öko-Jugendbewegung Økologisk Ungdomsbevægelse (dänisch für „Ökologische Jugendbewegung“) sowie aus einer Kooperation mit dem tschechischen Ableger des EU-Projekts ECO-READY.

Zwischen Schlagworten und echten Kontroversen

Los ging es mit einer hochkarätig, leider ausschließlich männlich besetzten Podiumsdiskussion, auf die noch viele weitere folgen sollten. In einzelnen Panels kamen kontroverse Debatten auf – etwa über Neue Genomische Techniken oder den Zugang zu Land. Am hitzigsten diskutiert wurde jedoch die Veranstaltung „Regenerativ und Ökologisch: Konkurrierende Visionen oder sich ergänzende Konzepte?“ mit Podiumsteilnehmer*innen aus den USA sowie Vertreter*innen von Nestlé und Arla. Das ausbleibende Bekenntnis zum Ökolandbau seitens des Nestlé-Vertreters sorgte für viel Kritik an der Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsagenda des Großkonzerns. Ansonsten blieben die Diskussionen meist zwischen Schlagworten und leicht selbstbeweihräuchernden Beiträgen zu den Vorteilen des Ökolandbaus hängen, da die Beteiligungsmöglichkeiten für das Publikum begrenzt waren.

Junge Perspektiven sichtbar machen

Das wollten wir am zweiten Konferenztag ändern. Dieser stand ganz im Zeichen unseres Workshops zu den Herausforderungen junger Menschen in der Ökobranche. Auf den Podien des Vortags wurde immer wieder betont, dass Jugendförderung und -beteiligung zentrale Bestandteile für das Erreichen des 25-Prozent-Ziels seien – oder zumindest sein müssten. In Kooperation mit den anderen Jugendorganisationen wollten wir diesem Thema einen eigenen Raum geben, und der Andrang war groß. Drei junge Öko-Landwirt*innen stellten ihre persönlichen Herausforderungen in der Branche in den Mittelpunkt: Marktzugänge für kleinstrukturierte Betriebe, Einstiegsbarrieren für Menschen ohne landwirtschaftlichen Hintergrund und fehlende Unterstützungsstrukturen für Hofnachfolger*innen.

Austausch, Ideen und konkrete Impulse

Wie bekommen Neueinsteiger*innen Zugang zum informellen Wissensschatz und zu bestehenden Netzwerken? Wie können Beratungsstrukturen ausgebaut werden, um den steigenden Bedarf zu decken? Wie können kleine, aber sehr vielfältige Öko-Betriebe wettbewerbsfähig werden? Die intensiven Gespräche in Kleingruppen sollten die Teilnehmenden vor allem dazu anregen, unabhängig vom Alter junge Perspektiven mitzudenken und auf diesem Weg als Multiplikator*innen Veränderungen im Sinne der Öko-Jugend in ihrem jeweiligen Kontext zu gestalten – sei es beim Initiieren von Gesetzesvorhaben, der Verteilung von Haushaltsmitteln, dem Aufbau lokaler Kooperationen oder Netzwerke oder bei der Ausbildung junger Menschen in ihren Betrieben.

Junge Stimmen, starke Wirkung

Die Resonanz auf unseren Workshop war unglaublich positiv und wurde als erfrischende Ergänzung zum restlichen Programm wahrgenommen. Mehr junge Inhalte und junge Menschen auf den großen Podien hätten der Konferenz gutgetan. Trotz dieser Kritik sind wir sehr froh, dass wir immer wieder die Chance erhalten, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen. Wir lernen viel über Netzwerkarbeit, politische Entscheidungsprozesse und Interessensvertretung. An den Abenden haben wir noch viele Stunden über das Erlebte diskutiert und Ideen entwickelt. Der internationale Austausch mit den anderen Jugendvertreter*innen war unglaublich bereichernd – wir konnten uns gegenseitig in unserer Arbeit unterstützen.

Man darf uns also jederzeit gerne wieder zu derartigen Veranstaltungen einladen, denn eines steht auf jeden Fall fest: Das 25-Prozent-Ziel – wann immer es Realität wird – erreichen wir nur MIT den jungen Menschen in der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft.

Ihre Ansprechperson

Junges Bioland

Referent des Vorstands
Christian Gadenne