Kein Freifahrtschein für Pestizid-Konzerne!
Vor dem Hintergrund der Bemühungen einiger vor allem unionsgeführter Bundesländer bei der Agrarministerkonferenz, das Vetorecht des Umweltbundesamts bei der Zulassung von Pestiziden zu kippen, warnen Bioland und Naturland vor den Konsequenzen.

Bei der aktuell laufenden Agrarministerkonferenz in Heidelberg formiert sich eine Interessengemeinschaft für mehr Pestizide auf deutschen Äckern und Feldern. Unions- und FDP-Landesagrarminister*innen wollen das Vetorecht des Umweltbundesamts (UBA) bei der Zulassung von Pestiziden kippen. Bisher hat das UBA das letzte Wort, wenn es darum geht, ein neues Pflanzenschutzmittel einzuführen. Als zuständige Umweltfachbehörde stellt es sicher, dass keine Mittel zugelassen werden, die unvertretbare Risiken für die Umwelt darstellen. Bioland und Naturland kritisieren die Bemühungen der Länder für vereinfachte Pestizidzulassungen scharf.
Bioland-Präsident Jan Plagge unterstreicht: „Ja, wir haben in Deutschland ein Problem mit Pestiziden. Aber sicher nicht damit, dass zu wenige von ihnen eingesetzt werden. Im Gegenteil: Zahlreiche Studien belegen eine flächendeckende Belastung mit Rückständen von leicht flüchtigen Pestiziden – und das nicht nur auf landwirtschaftlichen Flächen, sondern auch beispielsweise in Wohngebieten sowie in der Nähe von Kindergärten und Schulen. Und: Pestizide können krank machen. Das ist spätestens mit der Anerkennung von Parkinson als Berufskrankheit in der Landwirtschaft Common Sense. Dass sich einige Bundesländer vor diesem Hintergrund nun dafür einsetzen, bei der Zulassung neuer Pflanzenschutzmittel die zentrale Instanz mit dem kritischen Blick auf Umweltfolgen auszuschalten, ist schon zynisch.“
Naturland-Präsident Eberhard Räder kommentiert: „Der steigende Schädlingsdruck hat seine Ursachen zu einem erheblichen Anteil in einer intensiven Wirtschaftsweise mit sehr engen Fruchtfolgen. Wenn dann noch akuter Schädlingsbefall mit chemisch-synthetischen Pestiziden bekämpft wird, hat das fatale Auswirkungen auf die Umwelt. Die Sicherung der Ernte wird so durch einen drastischen Verlust der Artenvielfalt und verunreinigte Gewässer erkauft. Deshalb ist die Rolle des UBA als letzte Kontrollinstanz bei der Pestizidzulassung zentral und das muss sie auch bleiben. Dass es auch ohne chemisch-synthetische Pestizide gelingt, sehr gute Ernteergebnisse einzufahren, zeigt der Ökolandbau mit seinem ganzheitlichen Ansatz.“
Die beiden Verbandspräsidenten betonen, dass sich Länder und Bund lieber auf die breit in Wirtschaft und Gesellschaft getragenen Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft besinnen sollten: Pestizideinsatz reduzieren, auf vielfältige Fruchtfolgen und die Entwicklung sowie Zulassung von biologischen oder naturstoffbasierten Pflanzenschutzmitteln setzen. Räder und Plagge empfehlen eine Pestizidabgabe als besonders wirksames Instrument. Wie eine Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) im Auftrag eines breiten Bündnisses zeigt, würde eine solche Abgabe dafür sorgen, dass der Pestizideinsatz deutlich zurückgeht. Zudem würde dringend benötigtes Geld für den nachhaltigen Umbau des Agrarsektors in die Kassen gespült, betonen die beiden Präsidenten.
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