Zukunft der Food-Industrie

Aus der RegionNiedersachsen / BremenNiedersachsen|Bremen08.12.25

Exkursion des Verbands Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V. liefert Einblicke in neue Verfahren der veganen Lebensmittelproduktion sowie Abläufe einer Insektenfarm.

Exkursionsteilnehmende beim Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik

Am 20. November lud der Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V. zu einer spannenden Exkursion in die Hochburg der Schweinemast und Food-Industrie nach Quakenbrück. Erste Station war das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik. Das DIL forscht seit vielen Jahren an unterschiedlichen neuen Verfahren zur Herstellung von Lebensmitteln. Nicht nur einige Bioland-Partner unterstützen das DIL, sondern auch viele Schwergewichte aus der Foodindustrie und dem Finanz- und Versicherungswesen. Ein Schwerpunktthema ist die Produktion von veganen Ersatzprodukten auf Basis von Hülsenfrüchten. In einem spannenden Vortrag und einer anschließenden Besichtigung konnten wir einen Einblick in die Möglichkeiten der veganen Produktherstellung gewinnen. Das DIL mit seinen 200 Mitarbeitenden ist hier weltweit führend in der Forschung.  So entwickelte es ein neues Verfahren zur Herstellung von Nahrungsmitteln mit einem optimierten Bissverhalten. Die selbst eigens entwickelte Maschine kann mehrere Tonnen veganer Ersatzprodukte pro Tag herstellen.  Damit leistet das DIL  längst nicht mehr nur reine Forschungsarbeit, sondern bietet mittlerweile für die klassische Food-Industrie die Herstellung von Vorprodukten  an, die dann bei den Unternehmen  geschnitten, gewürzt oder gekocht und so zu Endprodukten verarbeitet werden.

Wurst aus niedersächsischen Bio-Erbsen

In einem Projekt mit dem KÖN wurden im DIL auch niedersächsische Bio-Erbsen verarbeitet und am Ende zu einer vegetarischen Wurst „zusammengebaut“. Die Herstellung veganer Bio-Produkte bleibt weiter sehr anspruchsvoll, da Methylcellulose (E461) im Biobereich nicht zugelassen ist - schließlich ist E461 ein chemisches Produkt, welches auch in Tapetenkleistern und anderen Klebern  zu finden ist. In konventionellen veganen Produkten wird E461 hingegen eingesetzt, sodass die Bindigkeit des Materials viel einfacher herzustellen ist.  Es wurde nochmal sehr deutlich: Aus Ackerbohnen, Erbsen oder anderen Leguminosen kann man zwar Mehl erzeugen, aber hieraus lässt sich noch längst kein Extrudat herstellen, welches die Rohmasse der veganen Produkte ist. Hierzu braucht es mindestens 55 % Rohprotein im Mehl. Daher müssen Isolate oder Konzentrate verarbeitet werden, die aus den Ursprungsmehlen aufbereitet werden. Dies können nur spezialisierte Unternehmen unter Einsatz von viel Energie und Wasser.

Insektenfarm produzieren die Larven der Schwarzen Soldatenfliege

Am Nachmittag ging es  einige Kilometer weiter zur  Insektenfarm des DIL. Diese ist ansässig einem Naturland-Elterntierbetrieb für Legehennen. Der Betriebsleiter hat vor knapp zwei Jahren eine neue Anlage mit zwei Kammern errichtet undnun zweimal wöchentlich die Larven der Schwarzen Soldatenfliege.

Die Larven der Schwarzen Soldatenfliege werden begutachtet.Die Larven der Schwarzen Soldatenfliege werden begutachtet.

Die Larven werden von dem Unternehmen farminsect verarbeitet und der Tierfuttermittelindustrie zur Verfügung gestellt. Aber auch eine Nutzung in der Pharmazie, in der Treibstoff- und Schmiermittelindustrie und andere Verwertungswege sind im Aufbau. Bereits heute erfolgt die Verarbeitung  einiger hundert Tonnen. Weitere Landwirte werden gesucht! Besonders interessant ist die Produktion für Betriebe mit ausreichend Energie am Hof, z.B. Biogasanlagenbetreiber, da die kleinen Larven in den ersten Tagen gut beheizt sein müssen. Bemerkenswert ist ihre sehr effektive Futterverwertung von 1:1,3. Die Larven der Soldatenfliege erhöhen ihr Gewicht innerhalb einer Woche um den Faktor 250. Ein sehr spannendes Feld, aber im Biobereich bisher noch nicht umsetzbar. Es fehlen noch Richtlinien für einige Bereiche der Haltung und Tötung. So entstehen aktuell formal nur konventionelle Larven, auch wenn ein Großteil der Futterkomponenten bereits biologischen Ursprungs ist. 

Mit vielen Impulsen und Ideen haben wir den Tag in Erinnerung und blicken in eine Zukunft, die durch Innovation und Veränderung geprägt sein wird.

 Text: Daniel Bischoff, Herstellerberatung