Stellungnahme zur EU-Strategie für den Generationenwechsel in der Landwirtschaft

NeuigkeitenGesamtverbandJunges Bioland05.09.25

Junges Bioland e.V. begrüßt die neue Strategie der EU-Kommission als wichtigen Schritt für junge Landwirt*innen – kritisiert jedoch das Fehlen einer klaren ökologischen Ausrichtung.

Vorsitzender Lennart Bertels auf dem Youth Policy Dialogue in Brüssel (Foto: EU-Kommission)

In der Stellungnahme, verfasst vom Vorsitzenden Lennart Bertels, fordert der Verein, den Ökolandbau als zentralen Hebel für eine zukunftsfähige Landwirtschaft endlich anzuerkennen und gezielt zu fördern.

Am 21. Oktober hat Agrarkommissar Christophe Hansen nun seine zu Beginn des Jahres angekündigte Strategie für den Generationenwechsel in der Landwirtschaft vorgestellt. Mit der Veröffentlichung legt die Europäische Kommission erstmals einen konzeptionellen Rahmen vor, der den Generationenwechsel als zentrale Zukunftsaufgabe anerkennt. Dabei adressiert er entscheidende Hürden für junge Unternehmer*innen, wie den Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen und Investitionskapital. Mit der Empfehlung an die EU-Mitgliedsstaaten zukünftig 6% des nationalen GAP-Budgets für die Förderung von Junglandwirt*innen zu verwenden, soll ihr Anteil von bisher 12% auf 24% bis 2040 erhöht werden. Das ist ein sehr wichtiger Schritt nach vorn. Denn ohne junge Menschen wird es keine zukunftsfähige Landwirtschaft in Europa geben. Dass die Kommission diesem Thema nun eine eigene Strategie widmet, ist deshalb ausdrücklich zu begrüßen.

Doch bei aller Anerkennung bleibt ein entscheidender Widerspruch bestehen: Die Strategie bleibt inhaltlich hinter den Zielen des Green Deal und der Agrarvision von Kommissar Hansen zurück. In diesen Leitstrategien nimmt der Ökolandbau eine zentrale Rolle in einer Agrarwende ein, hin zu einer nachhaltigen europäischen Landwirtschaft. In der nun vorliegenden Generational Renewal Strategy jedoch taucht der Ökolandbau kaum auf. Damit wird eine große Chance verpasst, die Förderung junger Landwirtinnen und Landwirte mit den bestehenden Nachhaltigkeitszielen der EU zu verbinden. Die Kommission betont zwar, dass es mehr junge Menschen braucht, die die Landwirtschaft „nachhaltiger“ gestalten, doch bleibt unklar, welches Bewirtschaftungsmodell diese Nachhaltigkeit tatsächlich trägt. Dabei ist der Ökolandbau das einzige gesetzlich definierte und überprüfbare Anbausystem, das nachweislich zu den Zielen beiträgt, die sich die EU selbst gesetzt hat: weniger Pestizide, mehr Biodiversität, gesunde Böden, Klimaschutz und Tierwohl.

Gerade deshalb hätte die Strategie ein klares Signal setzen müssen: Wer den Generationenwechsel wirklich mit der Nachhaltigkeitstransformation verknüpfen will, muss den Ökolandbau als zentralen Hebel benennen und gezielt fördern. Junge Menschen entscheiden sich zunehmend bewusst für den Ökolandbau, weil er Sinn stiftet und eine klare Antwort auf die ökologischen Krisen unserer Zeit bietet. In der ökologischen Landwirtschaft ist der Anteil der unter 40-Jährigen mit 21 % bereits mehr als doppelt so hoch wie in der konventionellen – dort liegt er bei lediglich 10 %. Doch diese Motivation braucht politische Rückendeckung: durch faire Einkommen, Zugang zu Land, gezielte Existenzgründungsförderung, praxisnahe Ausbildung und eine klare gesellschaftliche Anerkennung ökologischer Leistungen.

Die Generational Renewal Strategy hätte hier Vorbild sein können. Stattdessen droht sie dann nicht mehr als ein Werkzeug ohne inhaltliche Ausrichtung zu werden. Wer über Generationenwechsel spricht, darf nicht nur über Alter, sondern muss über Inhalte sprechen: Welche Landwirtschaft wollen wir eigentlich erneuern?

Wir fordern die Europäische Kommission auf, den Ökolandbau ausdrücklich als Priorität innerhalb der Generational Renewal Strategy zu verankern und damit konsequent an den Green Deal anzuknüpfen. Nur wenn junge Ökobäuerinnen und -bauern gezielt gefördert werden – mit besseren Zugängen zu Land, Kapital, Wissen und Märkten –, kann die Landwirtschaft in Europa wirklich erneuert werden: ökologisch, ökonomisch und sozial. Eine Generationenstrategie ohne Ökolandbau bleibt unvollständig. Wenn Europa den Anspruch hat, Landwirtschaft zukunftsfähig zu machen, dann muss die junge Generation, die diesen Wandel trägt, auch die politischen Instrumente dafür an die Hand bekommen.

Hier gibt's die vollständige Strategie

EU-Strategie für den Generationenwechsel in der Landwirtschaft (Englisch)