More gaps than GAP?

Updates aus dem VorstandGesamtverbandJunges Bioland10.12.25

Der 5. Agrarpolitische Salon (APS) des Junges Bioland e.V. fand am 23. November wie gewohnt am Vorabend der Bioland-Delegiertenversammlung in Fulda statt – und einmal mehr zeigte sich, dass das Format einen Nerv trifft.

More gaps than GAP? Der Agrarpolitische Salon 2025 (Foto: Junges Bioland)

Rund 90 Gäste, darunter zahlreiche Vertreter*innen aus Vorstand und Landesverbänden, füllten den Saal und verfolgten aufmerksam die Debatte zur Zukunft der EU-Förderpolitik. Moderiert von Johanna Zierl und begleitet vom augenzwinkernden GAP-Bingo, bei dem bereits kurz nach Beginn die ersten „Bingo!“-Rufe ertönten, nahm der Abend schnell Fahrt auf.

Den inhaltlichen Auftakt setzte Prof. Dr. Stephan von Cramon-Taubadel (Universität Göttingen), der den aktuellen GAP-Vorschlag knapp einordnete und dabei die Risiken zunehmender Nationalisierung sowie die weiterhin unzureichende Ergebnisorientierung hervorhob.

Podiumsdiskussion: Zwischen Anspruch, Realität – und viel Änderungsbedarf

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Teilnehmenden aus Praxis, Politik, Wissenschaft und Jugend unterschiedliche Perspektiven und Interessen auf die GAP einbringen. Trotz dieser Vielfalt herrschte in einem Punkt völlige Einigkeit: Der vorliegende GAP-Vorschlag verdient die Note „ungenügend“. Nach der intensiven Vorarbeit im Strategischen Dialog wäre nach Ansicht aller Podiumsteilnehmenden ein deutlich besserer Entwurf möglich gewesen.

Carolin Pagel (Agrarpolitik Bioland) kritisierte, dass zentrale Empfehlungen des Strategischen Dialogs kaum berücksichtigt wurden. Umwelt- und Klimaleistungen würden weiterhin nicht angemessen honoriert. Ohne gemeinsame Mindeststandards drohe ein Wettbewerb der Mitgliedstaaten um die niedrigsten Anforderungen, was bereits erreichte Fortschritte gefährden könnte.

Patrick Rückert (Praxis) lenkte den Blick auf die betriebliche Realität. Für viele Betriebe sei die GAP nach wie vor zu komplex, zu bürokratisch und zu wenig nachvollziehbar. Einkommen werde am Markt erzielt und nicht durch Förderprogramme. Jede zusätzliche administrative Hürde schränke die unternehmerische Freiheit weiter ein.

Michael Müller (Landjugend Bayern) betonte, dass bei knapper werdenden Mitteln stärker auf Einkommenswirksamkeit und wirtschaftliche Stabilität der Betriebe geachtet werden müsse. Dies gelte insbesondere für junge Menschen, die vor grundlegenden Entscheidungen über ihre berufliche Zukunft stehen

Prof. von Cramon-Taubadel verwies erneut auf die Gefahr, dass nationale Sonderwege die europäische Kohärenz schwächen könnten. Eine Förderung, die sich konsequent an tatsächlichen Leistungen statt an Maßnahmenkatalogen orientiert, sei notwendig. Dies würde die GAP für Praktiker zudem deutlich verständlicher machen.

Lennart Bertels (Junges Bioland) hob hervor, dass nationale Flexibilität nur dann hilfreich ist, wenn verbindliche Mindeststandards einen Abwärtstrend verhindern. Ambitionen in den Bereichen Umwelt, Klima und Tierwohl dürften nicht unter die Räder geraten. Die neue Jugendstrategie sei ein wichtiger Schritt, habe jedoch die Chance verpasst, sich klar an der ökologischen Landwirtschaft auszurichten. Er stellte die Frage, welche Landwirtschaft eigentlich erneuert werden solle.

Gemeinsam wurde deutlich: Die bevorstehenden Budgetkürzungen verschärfen die Frage der Priorisierung erheblich. Und ohne die konsequente Einbindung der Praxis riskiert die GAP, an Relevanz einzubüßen, gerade in einer Phase, in der sie Orientierung geben sollte.

Fazit: Ein Abend mit Wirkung – und ein Verein, der dranbleibt

Auch wenn wir gerne noch mehr Raum für Publikumsfragen und vertiefende Diskussionen geschaffen hätten, war die Veranstaltung ein Gewinn: Sie brachte Fachlichkeit, Kontroversen und Zukunftsfragen zusammen und gab einen deutlichen Impuls zur dringend nötigen Debatte über eines der wichtigsten Förderinstrumente der europäischen Landwirtschaft.

Das Junge Bioland wird sich auch im kommenden Jahr laut, kritisch und konstruktiv in den agrarpolitischen Diskurs zur GAP ab 2028 einbringen.