Eröffnung der ersten Öko-Aktionswoche in SH mit Bioland-Beteiligung
Am 29. September wurde die erste Öko-Aktionswoche von Werner Schwarz in Neumünster eröffnet. Auf der anschließenden Podiumsdiskussion teilten die Teilnehmer:innen ihre Visionen für den Ökolandbau von morgen.

(Foto: Ingmar Jaschok-Hops)
Am 29. September wurde die erste Öko-Aktionswoche von Werner Schwarz in Neumünster eröffnet. Auf der anschließenden Podiumsdiskussion teilten die Teilnehmer:innen ihre Visionen für den Ökolandbau von morgen.
Im Kongresszentrum der Holstenhallen in Neumünster fand die, vom Referat für Ökolandbau organisierte, Veranstaltung statt. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz eröffnete die Veranstaltung und damit auch die erste Öko-Aktionswoche in Schleswig-Holstein mit einem Grußwort. Er betonte die Bedeutung der Ökolandwirtschaft für die Schwarz-Grüne Landesregierung und berichtete über die verschiedenen Ansätze, mit der besonders der Absatz von Bio-Lebensmitteln aus der Region angeschoben werden soll.
Die anschließende Podiumsdiskussion – die, wie die gesamte Veranstaltung, von Bioland-Herstellungsberater Ingmar Jaschok-Hops moderiert wurde – stand unter dem Motto „Ökolandbau im Wandel – Visionen für morgen“. Teilnehmer:innen des hochkarätig besetzten Podiums waren der FiBL-Präsident Urs Niggli, der im Vorfeld der Diskussion ein 20-Minütiges Input zum Thema gegeben hat, Gründungsdirektor des Thünen-Insituts in Trenthorst, Gerold Rahmann, Georg Lutz vom Gut Wulfsdorf in Ahrensburg, Johannes Baasch vom Buchenhof in Altwittenbek und Corinna Ullrich, die an der Uni Gießen zu Innovationsbegriffen und Verbraucer:innenperspektiven forscht.
Auch wenn das große Thema „Visionen für morgen“ viel Raum für Ideen bot, fiel es den Teilnehmenden schwer, klare Ideen zu formulieren. Immer wieder aufgebracht wurden die klaren Zielkonflikte, mit denen sich die Ökolandwirtschaft beschäftigen muss: Nachhaltigkeit, Biodiversität, Tierwohl, aber auch Produktivität, ein Beitrag zur Welternährung und gleichzeitig Innovationskraft und Speerspitze beim Thema einer zukunftsträchtigen Weiterentwicklung der gesamten Landwirtschaft.
Johannes Baasch formulierte die Sorge, dass der immer professioneller und produktiver werdende Ökolandbau bei einer gleichzeitigen Ökologisierung der gesamten Landwirtschaft aus Verbraucherperspektive nur mehr schwer abzugrenzen sei. Georg Lutz erkannte einen Zeitenwandel und drückte Dankbarkeit dafür, aus, sein eigenes Berufsleben in den letzten 40 Jahren in einer deutlich beschaulicheren Bio-Welt verbracht zu haben – ohne aber konkret formulieren zu können, woran der Zeitenwandel festzumachen ist. Corinna Ullrich betonte den Zielkonflikt und mahnte, bei der Weiterentwicklung des Ökolandbaus auch die Verbraucher:innenperspektive mitzudenken: die Idee, die Verbraucher:innen von Bio-Landwirtschaft haben, deckt sich immer weniger mit der Realität vieler Betriebe. Die Schuld dafür allein der Uninformiertheit der Verbrauchenden zuzuschieben birgt ein großes Risiko für den Biomarkt, von Skandalen erschüttert zu werden und Vertrauen zu verlieren.
Es kamen aber auch positive Trends zur Sprache, beispielsweise, dass sich immer mehr etablierte Markenhersteller aus der Lebensmittelverarbeitung für die Produktion von Bio-Produkten, besonders auch auf Verbandsniveau interessierten. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass Bio aus der „wir können auch billig“-Phase entwächst und die Hochwertigkeit der Produkte und Vorzüglichkeit in vielen Bereichen der Nachhaltigkeit wieder in den Fokus rücken.
Alles in allem war es eine sehr gelungene Eröffnung für die erste Öko-Aktionswoche in Schleswig-Holstein, die in den folgenden Tagen mit einer Vielzahl von Veranstaltungen für unterschiedliche Zielgruppen aufwarten konnte.
Text: Ingmar Jaschok-Hops