Eiermarkt 2025: Zwischen Krise und Chancen

Aus der RegionNordrhein-WestfalenNordrhein-Westfalen10.12.25

Vom Dollar-Ei in den USA bis zu fehlenden Stallkapazitäten in Deutschland: 2025 war ein turbulentes Jahr für den Eiermarkt. Verschiebungen in Nachfrage und Erzeugung stellen Betriebe vor große Herausforderungen – Austausch bleibt entscheidend

Bioland e. V., Sonja Herpich

Geflügel von transatlantisch bis regional

Was für ein turbulentes Jahr am Eiermarkt: Zu Ostern kostete ein Ei in den USA zeitweise einen ganzen Dollar. Ursache war die Vogelgrippeepidemie in Nordamerika, die zur Keulung von Millionen Legehennen führte – mit deutlichen Auswirkungen auch auf unseren (konventionellen) Eiermarkt. Selbst günstige Bodenhaltungseier wurden zu Preisen über 30 Cent per Frachtflugzeug in die USA exportiert.

In den Niederlanden soll die Veredelung um 15–20 % reduziert werden. Bereits wurden mehrere Millionen Legehennenplätze vom Markt genommen, Halter entschädigt und Ställe abgerissen – Kapazitäten, die nun auch in Deutschland fehlen, da in den letzten Jahren kaum neue konventionelle oder Bio-Ställe gebaut wurden. Gleichzeitig ist der Eierkonsum hierzulande gestiegen.

Teilweise konnte die Nachfrage durch den Wechsel von Braun- zu Weißlegern aufgefangen werden. Diese Hybrid-Hennen legen mehr Eier, halten die Legephase länger durch und benötigen weniger Futter. Die Schalenfarbe spielt im mehrstufigen Handel kaum noch eine Rolle, in Direktvermarktung und Naturkosthandel dagegen schon. Das braune Ei kostet in der Erzeugung 1,5–2 Cent mehr, was in der Kalkulation berücksichtigt werden muss.

Der Nachfrageboom wirkt sich jedoch nicht auf alle Absatzwege gleich aus. Während Discount und LEH wachsen, ist die Lage im Naturkosthandel und in der Direktvermarktung uneinheitlich. Viele Direktvermarkter zögern, leerstehende Ställe wieder zu belegen, da unklar ist, wie nachhaltig der Aufschwung im Direktabsatz bleibt. Unsicherheit herrscht auch bei Preissteigerungen: Wo liege ich dann im allgemeinen Preisgefüge? Vielen Betrieben fehlen aktuell 2–4 Cent pro Ei.

Die Verschiebungen haben das Preisgefüge im Handel und bei Endverbraucherpreisen durcheinandergebracht. EU-Bioeier rücken preislich an regionale Bioland-Eier heran. Der Handel bewertet Lieferfähigkeit derzeit oft höher als Regionalität oder Erzeugerstandards. Teilweise wurden Einkaufspreise gedrückt mit Verweis auf günstige EU-Bioeier, während Endverbraucherpreise erhöht wurden – ohne Anpassung der Erzeugerpreise. Das sorgt für Frust bei Lieferanten, die seit Langem über Preiserhöhungen nachdenken.

Schlussendlich herrscht ein Stück weit „Wilder Westen“ am Eiermarkt. Das spüren auch wir und erleben viele Emotionen. Bleibt mit euren Marktpartnern im Gespräch und informiert euch über Märkte, Preise und Entwicklungen. Wir von der Bioland-Beratung hoffen, euch dabei unterstützen zu können.

Thomas Ingensand, NRW Umstellunsgberatung und Fachberatung Geflügel