Zwei Tierseuchen drohen
Insekten verbreiten zwei weitere Viruserkrankungen: Betriebe mit Rindern, Büffeln, Zebus und Hirschen sind zu Wachsamkeit aufgerufen.

Bei auffälligen Symptomen an Rindern, Büffeln, Zebus und Hirschen müssen Tierhalter:innen an die Seuchengefahr denken und eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu Rate ziehen. (Foto: Landpixel)
Von Südeuropa kommend treten sowohl Lumpy Skin Disease (LSD) als auch die Epizootische Hämorrhagische Krankheit (EHD) mittlerweile in Nachbarländern Deutschlands auf. Insekten übertragen die Krankheitserreger, daher erwartet das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), dass sich die Tierseuchen weiter ausbreiten. Zunächst gilt, mit vorbeugenden Maßnahmen zu verhindern, dass die Krankheiten eingeschleppt werden, zudem sollten Tierhalter:innen genau hinschauen, um eine Erkrankung sicher zu erkennen.
Das FLI intensiviert das Gnitzenmonitoring, an dem sich Landwirt:innen beteiligen. Die Bioland-Beratung hat in der August-Ausgabe des bioland-Fachmagazins vorgestellt, wie man Tiere auf der Weide vor Insekten schützen kann.
In Italien und Frankreich – nahe der Schweizer Grenze – gab es neue Ausbrüche von LSD, meldete das FLI Anfang Juli. „Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen besteht ein reales Risiko, dass das Virus auch nach Deutschland eingeschleppt wird“, so die Experten am FLI. Das Radrennen Tour de France musste wegen einer Sperrzone eine geplante Etappe anpassen.
Hautveränderungen sind Symptome
LSD ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die ausschließlich Rinder, Zebus und Büffel betrifft. Übertragen wird das Virus in erster Linie durch Insekten wie Bremsen und Stechfliegen. Übertragungen von Tier-zu-Tier spielen eine untergeordnete Rolle. Für den Menschen ist LSD ungefährlich. Für die betroffenen Tiere jedoch kann die Krankheit mit schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen einhergehen. Den Betrieben drohen erhebliche wirtschaftliche Verluste etwa durch eine niedrigere Milchleistung, Handelsbeschränkungen und tierschutzrelevante Symptome.
Typische Krankheitsanzeichen bei betroffenen Tieren sind plötzlich auftretendes Fieber, knotige Hautveränderungen, die „Noduli“, vor allem im Bereich von Kopf, Hals, Rücken und Euter, sowie geschwollene Lymphknoten. Auch Nasen- und Augenausfluss, Fressunlust, allgemeine Schwäche und ein Rückgang der Milchleistung sind häufige Symptome. Die Krankheit kann zu erheblichen Tierverlusten und Produktionsausfällen führen.
EHD nur im Virusnachweis von Blauzunge zu unterscheiden
Die Krankheit EHD ist zuletzt im Sommer in Belgien nachgewiesen worden. Sie ist klinisch nicht von der Blauzungenkrankheit (BTV) zu unterscheiden. Eine Infektion mit EHD lässt sich nur mit einem Virusnachweis im Labor von BTV unterscheiden.
Das Virus befällt alle Wiederkäuer inklusive der Hirschartigen. Anders als bei BTV sind Rinder gegen EHDV deutlich empfindlicher als Schafe und Ziegen. Der Name leitet sich von der ersten Beschreibung der Erkrankung bei Weißwedelhirschen in Nordamerika mit starken Blutungen, Hämorrhagien, ab.
In Frankreich ist bereits ein Impfstoff zugelassen. Mithilfe der Impfung will das Land verhindern, dass die Seuche sich weiter ausbreitet und hat einen Impfgürtel von 100 km Breite geschaffen.
Neben dem Leid für die Tiere führt EHD zu schweren wirtschaftlichen Verlusten für die Landwirte und Landwirtinnen, weil die Milchleistung zurückgeht. Auch dürfen die Tiere nicht mehr innerhalb und zwischen den Ländern transportiert und gehandelt werden.
Das EHD-Virus vom Serotyp 8 wurde im Jahr 2022 in Sizilien und Sardinien nachgewiesen. Seit 2023 sind auch Frankreich, Spanien, Portugal betroffen. „Es ist damit zu rechnen, dass das Virus mittelfristig auch in Deutschland ankommt“, so die Einschätzung des FLI.