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Vitifit-Konferenz zu Falschem Mehltau

Pflanzenbau21.04.25

Es gibt unterschiedliche Ansätze, um Falschen Mehltau im Weinbau zu bekämpfen. Wissenschaftler:innen und Winzer:innen stellten auf der Veranstaltung zum Beispiel das Marktpotenzial von Piwi-Sorten vor.

Falscher Mehltau kann im ökologischen Weinbau zu großen Ertragseinbußen führen. (Foto: Sonja Herpich)

Neue Pflanzenschutzstrategien gegen Falschen Mehltau zu entwickeln, ist das Ziel des Vitifit-Projektes. Es ist das bisher größte deutsche Praxisforschungsprojekt im Öko-Weinbau. Anfang April hat die Vitifit-Konferenz in Merzhausen bei Freiburg im Breisgau stattgefunden. Schwerpunkte der Veranstaltung waren das Potenzial pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (Piwis), wie sie sich bei Verbraucher:innen etablieren lassen und ob Kaliumphosphonat wieder erlaubt werden soll. Wie viel Pflanzenschutzmittel Winzerbetriebe mit Piwi-Sorten einsparen können, erläuterte Dorottya Simon vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR). Laut Simon sind die Resistenzen der verfügbaren Sorten unterschiedlich stark ausgeprägt. Neuere Piwi-Sorten würden mehrere Resistenzen verbinden und seien deshalb weniger anfällig dafür, dass angepasste Erreger die Widerstandsfähigkeit durchbrechen. „Dennoch gilt für alle Piwi-Rebsorten: Kein Pflanzenschutz ist keine Lösung“, betonte Simon.

Wie es gelingen kann, Piwis in die Praxis einzuführen, diskutierten Praktiker:innen bei einer Podiumsdiskussion. Martin Schmidt, Bio-Winzer aus Baden, baut auf 20 Hektar Piwi-Sorten an. Er riet dazu, bei der Vermarktung von Piwi-Weinen mit einem Crémant anzufangen. Das sei ideal für den Einstieg. Bei Verkostungen mit Verbraucher:innen kommen diese Weine nach seiner Erfahrung sehr gut an, vor allem, wenn zusätzlich die Vorteile im Anbau genannt werden. „Wir erreichen damit auch neue, junge Zielgruppen“, sagte Schmidt. Auch Bio-Winzer Andreas Dilger bestätigte, dass Verbraucher:innen sehr aufgeschlossen für Piwi-Weine sind. „Wenn es gelingt, gute Qualitäten und Strukturen für Piwi-Sorten aufzubauen, werden sich diese Weine durchsetzen“, zeigte sich Dilger überzeugt. Prof. Randolf Kauer von der Hochschule Geisenheim hob hervor, wie wichtig Kaliumphosphonat für den Öko-Weinbau ist. „Bei der Anwendung geht es vor allem um kritische Jahre, die die Wirtschaftlichkeit der Betriebe bedrohen“, sagte der Experte. Im aktuellen Sachstandsbericht, der mit dem Antrag bei der EU-Kommission eingereicht wurde, habe man aktuelle Erkenntnisse zu kritischen Punkten aufgenommen. Phosphonat ist im Vergleich zu Kupfer bodenschonender. Wendet man es fachgemäß an, lässt es sich bis zum Ende der Blüte einsetzen. 

Wie wichtig eine Wiederzulassung von Kaliumphosphonat wäre, unterstrich Bio-Winzer Claus Burmeister in der abschließenden Podiumsdiskussion. Ohne die Möglichkeit, Kaliumphosphonat einzusetzen, musste er etwa im regenreichen Jahr 2016 einen riesigen Aufwand beim Pflanzenschutz betreiben und kam trotzdem nur auf ein Drittel des üblichen Ertrags. Er hat kein Verständnis für die Aufhebung der Zulassung. „Wir können solche schlechten Jahre wie 2024 finanziell nicht mehr tragen“, sagte Burmeister. „Die Reserven sind aufgebraucht.“

Jürgen Beckhoff, BLE