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Schutzstatus gesenkt

Tierhaltung09.12.24

Die FFH-Richtlinie kann den Wolf neu bewerten. Damit wird das Bestandsmanagement zum Schutz von Schafen, Ziegen und Rindern leichter.

Zum Schutz von Schafen, Ziegen und Rindern auf der Weide könnten Problemwölfe künftig leichter geschossen werden. (Foto: Imago)

Die Wolfspopulation in Europa ist so stark angestiegen, dass der Schutzstatus des Wolfs in der Berner Konvention gesenkt wird. Der Europarat hat Anfang Dezember einer Herabstufung des Wolfs von „streng geschützt“ auf „geschützt“ zugestimmt, wie die EU-Kommission beantragt hatte. Die Neubewertung tritt voraussichtlich im März in Kraft, indem der Wolf von Anhang 2 in Anhang 3 umgelistet wird. Diese Änderung könnte ein Bestandsmanagement auffälliger Wölfe ermöglichen. Bevor dies in Deutschland umgesetzt werden kann, sind jedoch Änderungen der FFH-Richtlinie im EU-Recht erforderlich. Einem entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission müssen die EU-Staaten und das Europaparlament zustimmen.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir begrüßte die Entscheidung des Europarats: „Weidetierhaltung und Wolfsschutz können so besser in Einklang gebracht werden.“ Auch Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer lobte die Umlistung: „Angesichts einer stark gestiegenen Wolfspopulation in Europa und auch in Niedersachsen ist der Wolf nicht mehr vom Aussterben bedroht, sondern hat eine positive Bestandsentwicklung.“ Eine Änderung der FFH-Richtlinie soll ein regional differenziertes Bestandsmanagement möglich machen, um ProblemwöIfe zu entnehmen. Die Ampelparteien hatten im Koalitionsvertrag vereinbart, die Weidetierhaltung aus ökologischen, kulturellen und sozialen Gründen sowie zum Erhalt der Artenvielfalt und Kulturlandschaft zu erhalten. Die Dokumentatios- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf berät Naturschutzämter von Bunde und Ländern bei allen Fragen zum Thema Wolf.

Die Wolfsbestände in Europa sind in den letzten zehn Jahren stark gewachsen – von 11.200 Tieren im Jahr 2012 auf über 20.300 im Jahr 2023. Parallel dazu häufen sich Konflikte mit der Landwirtschaft: Jährlich werden in Europa rund 65.500 Nutztiere, überwiegend Schafe und Ziegen, von Wölfen gerissen, zum Teil trotz der weiterhin wichtigen Schutzmaßnahmen wie Zäunen und Herdenschutzhunden.

In Deutschland wurden 209 Wolfsrudel im Monitoringjahr 2023/24 gezählt. Diese Zahl hat das das Bundesamt für Naturschutz (BfN) Ende November aus Basis der Meldungen aus den Bundesländern veröffentlicht. Das Wolfsvorkommen in Deutschland konzentriert sich wie in den Vorjahren auf das Gebiet von Sachsen in nordwestlicher Richtung über Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen. Auch in Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen wurden Wolfsterritorien nachgewiesen. Einen ersten Hinweis auf ein Rudel gab es in Baden-Württemberg in Breisgau-Hochschwarzwald sowie in Schleswig-Holstein im Segeberger Forst. Im Saarland wurden erstmals Wölfe nördlich von Saarbrücken und im Bliesgau nachgewiesen.

Die Berner Konvention ist ein 1979 verabschiedeter, völkerrechtlicher Vertrag des Europarates zum Schutz europäischer Wildtiere und -pflanzen. Auch Tierarten im Anhang 3 bleiben grundsätzlich schutzbedürftig und dürfen nur regional eingeschränkt reguliert werden, ohne den günstigen Erhaltungszustand in den jeweiligen biogeographischen Regionen zu gefährden. Die Umlistung könnte nur ein Veto von einem Drittel der Vertragspartner noch stoppen.