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Paludi statt Papier

Markt & Management24.01.25

Forschende des Fraunhofer-Instituts untersuchen Potenzial von Moorpflanzen für Verpackungen.

Diese Packmittel aus Moorpflanzen sind im Faserguss- und Tiefziehverfahren hergestellt worden und können gefalzt, geklebt und bedruckt werden.(Foto: Fraunhofer IVV)

Im Projekt „Paludi“ haben Forschende des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV die Potenziale von Moorpflanzen untersucht. Sie haben Herstellungsverfahren für nachhaltige Verpackungen aus Schilf, Seggen oder Rohrglanzgras erprobt. Paludikulturen wie Torfmoos, Schilf und Rohrglanzgras werden bereits als Baustoffe, Viehfutter und Nahrungsmittel eingesetzt. Aufgrund ihres geringeren Ligningehalts könnten die Moorpflanzen auch eine attraktive Alternative zu Holz als Rohstoffquelle für nachhaltige Papierverpackungen sein. Vor dem Hintergrund stark steigender Marktpreise und einer circa 80 Prozent hohen Importquote für Holzrohstoffe werden alternative Rohstoffquellen für Papierverpackungen zunehmend wichtiger.

Die im Projekt untersuchten Moorpflanzen werden gezielt in wiedervernässten Nieder- und Hochmooren angebaut. Paludikulturen tragen zum Erhalt der Moore bei und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz, da sie CO2-Emissionen minimieren. Im Vergleich zu Holz zeichnen sich diese Kulturen zudem durch einen niedrigeren Ligningehalt aus. Je niedriger er ist, desto geringer der Einsatz von Chemikalien. Der Zellstoff aus diesen Pflanzenfasern verfügt auch im Vergleich zu Mais oder Bambus über bessere mechanische Eigenschaften.
In weiteren Tests zeigte sich, dass die hergestellten Papiere gut verarbeitbar und stabil sind. Die Zugfestigkeit der Laborproben lag deutlich über den Werten der Referenzprobe, die in Form eines Eierkartons vorlag. Papiere aus Paludikulturen eignen sich des Weiteren für Verarbeitungsprozesse wie Falzen, Kleben und Bedrucken.
Die Forschenden konnten aus Schilfrohrfasern auch stabile Papiertiegel und Schalen herstellen, ohne Additive zu verwenden. Für die Produktion dieser Packmitteldemonstratoren wurde eigens eine Laboranlage entwickelt. Um die Produktion in den Industriemaßstab überführen zu können und eine verbraucherakzeptierte Verpackung für Konsumgüter zu gestalten, bedarf es jedoch noch weiterer Optimierungsschritte, etwa in Bezug auf die sensorische Wahrnehmung oder die Beschichtung des Materials. Geplant ist zunächst die Herstellung von Verpackungen für den Non-Food-Bereich wie Kosmetik, Logistik und Büromaterialien.


Das Projekt wird im Rahmen der Fraunhofer-Initiative für Biogene Wertschöpfung und Smart Farming durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie und das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Mecklenburg-Vorpommern gefördert.