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Öko-Nachbarn fördern Vielfalt

Pflanzenbau03.03.25

Für Insekten und Schmetterlinge ist Kalkmagerrasen wertvoll. Kleinstrukturierter Ökolandbau nebenan fördert die Biodiversität.

Die Große Wollbiene (Anthidium manicatum) gehört zu den Insekten, die auf Kalkmagerrasen vorkommen. (Foto: Hanno Korten/Universität Würzburg)

Die Lebensbedingungen für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere Bestäuber, die auf typischen Kalkmagerrasen in Nordbayern vorkommen, verbessern sich weiter, wenn die benachbarten Flächen ökologisch bewirtschaftet werden. Das hat ein Forschungsteam der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) gezeigt. Vor allem kleinere Ackerflächen und ökologisch bewirtschaftete Kulturen in der umgebenden Landschaft fördern die Vielfalt und die Anzahl verschiedener wildlebender Insekten auf Naturschutzflächen. Das gilt auch für zahlreiche, gefährdete Arten.

Im Fokus der Studie standen 40 Kalkmagerrasen-Flächen in Nordbayern – konkret im Raum Würzburg und der Rhön sowie rund um Bayreuth und in der Fränkischen Schweiz. Dort hat die Biologin Carolin Biegerl die Artenvielfalt bestimmt und diese in Relation gesetzt zu Faktoren wie Größe der Kalkmagerrasen, deren Vernetzung untereinander sowie Art und Qualität der angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen – ein Aspekt, der von der Forschung bislang vernachlässigt wurde, wie sie sagt.

Gefährdete Artenvielfalt beobachtet
Fünf Monate sind Carolin Biegerl und Benjamin Tanner morgens, mittags und nachmittags über die 40 ausgewählten Flächen gelaufen und haben Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge gesammelt, bestimmt und gezählt. Auch den Blütenreichtum, die Blütendichte und die Anzahl an Nistplätzen haben sie ermittelt. Das Ergebnis: „Insgesamt konnten wir auf den 40 Kalkmagerrasen-Flächen 231 Wildbienenarten, 90 Schmetterlingsarten, 62 Schwebfliegenarten und 274 Blütenpflanzenarten nachweisen“, sagt Biegerl. Immerhin knapp ein Viertel dieser Wildbienenarten sowie ein Drittel der Schmetterlingsarten sind nach Einschätzung der Rote Liste Bayerns in ihrem Bestand gefährdet.

„Die stärkste Auswirkung auf Solitärbienen, Schmetterlinge und Blütenreichtum hatte die Größe der Kalkmagerrasen“, erklärt Andrea Holzschuh, Professorin am der JMU. Besonders stark profitieren davon die gefährdeten Arten sowie der Blütenreichtum. Umgekehrt nimmt die Zahl der Bienen auf Kalkmagerrasen um gut ein Drittel ab, wenn sich die durchschnittliche Größe der angrenzenden Ackerflächen um einen Hektar erhöht.

Ökologischer Landbau wirkt positiv
Werden angrenzende Felder nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus bewirtschaftet, wirkt dies positiv. „Wenn nur zusätzlich zehn Prozent der einjährigen Ackerflächen ökologisch bewirtschaftet wurden, nahm die Häufigkeit von Hummeln um zehn Prozent und die Häufigkeit gefährdeter Schmetterlinge auf den wertvollen Naturschutzflächen um 20 Prozent zu“, so die Wissenschaftlerin.

Vor allem kleine Ackerflächen und ökologisch bewirtschaftete Kulturen machen sich dabei positiv bemerkbar. Eine angepasste Landschaftspflege trägt dazu bei, dass in geschützten hochwertigen Lebensräumen wie Kalkmagerrasen der Blütenreichtum wächst und die Zahl an Nistplätzen steigt. Damit unterstützen sie die Erhaltung verschiedener wildlebender Bestäubergruppen, einschließlich gefährdeter Arten.