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Metastudie erhöht Druck auf Politik

Politik02.06.25

Vorteile des Ökolandbaus bei Umwelt- und Ressourcenschutz belegt. Fakten stützen Ziele in Berlin und Brüssel.

Der Systemansatz des Biolandbaus zeigt sich in gesunden Böden. (Foto: Sonja Herpich)

Ökologische Landwirtschaft gilt zu Recht als Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige Landnutzung. Das ist das Fazit der Autoren und Autorinnen einer Metastudie unter der Leitung des Thünen-Instituts und der Universität Kassel. Im Vergleich zu konventioneller Landwirtschaft erbringt Ökolandbau höhere gesellschaftliche Leistung insbesondere bei Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaanpassung und Ressourceneffizienz, resümieren 22 Wissenschaftler:innen. Das berichtet auch das bioland-Fachmagazin in der Juni-Ausgabe.

Saubereres Wasser
Ökologischer Landbau belastet Grund- und Oberflächengewässer deutlich weniger mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln. Im Mittel sind die Stickstoffausträge um 28 Prozent geringer. Der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und der eingeschränkte Einsatz von Tierarzneimitteln senken die Umweltbelastung. Auch bei Phosphoreinträgen wird eine geringere Belastung erwartet, obwohl hierzu noch belastbare Studien fehlen. In 71 Prozent der Vergleichsstudien schnitt der ökologische Landbau hinsichtlich kritischer Stoffgruppen besser ab, weshalb er für Wasserschutzgebiete besonders empfehlenswert ist.

Fruchtbarere Böden
Die ökologische Bewirtschaftung fördert die Bodenfruchtbarkeit. Regenwurmpopulationen sind deutlich zahlreicher (+78 Prozent Vorkommen, +94 Prozent Biomasse). In 62 Prozent der Studien war der Oberboden weniger versauert (Ø 0,4 pH-Einheiten Unterschied). Der Eindringwiderstand, ein Indikator für Bodenverdichtung, war im Mittel um 22 Prozent geringer. Beim pflanzenverfügbaren Phosphor zeigen sich keine klaren Unterschiede. Insgesamt aber ergaben 56 Prozent der Studien Vorteile für den Ökolandbau.

Mehr Biodiversität
Die Artenvielfalt profitiert stark vom ökologischen Landbau. Die Artenzahlen der Ackerflora lagen um 95 Prozent, der Ackersamenbank um 61 Prozent und der Saumvegetation um 21 Prozent höher als in der konventionellen Landwirtschaft. Auch bei Feldvögeln (+35 Prozent Artenzahl, +24 Prozent Abundanz) und blütenbesuchenden Insekten (+23 Prozent bzw. +26 Prozent) wurden Vorteile festgestellt. Insgesamt zeigten 86 Prozent der Flora- und 49 Prozent der Fauna-Vergleiche positive Effekte. Nur in wenigen Fällen wurden negative Auswirkungen dokumentiert. Die Landschaftsstruktur beeinflusst die Artenvielfalt jedoch stark und kann Bewirtschaftungseffekte überlagern.

Guter Klimaschutz
Ökologisch bewirtschaftete Böden speichern mehr Kohlenstoff (+10 Prozent organischer Bodenkohlenstoff, +256 kg C/ha jährlich). Die Lachgasemissionen sind im Mittel um 24 Prozent niedriger. Daraus ergibt sich eine Klimaschutzleistung von 1.082 kg CO2- Äquivalenten pro Hektar und Jahr. Ertragsskalierte Emissionen im Bereich Boden/Pflanze sind vermutlich vergleichbar mit der konventionellen Landwirtschaft. Bei der Milchproduktion könnten die Methanemissionen pro kg Milch in der ökologischen Rinderhaltung etwas höher sein, insgesamt sind die Emissionen jedoch ähnlich.

Fit für die Klimaanpassung
Der ökologische Landbau verbessert bodenphysikalische Eigenschaften, die zum Erosions- und Hochwasserschutz beitragen. Der Corg -Gehalt (+26 Prozent), die Aggregatstabilität (+15 Prozent) und die Infiltrationsrate (+137 Prozent) sind höher. Gleichzeitig sind Oberflächenabfluss und Bodenabtrag geringer (-22 Prozent und -26 Prozent). Diese Effekte sind vor allem auf den Anbau von Klee- und Luzernegras zurückzuführen. Auf Einzelschlag- und Fruchtfolgeebene zeigen sich klare Vorteile, auf Landschaftsebene sind weitere Faktoren wie Topografie und Niederschlagsmuster entscheidend.

Effizient mit Ressourcen
Der Biolandbau arbeitet mit deutlich geringerem Stickstoff- und Energieeinsatz, was zu niedrigeren Stickstoff- und Energieoutputs führt. Die Stickstoffsalden – ein Maß für potenzielle Verluste – sind im Ökolandbau deutlich geringer (-40 Prozent bis -70 Prozent). In 46 Prozent der Studien war die Stickstoffeffizienz und in 58 Prozent die Energieeffizienz höher als in der konventionellen Landwirtschaft. Besonders auf Betriebsebene sind die Unterschiede zugunsten des ökologischen Landbaus ausgeprägt.

Management bestimmt Tierwohl
Beim Tierwohl zeigt sich kein eindeutiger Vorteil der ökologischen gegenüber der konventionellen Tierhaltung. Die meisten Studien betrachten Einzelaspekte, meist bei Milchkühen. Nur bei Klauen- und Gliedmaßengesundheit wurden Vorteile festgestellt, bedingt durch bessere Haltungsbedingungen wie mehr Einstreu und Platz. In 34 Prozent der Vergleiche schnitt die ökologische Haltung besser ab, in 46 Prozent gab es keine Unterschiede. Vor allem das individuelle Management hat einen großen Einfluss auf das Tierwohl. Studien zu Tierverhalten und emotionalem Befinden sind rar, deuten aber auf Vorteile durch mehr Platz und Zugang zu Freiflächen hin. Setzen Tierhalter:innen die Vorgaben der EU-Ökoverordnung konsequent um, kann die ökologische Tierhaltung beim Tierwohl besser abschneiden.

Zur Publikation (englisch)