Stabilität im Weinbau

Bioland Weinbautagung 2022 – Im Zeichen der Stabilität.

Stabilität und Resilienz haben im Weinbau viele Gesichter. Begonnen mit einer sicheren, der Witterung trotzenden Traubenproduktion, über eine qualitätserhaltende Vinifizierung bis hin zur effizienten Vermarktung der Weine. Diese vielschichtigen Aspekte der Stabilität im Weinbau wurden auch in den Vorträgen der Bioland Weinbautagung abgebildet. 
Florian Haas vom Versuchszentrum Laimburg  stellte die verschiedenen Möglichkeiten der Bestimmung des Wassergehaltes im Boden und in der Rebe dar – fundamentale Erkenntnisse, um eine möglichst ressourcenschonende Bewässerung zu ermöglichen.
Darauf aufbauend räumte Hans Koch, Begrünungsexperte der BayWa AG München unter dem provokanten Motto „Begrünung statt Bewässerung“, mit vielen Vorurteilen zur Begrünung im Weinbau auf. Mit einem gezielten Begrünungsmanagement kann vielen Problemen im Weinberg zuvorgekommen werden und das Wachstum gesteuert, der Humusgehalt erhöht und nebenbei Raum für Biodiversität geschaffen werden. Sein Fazit: Auf das BegrünungsMANAGEMENT kommt es an!
Im letzten Vortrag zum Thema Weinbau sprach Josef Engelhart, langjähriger Präsident von PIWI International, über neue PIWI-Sorten und deren Anbaueignung. Er stellte die derzeit wichtigsten pilzwiderstandsfähigen Rebsorten und Neuentwicklungen vor und zeigte den Weg auf, wie mit Hilfe von probiotischem Pflanzenschutz der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln noch weiter minimiert werden kann.

Vinifizierung und Vermarktung


Prof. Dr. Ulrich Fischer stellte die aktuellsten Ergebnisse aus einem dreijährigen Versuch im Rahmen des VITIFIT Forschungsprojekts vor und gab praktische Orientierung und Hilfestellungen zum önologischen Ausbau von PIWI-Weinen.  „Neue Rebsorten, brauchen auch neue Vinifizierungsmethoden“.  Wenn man das weiß, dann lassen sich daraus sehr interessante und vielschichtige Weine gewinnen, so sein Fazit.

Stan Beurskens vom Weingut St. Martinus in den Niederlanden brachte dann nochmal frischen Wind in die Weinvermarktung. Seine Herkunft aus einem sehr neuen Weinland bringt auch viele neue Sichtweisen und Blickwinkel auf die klassische Weinvermarktung mit sich. Die Marktbedingungen ändern sich, das ist unumstritten. Darauf müssen auch die Weingüter mit neuen und attraktiven Konzepten reagieren. Und natürlich können auch neue, pilzwiderstandsfähige Rebsorten nicht mit dem gleichen Konzept wie alle anderen Rebsorten vermarktet werden.


Drei Fragen an:
Thomas Niedermayr vom Weingut Hof Gandberg, neuem Präsidenten von PIWI Südtirol


1. Wie könnte man laut Ihnen die Ertrags- und Qualitätsstabilität im biologischen Weinbau erhöhen?
Zur Erhöhung der Stabilität müssen neue Sorten eine fundamentale Rolle spielen, besonders in der heutigen Zeit mit zunehmenden Wetterextremen und der Klimakrise, auf die wir zusteuern. Auch im Keller beim Weinausbau muss immer mehr zugeholfen werden. Neben der Verwendung von PIWI’s, robusten Rebsorten, ist auch hier in Südtirol ein weiterer Faktor von fundamentaler Bedeutung - Betriebe sollten unbedingt wieder vermehrt beginnen, den eigenen Kompostkreislauf wiederherzustellen. Dies hätte viele Vorteile. In Kombination mit dem gezielten Einsatz von Einsaaten und Gründüngung könnte der Bauer wieder unabhängig von Zukaufsdüngern werden. Die Bodenfruchtbarkeit in den z.T. kargen Weinbergsböden würde erhöht und der Humusgehalt im Boden würde langfristig aufgebaut, was bekanntermaßen sehr viele Vorteile mit sich bringt.


2. Welche Rolle werden Ihrer Einschätzung nach PIWI’s im Weinbau in der Zukunft spielen?
Ich glaube, wenn wir die Klimaziele der EU erreichen wollen, dann wird es einen starken Zuwachs der PIWI Sorten benötigen. Die PIWI Sorten werden sicher nicht in allen Weinbaugebieten eine Schlüsselfunktion darstellen, weil es auch klimatisch sehr gesegnete Gebiete gibt, in denen mit traditionellen Sorten ökologisch gearbeitet werden kann. Dort wo Sorten nur mehr erhalten werden können, weil sie an der „Spritze“ hängen, ist ein Umdenken unbedingt nötig.


3. Wie entwickelt sich das Verhältnis bio/konventionell im Weinbau und könnten PIWI Sorten da auch als Brücke fungieren?
Die Tendenz geht klar in eine verstärkte Zunahme des biologischen Weinbaus. Oft können hier auch robuste Sorten den Einstieg, besonders in schwierigen bzw. sehr steilen Lagen erleichtern. Für Weine die sich mit der Spitze der Pyramide messen wollen, benötigen natürlich auch PIWI’s große Lagen.
Demnach sollten sie in erstklassigen Lagen gefördert werden und so können sie sich auch auf dem Markt gleichermaßen messen. Eine Hürde gibt es von politischer Seite, da bis heute keine Sorte für D.O.C. Wein anerkannt wurde und so die nachhaltige Entwicklung stark einbremst wird. Da sind die zuständigen Politiker und Gremien gefordert, mehr Bereitschaft aufzuzeigen.

Text und Interview: Simon Lemayr, Bioland Südtirol Weinbauberatung


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