Lehrfahrt in der Steiermark

In die Steiermark mit einem kurzen Abstecher ins Burgenland ging die Obstbaulehrfahrt von Bioland Südtirol im Juli. Eine zehnköpfige Gruppe machte sich auf, um die Biolandwirtschaft der östlichen Bundesländer in Österreich kennenzulernen.

In der Steiermark werden bereits 20 Prozent der Tafelapfel-Kulturen nach kontrolliert biologischen Richtlinien bewirtschaftet, was in Europa der absolute Spitzenwert ist. Insgesamt werden in der Steiermark auf ca. 1200 ha Bio-Äpfel angebaut, was in etwa 70 Prozent der österreichischen Bio-Apfelfläche ausmacht. Besonderer Wert wird auf geschmacklich hochwertige Sorten mit geringer Krankheitsanfälligkeit gelegt. Deshalb wurden in den letzten Jahren auch zahlreiche Apfelanlagen vor allem durch Umveredelung (eine neue Sorte wird auf vorhandene Bäume aufgepfropft) auf eine biotaugliche Sorte umgestellt. Klassische Sorten, wie z.B. ‚Golden Delicious‘ oder ‚Idared‘, die entweder krankheitsanfällig oder von Bio-Konsumenten und -Konsumentinnen nicht geschätzt werden, wurden vielfach durch ‚Gala‘ bzw. neuere schorfresistente Sorten ersetzt. Besonders geschmackvoll und widerstandsfähig sind  die Sorten ‚Topaz‘ und Natyra®.

„Dass man hier so stark mit Umveredelung arbeitet, ist interessant,“ zeigt sich Simon Ruatti aus Naturns beeindruckt. „Es ist eine gute, schnelle und erfolgreiche Lösung, wenn sich eine Sorte nicht mehr tauglich zeigt und man innerhalb weniger Jahre wieder zu Ertrag kommen möchte.“ Über die letzten Jahre wurden in der Steiermark gute Erfahrungen mit dieser Methode gesammelt und es scheint auch noch auf 30 Jahre alten Bäumen gut zu funktionieren. "Leider konnten bei der Lehrfahrt wenig Äpfel begutachtet werde, da es schwere Spätfrostereignisse gegeben hat", bedauert Elias Dorfmann, Koordinator des Fachbereichs Obstbau bei Bioland Südtirol. Der Frost und viel Niederschlag sind die typischen Wetterbedingungen in dieser Region Österreichs.
 
Ein weiterer Schwerpunkt der Lehrfahrt galt dem Thema Kompost. Beim Komposttee handelt es sich um ein Präparat, wo Mikroorganismen aus dem Kompost gefiltert und später im Feld appliziert werden. Hierbei wird der Kompost in eine Art Teesäckchen gegeben und in einen Wassertank gehangen. Nach 12 bis 24 Stunden wird das Präparat abgezogen und im Feld appliziert. Der Komposttee wird auf den Boden ausgebracht, um eine vitalisierende Wirkung zu erzielen. Bei der Herstellung ist auf eine gute Durchlüftung zu achten damit die aeroben Mikroorganismen und nicht die anaeroben Mikroorganismen gefördert werden. „Wir haben gesehen, dass die Landwirte hier mit pilzbasiertem Komposttee arbeiten, der nach dem Verdrängungsprinzip funktioniert. Das ist gutes Wissen und Erfahrung, die wir auch in unserer Komposttee-Gruppe bei Bioland Südtirol einbringen können,“ meint Simon Ruatti.

Ein weiterer Besuch führte die Gruppe auf den Betrieb von Fritz Prem, den Vorsitzenden des europäischen Bioobstforums. Neben spannenden Gesprächen zum Thema Markt konnten die sogenannten Elektro Tuktuks begutachtet werden, eine innovative und nachhaltige Lösung um Kleinstarbeiten am Betrieb durchzuführen. Ein weiterer Höhepunkt der Lehrfahrt war der Betrieb Sonnenerde. Unternehmer Gerald Dunst präsentierte sein Kompostwerk, die Abläufe der Kompostierung und die Herstellung von Pflanzenkohle. Diese wird mittels Pyrolyse, einem Verfahren bei welchen chemische Verbindungen unter Sauerstoffaufschluss aufgespalten werden, hergestellt. Am letzten Tag der Lehrfahrt wurde noch der Betrieb von Wilfried Thoma besichtigt, ein Ackerbauer, welcher ebenfalls auf den Einsatz von Komposttee setzt. Er integriert die Ausbringung des Komposttees in andere Arbeitsschritte um effizient zu arbeiten. Er glaubt, dass der Einsatz von Komposttee zu einer ausgewogenen Pflanzenernährung beitragen kann und betont die Wichtigkeit der Pilze im Kompost. 
„Es war eine lehr- und abwechslungsreiche Lehrfahrt“, meint Simon Ruatti, „die steirischen Obstbaukollegen haben es nicht leicht, denn innerhalb der letzten acht Jahre gab es sechsmal Frostschäden. Ich habe sie trotzdem als sehr motiviert und interessiert an alternativen Methoden erlebt.“

ed/ch

 


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