Wahre Alleskönner

Am 10. Februar ist Tag der Hülsenfrüchte. Die proteinreichen Körner begleiten uns Menschen schon seit Jahrtausenden. Nicht ohne Grund: Sie versorgen Mensch und Tier und schützen ganz nebenbei auch noch den Boden und unser Klima! Auf dem Modell-Acker des Bioland e.V. Landesverbandes Niedersachsen/Bremen wird erforscht, wie sie ein wertvoller Beitrag zur Landwirtschaft der Zukunft werden können.

Diverse Grüntöne und weiße Blüten glänzen im Sonnenlicht, Insekten summen, verschiedene Pflanzenarten wiegen sich gemeinsam im Wind - diese Vielfalt tummelt sich auf dem Riepholmer Modell-Acker des Bioland Landesverbands Niedersachsen/Bremen. Hier wachsen die Kulturen der Zukunft - zum Beispiel Erbsen und Linsen, Hülsenfrüchte aus einer Familie mit insgesamt 20.000 Arten. Eigentlich gehören Erbsen und Linsen schon ewig auf die menschliche Speisekarte. Erbsen z.B. wurden bereits 8.000 vor Christus angebaut und zählen damit zu den ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Doch ihr Anbau geriet in Deutschland in Vergessenheit. „Auf dem Riepholmer Modell-Acker will Bioland mit praxisnaher Forschung Wissenslücken schließen und den Anbau dieser Kulturen wieder in den Vordergrund rücken“, erklärt Bioland-Ackerbauberater Morten Wehland. Hülsenfrüchtler sind wahre Alleskönner. Die proteinreichen Hülsenfrüchte schmecken nicht nur uns Menschen gut und sind gesund, sie sind auch eine wichtige Proteinquelle für unsere Nutztiere. In Deutschland angebaute Hülsenfrüchte können somit helfen, das oft in der Tierfütterung verwendete Soja aus Übersee zu ersetzen und so den Regenwald - und das Klima - zu schützen.  

Doch warum sind Hülsenfrüchte eigentlich so eiweißreich? Hülsenfrüchtler, auch Leguminosen genannt, gehen Symbiosen mit Knöllchenbakterien ein. Diese sind in der Lage, Stickstoff – einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe und Hauptbestandteil von Eiweißverbindungen – aus der Luft aufzunehmen und für die Pflanze verfügbar zu machen. Die Knöllchenbakterien nisten sich in den Wurzeln der Hülsenfrüchtler ein und versorgen diese mit Stickstoff. Im Gegenzug erhalten die Bakterien Kohlenstoffverbindungen, die ihnen als Energiequelle dienen. Diese Zweckgemeinschaft zwischen Knöllchenbakterien und Hülsenfrucht macht jegliche Stickstoffdüngung überflüssig. Dies ist nicht nur perfekt für den Ökolandbau, sondern birgt auch für die konventionelle Landwirtschaft in Zeiten der Energiekrise ein enormes Potential. Der Anbau von Hülsenfrüchten hinterlässt eine gute Bodenstruktur, Biodiversität und wertvollen Stickstoff im Boden.  

Hülsenfrüchtler sind selten allein: Auf Grund ihrer anfänglich langsamen Entwicklung machen sich andere Beikräuter schnell breit, welche die Hülsenfrüchtler unterdrücken können. Später im Jahr, wenn die Pflanzen schon größer und konkurrenzstärker geworden sind, neigen Erbse, Linse & Co. dazu, umzukippen. Sie halten sich dann gerne mit ihren Ranken an anderen Pflanzen fest, um nicht umzufallen. Das hilft auch später den Landwirt*innen bei der Ernte. Deswegen werden Hülsenfrüchtler, wie auch auf dem Riepholmer Modell-Acker, meist zusammen mit einer Stützfrucht, z.B. einem Getreide, angebaut. Das Getreide nutzt die Zwischenräume und hält das Unkraut im Schach. Später dienen die Halme der Stützfrucht als Stütze und Kletterhilfe. Dabei profitieren aber nicht nur die Hülsenfrüchtler: Durch die Stickstofffixierung der Hülsenfrüchtler aus der Luft erhöht sich die Verfügbarkeit von Bodenstickstoff für das Getreide.

„Auch nächstes Jahr werden wir wieder Erbsen und Linsen auf dem Model-Acker anbauen“, erzählt Morten Wehland. „Dabei werden wir aus den Ergebnissen des letzten Jahres lernen. Die Linse z.B. wurde zu stark von ihrem Gemengepartner, dem Hafer, unterdrückt. Dieses Jahr werden wir es mit einer anderen Getreideart probieren. Unsere Erkenntnisse teilen wir mit allen Landwirt*innen und anderen Interessierten. So hoffen wir, den Anbau von Hülsenfrüchten deutschlandweit zu stärken. Auf dem Modell-Acker wollen wir deshalb in den kommenden Jahren auch mit dem Anbau von weniger bekannten Hülsenfrüchten wie Sojabohnen und Kichererbsen experimentieren. Denn der sichere Anbau unter den hiesigen Klimabedingungen sowie die nachgelagerte Verarbeitung und Vermarktung sind momentan noch eine Herausforderung. Dabei müssen die positiven Eigenschaften von Hülsenfrüchten für den Boden, Mensch und die Umwelt noch weiter in den Vordergrund gerückt werden“. – Und was wäre ein passenderer Moment dafür als der „Tag der Hülsenfrüchte“, den wir jedes Jahr am 10. Februar feiern. Denn eines ist sicher: Diese Aufmerksamkeit haben Hülsenfrüchte allemal verdient! 

Die Erbsen und Linsen und andere Produkte des Modellackers können übrigens saisonal bei Nadia Bremer gekauft werden (online unter www.shop.bischoffundbremer.de, nach Vereinbarung Abholung in Bremen oder Riepholm, oder bei der Selbstbedienung im Lüttje Laden in Ottingen erhätlich). Weitere Informationen unter www.modell-acker.de/ 

Text: Magdalena Rangs

Bioland Niedersachsen/Bremen e.V.
Bahnhofstr.15, 27374 Visselhövede

Yuki Henselek - Geschäftsführerin
Angelika Franz - Presse-/Öffentlichkeitsarbeit

Tel. 04262 95900
Fax 04262 959050
E-Mail: info-niedersachsen(at)bioland.de