Ehrung für bunte Schweinevielfalt

Der Hof Sonnenschein in Aurich wurde für sein besonderes Engagement in der Umstellung auf Ökolandbau mit dem Förderpreis „Gemeinsam Boden gut machen“ des NABU ausgezeichnet.

Seit vier Generationen betreibt Familie Poppen in Aurich bereits Landwirtschaft. Doch als Hermann und Nadja Poppen vor rund zwei Jahren den Betrieb übernahmen, beschloss der Familienrat, einen neuen Weg einzuschlagen. Der Hof Sonnenschein, bis dahin ein Betrieb für konventionelle Sauenhaltung, sollte künftig nach Bioland-Richtlinien bewirtschaftet werden. Für die Poppens war es ein Sprung ins kalte Wasser. „Für uns war das konventionelle System mit seinen Hochleistungstieren nicht mehr der richtige Weg“, erklärt Nadja Poppen. „Wir mussten nun nicht nur in massive bauliche Veränderungen investieren, sondern auch die Ernährung der Tiere komplett umstellen.“ Doch der Mut und das persönliche Engagement hat sich bezahlt gemacht. Im Rahmen der Messe BIOFACH hat der Naturschutzbund (NABU) den Hof Sonnenschein als einen von drei Bioland-Betrieben mit dem Förderpreis „Gemeinsam Boden gut machen“ ausgezeichnet. Der NABU würdigte gemeinsam mit der „Alnatura Bio-Bauern-Initiative“ (ABBI) und weiteren Herstellern damit die vorbildliche Umstellung auf den Ökolandbau. Die Förderung soll den angehenden Öko-Betrieben dabei helfen, die Kosten für den Umbau zu decken und die zweijährige Umstellungsphase zu überbrücken, in der sie bereits nach Bio-Kriterien wirtschaften, aber noch keine Bio-Preise erzielen.
Seit der Umstellung hat sich viel geändert auf dem Hof Sonnenschein – und das nicht nur im Schweinestall. Weitere 40 ha konnte Familie Poppen bereits dazu pachten, der Betrieb ist nun auf einem guten Weg zum geschlossenen Nährstoffkreislauf. Außerdem engagiert er sich vorbildlich im Bereich Naturschutz. Der vorhandene Streuobstbestand wurde ergänzt, im Grünland bleiben Reststreifen für Insekten, Niederwild und Vögel stehen und Schwalben und weitere Vögel finden Zuflucht in eigens aufgestellten Nistkästen. Auf dem Acker wachsen jetzt Kleegras, Lupinen und Kartoffeln, auch Rhabarber und Roggen kamen hinzu und weitere Kulturen sind in Planung. Um die Transportwege der Tiere auf ein Minimum zu reduzieren und diese nicht länger zum nächsten biozertifizierten Schlachter in ca. 100km Entfernung bringen zu müssen möchte, die Poppens mittelfristig eine eigenen Hof- und Lohnschlachterei aufbauen.
„Wir freuen uns sehr mit Familie Poppen über den Förderpreis des NABU“, sagt Dr. Yuki Henselek, Geschäftsführerin des Bioland Landesverbandes Niedersachsen/Bremen. „Von Anfang hat haben die Poppens sich in unser Verbandsleben mit eingebracht. Sie haben ihr Umstellungsmodell auf unserer Wintertagung vorgestellt und haben für Niedersachsen in der – insgesamt noch sehr zögerlichen - Umstellung von Sauenhaltungsbetrieben auf Ökolandbau eine echte Vorbildfunktion übernommen. Weitere Umsteller werden von ihren Erfahrungen profitieren können.“
Der größte Unterschied auf dem Hof ist jedoch tatsächlich bei den Schweinen selbst zu sehen, denn die Umstellung machte einen Wechsel von den konventionellen Hybrid-Sauen hin zu alten Rassen notwendig. Mittlerweile leben auf dem Hof Sonnenschein Schweine fünf verschiedener Rassen – von denen vier vom Aussterben bedroht sind. Die Sauen und Ferkel der Angler Sattelschweine, deutschen Sattelschweine, der ehemaligen DDR-Standardzüchtung Leicoma und schwedischen Linderöd erfreuen auch die vielen Besucher und Besucherinnen, die auf dem Hof stets willkommen sind. „Wir möchten Landwirtschaft transparent machen und freuen uns, wenn unsere Kunden sich dafür interessieren, wo ihr Fleisch herkommt“, betont Nadja Poppen.
Dazu gehört auch, dass eins ihrer Schweine, das Angler Sattelschwein Graf Bobby von Sonnenschein, auf Instagram regelmäßig von seinem Leben auf dem Hof berichtet. Die Geschichte des Ebers, der zu dick für den Schlachter war und deshalb nun als Influencer seinen Lebensunterhalt verdienen muss, löste im vergangenen Sommer einen riesigen Presserummel aus und machte den Hof Sonnenschein sogar in Russland und Australien bekannt.
Für Familie Poppen war die Umstellung genau der richtige Schritt: „Wir schweben immer noch auf der Euphoriewelle, dass wir es gewagt haben“, freut sich Nadja Poppen. „Es ist zwar nicht immer einfach. Aber wenn man offen ist für neue Sachen, sich mit den Anforderungen auseinandersetzt und vor allem auf sein Herz hört, dann kann ich mir gar keinen anderen Weg mehr vorstellen.“

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