Ökolandwirtschaft als Teil der Lösung unserer Klimakrise! Bio-Familienbetriebe kämpfen mit sinkender Nachfrage und steigenden Kosten

Der Biolandbau in Deutschland tut viel Gutes in Sachen Klimaschutz, den Boden erhalten, das Wasser schützen und zum Erhalt der gefährdeten Artenvielfalt beitragen. Deshalb können Verbraucher*innen an der Kasse mit ihrem Kauf von hochwertigen Bioland-Produkten am besten aus der Region ihren Beitrag zur Bewahrung der natürlichen Ressourcen leisten. Auch die Politik möchte den Ausbau des Ökolandbaus auf 30 Prozent. Dagegen stehen jedoch viele landwirtschaftliche Betriebe – nicht nur ökologisch wirtschaftende – mit dem Rücken zur Wand und fürchten um ihre Existenz. Es klafft eine große Lücke zwischen den Preisen, die die Bauern für ihre Rohstoffe erhalten und den Preisen im LEH, so fließen laut Deutschen Bauernverband weniger als 7 Prozent des Preises eines Brötchens Getreideanteil an die Erzeuger*innen. Die Differenz zwischen Produktionspreis und Ladenpreis geht zu Lasten für die landwirtschaftlichen Betriebe, die ihrerseits mit steigenden Kosten im Bereich Maschinen, Energie oder Handwerker bei geplanten Stallbauten zu kämpfen haben. Die Realität auf den Höfen passt nicht zu den zu der Wertschätzung, die sie eigentlich für ihr Tun erhalten müssten.

Hubert Hirschle ist ein Bioland-Hähnchenhalter aus dem Landkreis Schwalm-Eder, Nordhessen. Er erklärt: „Wir füttern unsere Hähnchen mit Futter von unseren eigenen Feldern und kaufen nur sehr wenig dazu. Das bedeutet, unsere Tiere wachsen mit Futter aus der Region auf und wir sind somit unabhängig von den grade auf dem Weltmarkt tobenden Preiskämpfen, die der Angriff Putins auf die Ukraine ausgelöst hat. Jedoch steigen unsere Kosten gerade in die Höhe und der Absatz bricht ein.“ Hirschle betreibt mit seiner Frau, seinen beiden Söhnen und einem Angestellten neben der Hähnchenaufzucht einen Biobetrieb, nutzt seine Grünlandflächen extensiv mit Mutterkuhhaltung und vermarktet sein Fleisch teilweise direkt an die Verbraucher*innen.
Hirschles bauen auf ihren Feldern Ackerbohnen als Futter für das Geflügel an, Leguminosen, die Stickstoff aus der Luft mit ihren Knöllchenbakterien pflanzenverfügbar machen können: „Wir düngen unsere Flächen mit dem Mist von unseren Tieren, das kommt den Bodenlebewesen zugute, die dann wiederum für den wichtigen Humusaufbau sorgen. Humus kann CO2 binden und sorgt für gute Wasserkapazität der Böden. Das heißt, dass Bio-Felder mit höherem Humusgehalt mehr Wasser halten können“, erklärt Hirschle weiter. Bei all den Leistungen für das Klima hat der Familienbetrieb mit den steigenden Kosten zu kämpfen. Hirschle betont „Natürlich wollen wir unsere Mitarbeitenden auch vernünftig bezahlen. Doch bei den auf allen Ebenen steigenden Kosten wird auch bei uns die Luft eng. Entscheiden tun´s letztendlich die Kunden und Kundinnen. Wenn sie regionales Bio kaufen, schützen sie das Klima vor Ort!“

Hintergrund:
Laut Markforscher GfK machten in den ersten fünf Monaten dieses Jahres Reformhäuser und Naturkostläden 38 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahreszeitraum. Bei Hofläden und Bauern oder dem Metzger lagen die Rückgänge bei rund 17 Prozent, bei Biosupermärkten ging der Umsatz um knapp 15 Prozent zurück. Für die Bio-Landwirte sind diese Entwicklungen schlecht, zum Teil sogar existenzbedrohend. Bei steigenden Kosten ziehen die Preise für ihre Bio-Produkte nicht an. Laut Koalitionsvertrag will die Regierung bis zum Jahr 2030 30 Prozent der Fläche für Bio-Landwirtschaft. Anfang 2022 lag der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Felder in Hessen bei ca 16 Prozent.
Insgesamt gaben die Verbraucher*innen in Deutschland von Anfang Januar 2022 bis Ende Juni diesen Jahres im Vergleich zur selben Zeit im Jahr 2019, also zu Vor-Corona-Zeiten, 35 Prozent mehr für Bio aus. Das erklärte der Bund für Ökologische Lebensmittelwirtschaft, der BÖLW, auf der Bio-Weltleitmesse Biofach in Nürnberg Ende Juli. Demnach sind die Preise für Bio im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um 5,2 Prozent gestiegen, für konventionelle Lebensmittel waren es acht Prozent. Bio-Landwirte kämen zum Beispiel ohne den derzeit besonders teuren chemisch-synthetischen Dünger aus, das mache unter anderem den Unterschied aus, so der BÖLW.
Noch ein Fakt: Die Herstellung von Stickstoffdünger ist sehr energieintensiv: Der gesamte Energiebedarf für die Düngung mit 1 Tonne Stickstoff einschließlich Herstellung, Transport und Ausbringung entspricht dem Energiegehalt von etwa 2 Tonnen Erdöl. Quelle Wikipedia.

 

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