Zum Welttag der Bienen am 20. Mai: "Bienen haben etwas zauberhaftes!"

Zum Welttag der Bienen spricht Bioland-Imker Andreas Kramer aus dem Hochtaunuskreis über seine Faszination für die Honigbiene, aber auch über die vernachlässigten Vettern der Honigbienen, die Wildbienen. In Deutschland gibt es 550 Arten von Wildbienen, die zum Teil sehr spezialisiert sind und durch ihre Lebensraum- und Nahrungsspezialisierung in Not kommen, wenn Wirtspflanzen und Lebensräume in unserer Landschaft verschwinden.

Frage: Herr Kramer, wie geht es Ihren Bienen in diesem Frühjahr? Wie geht es den Bienen allgemein?
Andreas Kramer: 2021 war für die Bienen ein sehr schlechtes Jahr. Es war lange kalt und feucht, ich habe von Kolleg*innen in Süddeutschland gehört, die von einem Totalausfall sprachen. Jetzt der Winter 2021/2022 ging grad so weiter, wieder schwieriges Wetter, dazu immer die Belastung durch die Varroa-Milbe, die die Bienen schwächt. Zum Glück ist es dieses Frühjahr besser, die Temperaturen sind gut, es ist genug Wasser da, alles blüht und grünt. Den Bienen geht es gut. Obwohl – leider nicht allen, muss ich hinzufügen.
Frage: Wieso? Wem denn nicht?
Andreas Kramer: Wir haben 550 Wildbienen-Arten in Deutschland, denen geht es nicht so gut. Wir haben hier einen anhaltenden Negativtrend, weil Spezialisten unter den Wildbienen sind – z.B. hat eine Wildbienenart nur eine Partnerpflanze, und wenn die weg ist oder nicht mehr da ist, kann die Biene nicht überleben, d.h. die speziellen Lebensraumansprüche erschweren das Überleben der Wildbienen. Oft sind Wildbienen bei den Menschen auch gar nicht bekannt und man kann bekanntlich nur das schützen, was man auch kennt.
Frage: Können Sie uns das erklären?
Andreas Kramer: Ja. Wenn wir vom Bienensterben sprechen, meinen wir eigentlich das Wildbienensterben! Denn so schlecht es unseren Honigbienen auch geht, sie werden gepflegt, gefüttert, um sie wird sich gekümmert. Aber die Wildbienen sind sich selbst überlassen, sie verschwinden unbemerkt aus unseren Ökosystemen.
Frage: Warum sind Sie Imker geworden, Herr Kramer?
Andreas Kramer: Ich habe als Kind einen Schwarm am Baum hängen sehen und danach auch fliegen sehen – und war total fasziniert. Diese Faszination für die Bienen hat nie nachgelassen, erst habe ich einem Imker geholfen, dann wurde ich selber einer. Bienen haben etwas Zauberhaftes, sie sind ein Wunderwerk der Natur, geradezu suchterregend. Ich habe 2016 meine Bienenhaltung auf Bioland umgestellt, das war für mich ganz klar, und der Bioland-Verband hat sehr gute, strenge Richtlinien für die Bienen. Ich empfand und empfinde immer noch die Arbeit mit den Bienen als eine Tätigkeit, die einen erdnet, beruhigt. Ich mach es gerne, habe im April meine Ausbildung zum Imkermeister abgeschlossen und kann jetzt selber junge Imker und Imkerinnen ausbilden.
Frage: Was können wir alle für die Bienen tun?
Andreas Kramer: Sehr viel! Jede*r kann Gutes tun im Hausgarten: für Nahrungs- und Strukturvielfalt sorgen, alte Bäume stehen lassen, Steinhaufen anlegen, offenen Boden zulassen, ebenso wie unaufgeräumte Ecken mit Erdhaufen. Eine sehr bienenfreundliche Maßnahme ist es, nicht immer alles auf einmal mähen. Denn ein Rasen als Dauergrünland bringt den Bienen nichts. Ebenso im Gemüsegarten: einfach mal einzelne Gemüsepflanzen stehen und blühen lassen. Z.B. Kohlrabi, Zwiebeln oder Radieschen.

Dankeschön Herr Kramer, für das Gespräch!

Wer Interesse hat, kann auf der Seite www.kramerhonig.de nachlesen, wo es die Bioland-Honige gibt, auf welchen Märkten man Familie Kramer mit ihrem Angebot trifft und wann der nächste Honig-Erlebnistag in der Imkerei stattfindet.

Hintergrund zum ökologischen Anbauverband Bioland und seinen Imkereien
Bioland ist der bedeutendste Verband für ökologischen Landbau in Deutschland und Südtirol. Rund 10.000 Betriebe aus Erzeugung, Herstellung und Handel wirtschaften nach den Bioland-Richtlinien. Gemeinsam bilden sie eine Wertegemeinschaft zum Wohl von Mensch und Umwelt. Unter den rund 10.000 Bioland-Mitgliedern gibt es über 500 Imker*innen, die nach den strengen Richtlinien des Verbandes arbeiten, Andreas Kramer aus Grävenwiesbach ist einer von ihnen. Die Bienen der Bioland-Imker*innen stehen nahezu vollständig in Deutschland. Der Rest, etwa 25 Bioland-Imker*innen, ist in Südtirol beheimatet. Auch die Nahrung für die Bienen kommt aus der Gegend: Der im Winter zugefütterte Zucker ist regional und nicht aus Übersee – auch wenn das kostengünstiger wäre. Die Kriterien der Bienen-Tierwohlkontrolle umfassen gute Haltungsbedingungen, die Tiergesundheit und den schonenden Umgang mit Bienen. Mehr dazu hier.


Hintergrund zur Bioland Bienenhaltung
•    Im Gegensatz zur konventionellen Imkerei sind die Behausungen der Bioland-Bienen nur aus natürlich Werkstoffen. Der Verband verwendet beispielsweise kein Styropor, sondern nur Holz, Lehm und Stroh. Auch bei der Behandlung von Krankheiten gibt es erhebliche Unterschiede. Die Tiergesundheit wird präventiv durch regelmäßige Kontrollen der Völker erhalten. Bei der Standortwahl achten die Imker*innen im Bioland auf eine möglichst geringe Belastung im Flugradius von circa drei Kilometern. Zu solchen Belastungen zählen zum Beispiel konventionelle intensive Obstkulturen.
•    Ihren natürlichen Bautrieb dürfen die Bioland-Bienen ausleben und mit ihrem Wachs Waben bauen. Das heißt: Die Bioland-Imker*innen verzichten auf einen Teil der Honigerträge, da die Bienen ihn als Energielieferant für die Wachserzeugung brauchen.
•    Bioland-Bienen leben in Häusern aus Holz und Lehm
•    Zur Grundversorgung der Bienen muss immer mindestens 4 Kilogramm Futtervorrat im Stock vorhanden sein. Gerade in der kalten Jahreszeit ist der Vorrat wichtig, wenn die überwinternden Bienen keinen Nektar sammeln können und in kalten Frühjahren wie 2021, in denen die Bienen noch nicht sammeln können.
•    Eine Wasserquelle muss im Umkreis von einem Kilometer sein. Wenn nichts vorhanden ist, müssen die Imker*innen Bienentränken aufstellen.
•    Bienenstöcke dürfen nicht in kalter Zugluft stehen und sollten vor Regen geschützt sein, da sonst Krankheiten schneller ausbrechen. Von unten helfen Füße, Abstandshalter oder Paletten und von oben Deckel oder Überdachungen.
•    Zum Schutz vor Eindringlingen, wie z. B. Wespen, Mäusen oder Hornissen, darf es nur ein Flugloch geben. Diese werden in der Ruhephase im Winter vor Schädlingen geschützt.
•    Damit die Bienen ihren natürlichen Bautrieb ausleben können, verzichten die Bioland-Imker*innen auf Honigerträge. Denn: Die Bienen brauchen Honig als Energielieferant für die Erzeugung von Wachs. Für ein Gramm Bienenwachs bedarf es mehr als 100.000 Wachsplättchen und ungefähr 150 Bienen, die dafür 10 Gramm Honig aufnehmen müssen.


Fragen zu Bienen: was machen die eigentlich nochmal genau?
Was sammeln die Bienen für welchen Honig?
Der Nektar aus Blüten ergibt Blütenhonig. Waldhonig wird aus sogenanntem Honigtau gewonnen, das sind tatsächlich Ausscheidungen von Blattläusen und anderen Insekten. Aus 2,5 Kilogramm Nektar werden übrigens rund 500 Gramm Honig - das entspricht rund 50.000 Flügen.
Wie sammeln sie diese Zutaten?
Sie saugen Honigtau und Nektar mit ihrem Rüssel auf. Beides landet dann in der Honigblase in ihrem Körper. Sogenannten
Wie wird aus den Zutaten Honig?
Die Bienen fliegen zurück zum Bienenstock und übergeben den Blaseninhalt an andere Bienen. Die Übergabe passiert dann im Stock mehrere Male. Bei jedem Vorgang kommen körpereigene Stoffe, wie Enzyme, Proteinen und Säuren, hinzu.
Wann ist der Honig fertig?
Ist der Wasseranteil zu hoch, kann der Honig nicht in den Waben gelagert werden. Er würde sonst gären. Instinktiv wissen die Bienen, wann der richtige Zeitpunkt zum Einlagern gekommen ist. Damit der Wasseranteil noch geringer wird, fächeln sie mit ihren Flügeln Luft in die Zelle. Dadurch verdunstet weiteres Wasser. Am Ende verschließen sie die Wabe mit einer dünnen Wachsschicht. Fertig ist der Honig!
Warum sammeln Bienen Pollen?
Während der Honig mit seinem Zucker für die Kohlenhydrate sorgt, liefern Pollen Eiweiß. Beides brauchen die Bienen als Futter und zur Aufzucht der Brut. Den Blütenstaub sammeln sie in den "Pollenhöschen" an ihren Hinterbeinen. Und weil die Natur clever ist, steckt da gleich noch ein zweiter Zweck dahinter: die Bestäubung.
Wie funktioniert die Bestäubung?
Bei ihren Sammelflügen verteilen die Bienen ganz nebenbei auch ein paar Pollen auf verschiedene Blüten, zum Beispiel in einem Apfel- oder Kirschbaum. So gelangt männliches Erbgut auf die weiblichen Anlagen in der Blüte. Nur so können dann wiederum neue Samen und Früchte entstehen. Der Nektar ist also das Lockmittel der Pflanzen.

Last but not least: 12 Fakten über Bienen
•    Bienen leben in Völkern. Zu jedem Volk gehören rund 40.000 Bienen.
•    Der Magen einer Biene kann circa 0,05 Gramm Nektar aufnehmen. Um diesen zu füllen, muss sie zwischen 1.000 und 1.500 Blüten anfliegen.
•    Eine Biene kann bis zu 30 km/h schnell fliegen.
•    Für ein Glas Honig müssen Bienen mehrere Millionen Blüten anfliegen. Dafür legen sie eine Strecke von 60.000 Kilometern zurück, das entspricht dem Weg 1,5-mal um die Erde.
•    Wenn eine Biene nach dem Sammeln mit voller Honigblase in den Stock zurückkehrt, lagert sie den Nektar in die Wabe ein. Erst durch Veredelung und Trocknung wird er zu Honig.
•    Die Facettenaugen von Bienen erkennen bis zu 300 Bilder pro Sekunde. Zum Vergleich: Das menschliche Auge schafft in der gleichen Zeit 60 Bilder.
•    Die Königin bestimmt das Geschlecht der Biene bei der Eiablage in die Wabe. Aus einem unbefruchteten Ei wird ein Drohn, aus einem befruchteten Ei eine Arbeiterin.
•    Eine begattete Königin legt zwischen 1.000 und 1.500 Eier pro Tag - das entspricht quasi einem Ei pro Minute. Zum Vergleich: Hühner legen 200-220 Eier im Jahr.
•    Das Gewicht der gelegten Eier übersteigt das Körpergewicht der Königin.

 

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