„Ich fühle mich bei der Arbeit mit meinen Bienen als Teil des Ganzen“ - Bioland Imker Manuel Naß erklärt seinen Beruf anlässlich des Weltbienentages

Eine möglichst gute Lebensqualität für Nutztiere, dafür setzt sich der ökologische Anbauverband Bioland ein. Und hat seit kurzem genau wie für alle anderen Bioland-Nutztiere eine Tierwohlkontrolle für Bienen.
Unter den rund 10.000 Bioland-Mitgliedern gibt es über 500 Imker*innen, die nach den strengen Richtlinien des Verbandes arbeiten, Manuel Naß aus Witzenhausen ist einer von ihnen. „Meinen Bienen soll es gut gehen“, erklärt der Bioland-Imker, „damit ich mit ihnen zusammen ein gesundes Produkt für die Verbraucher*innen erzeugen kann. Deshalb ist es für mich die einzig logische Konsequenz, Teil einer biologischen Landwirtschaft und einer Gemeinschaft zu sein, die genau das auch will, unterstützt und praktiziert. Die neue Tierwohlkontrolle bei Bienen unterstützt diesen Ansatz. Nebenbei besteht unter uns Biolandimker*innen eine tolle Zusammenarbeit, in der wir viel fachlichen Austausch erfahren und gemeinsame Ziele verfolgen“, fasst er zusammen. Die Kriterien der Bienen-Tierwohlkontrolle umfassen gute Haltungsbedingungen, die Tiergesundheit und den schonenden Umgang mit Bienen. Eines der Ziele der neuen Tierwohlkontrolle ist es, die Bienenverluste möglichst gering zu halten. Mehr dazu hier.
„Ich liebe die Vielfältigkeit am Imkern: Von der Arbeit in der Werkstatt, wenn ich Holz für die Beuten baue, über den direkten Kontakt mit den Tieren bis hin zum Honig, den ich für die Kund*innen abfülle“, erklärt Manuel Naß und führt aus: „Ich fühle mich mit den Bienen als Teil eines Kreislaufs. Sie sind abhängig von der Natur und reagieren auf das Klima, die Landwirtschaft und alles, was sie umgibt. So nehme ich auch als Imker daran teil.“ Vor über zwanzig Jahren packte es den Jungen, als er durch Zufall beobachtete, wie ein Bienenschwarm aus einem Bienenvolk auszog. Da war es um ihn geschehen, die Faszination Biene mit ihrem, wie der engagierte Bioland-Imker erklärt, hohem Suchtpotenzial, hatte ihn gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen. Er kümmert sich um 80 Völker, insgesamt ca. 2 Mio Tiere. Was machen diese 2 Millionen Bienen nochmal genau?
1.    Was sammeln die Bienen für welchen Honig?
Der Nektar aus Blüten ergibt Blütenhonig. Waldhonig wird aus sogenanntem Honigtau gewonnen, das sind tatsächlich Ausscheidungen von Blattläusen und anderen Insekten. Aus 2,5 Kilogramm Nektar werden übrigens rund 500 Gramm Honig - das entspricht rund 50.000 Flügen.
2.    Wie sammeln sie diese Zutaten?
Sie saugen Honigtau und Nektar mit ihrem Rüssel auf. Beides landet dann in der Honigblase in ihrem Körper. Für den sogenannten
Waldhonig sammeln sie Honigtau. Das sind die Ausscheidungen von Blattläusen und anderen Insekten.
3.    Wie wird aus den Zutaten Honig?
Die Bienen fliegen zurück zum Bienenstock und übergeben den Blaseninhalt an andere Bienen. Die Übergabe passiert dann im Stock mehrere Male. Bei jedem Vorgang kommen körpereigene Stoffe, wie Enzyme, Proteinen und Säuren, hinzu.
4.    Wann ist der Honig fertig?
Ist der Wasseranteil zu hoch, kann der Honig nicht in den Waben gelagert werden. Er würde sonst gären. Instinktiv wissen die Bienen, wann der richtige Zeitpunkt zum Einlagern gekommen ist. Damit der Wasseranteil noch geringer wird, fächeln sie mit ihren Flügeln Luft in die Zelle. Dadurch ver-dunstet weiteres Wasser. Am Ende verschließen sie die Wabe mit einer dünnen Wachsschicht. Fertig ist der Honig!
5.    Warum sammeln Bienen Pollen?
Während der Honig mit seinem Zucker für die Kohlenhydrate sorgt, liefern Pollen Eiweiß. Beides brauchen die Bienen als Futter und zur Aufzucht der Brut. Den Blütenstaub sammeln sie in den "Pollenhöschen" an ihren Hinterbeinen. Und weil die Natur clever ist, steckt da gleich noch ein zweiter Zweck dahinter: die Bestäubung.
6.    Wie funktioniert die Bestäubung?
Bei ihren Sammelflügen verteilen die Bienen ganz nebenbei auch ein paar Pollen auf verschiedene Blüten, zum Beispiel in einem Apfel- oder Kirschbaum. So gelangt männliches Erbgut auf die weiblichen Anlagen in der Blüte. Nur so können dann wiederum neue Samen und Früchte entstehen. Der Nektar ist also das Lockmittel der Pflanzen.

Im Gegensatz zur konventionellen Imkerei sind die Behausungen der Bioland-Bienen nur aus natürlich Werkstoffen. Der Verband verwendet beispielsweise kein Styropor, sondern nur Holz, Lehm und Stroh. Auch bei der Behandlung von Krankheiten gibt es erhebliche Unterschiede. Die Tiergesundheit wird präventiv durch regelmäßige Kontrollen der Völker erhalten. Bei der Standortwahl achten die Imker*innen im Bioland auf eine möglichst geringe Belastung im Flugradius von circa drei Kilometern. Zu solchen Belastungen zählen zum Beispiel konventionelle intensive Obstkulturen.
Ihren natürlichen Bautrieb dürfen die Bioland-Bienen ausleben und mit ihrem Wachs Waben bauen. Das heißt: Die Bioland-Imker*innen verzichten auf einen Teil der Honigerträge, da die Bienen ihn als Energielieferant für die Wachserzeugung brauchen.
Bioland-Bienen leben in Häusern aus Holz und Lehm
•    Zur Grundversorgung der Bienen muss immer mindestens 4 Kilogramm Futtervorrat im Stock vorhanden sein. Gerade in der kalten Jahreszeit ist der Vorrat wichtig, wenn die überwinternden Bienen keinen Nektar sammeln können und in kalten Frühjahren wie 2021, in denen die Bienen noch nicht sammeln können.
•    Eine Wasserquelle muss im Umkreis von einem Kilometer sein. Wenn nichts vorhanden ist, müssen die Imker*innen Bienentränken aufstellen.
•    Bienenstöcke dürfen nicht in kalter Zugluft stehen und sollten vor Regen geschützt sein, da sonst Krankheiten schneller ausbrechen. Von unten helfen Füße, Abstandshalter oder Paletten und von oben Deckel oder Überdachungen.
•    Zum Schutz vor Eindringlingen, wie z. B. Wespen, Mäusen oder Hornissen, darf es nur ein Flugloch geben. Diese werden in der Ruhephase im Winter vor Schädlingen geschützt.
•    Damit die Bienen ihren natürlichen Bautrieb ausleben können, verzichten die Bioland-Imker*innen auf Honigerträge. Denn: Die Bienen brauchen Honig als Energielieferant für die Erzeugung von Wachs.
•    Für ein Gramm Bienenwachs bedarf es mehr als 100.000 Wachsplättchen und ungefähr 150 Bienen, die dafür 10 Gramm Honig aufnehmen müssen.
Die Bienen der Bioland-Imker*innen stehen nahezu vollständig in Deutschland. Der Rest, etwa 25 Bioland-Imker*innen, ist in Südtirol beheimatet. Auch die Nahrung für die Bienen kommt aus der Gegend: Der im Winter zugefütterte Zucker ist regional und nicht aus Übersee – auch wenn das kostengünstiger wäre.






 

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