Kastanienhof der Familie Hüppe gemeinwohlzertifiziert

Es gibt bisher nur wenige landwirtschaftliche Betriebe, die gemeinwohlzertifiziert sind. Wem das nichts sagt: Die Idee einer Gemeinwohlökonomie beschreibt eine alternative Wirtschaftsordnung, die ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell für den sozialen Zusammenhalt darstellt und auf einem holistischen Ansatz beruht. Dieses steht den Konzepten der Grundwerte der Sozialwirtschaft, Kreislaufwirtschaft, Wirtschaft des Teilens (Share Economy), Functional Economy, Ressourcenbasierte Wirtschaft und Blue Economy nahe. Unternehmen, Organisationen, aber auch Gemeinden können ihre Abläufe hinsichtlich der vier Kategorien Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, Ökologische Nachhaltigkeit, sowie Transparenz und Mitentscheidung bewerten lassen.
„Als die Uni Kassel-Witzenhausen auf uns zukam, dachten wir erst: Für uns ist das nichts. Der eigene Betrieb ist zu klein und daher ungeeignet“, berichtet Betriebsleiter Gerhard Hüppe, der zusammen mit seiner Familie den Kastanienhof in Wolfhagen bei Kassel bewirtschaftet und schon an Forschungsprojekten der Uni teilgenommen hat. „Bei der Bilanzierung wurden aber sehr viele innere Prozesse angestoßen, beispielsweise, wie und welche zukünftigen Handels- und Finanzierungspartnerschaften wir anstreben. Oder wie wir mit Ressourcen auf dem eigenen Betrieb, Menschen, Tiere oder Betriebsmittel umgehen.“ Darüber hinaus fördere es den Austausch mit anderen über ein zukunftsfähiges Wirtschaftsmodell. „Besonders bestechend erscheint mir der Gedanke eines gemeinwohlorientierten Steuermodells“, so der Landwirt.
Sämtliche Aktivitäten und Kontakte des Bioland-Betriebes wurden Aspekte des Gemeinwohls abgeklopft und bewertet, zum Beispiel der Umgang mit Mitarbeitern, Lieferanten oder Kunden. Dennoch ist die Zertifizierung noch nicht in der Lage, die Gemeinwohlorientierung landwirtschaftlicher Betriebe umfassend zu beurteilen. Dazu gehören der Umgang mit Boden, Luft, Gewässer und die Auswirkungen des Wirtschaftens darauf. In diesen Aspekten unterscheiden sich landwirtschaftliche Betriebe von Unternehmen wie beispielsweise dem Outdoorartikelhersteller VAUDE. Bei der Bio-Zertifizierung fehlen aus Sicht des Betriebsleiters Aspekte der Gemeinwohlzertifizierung. „Um Biobetriebe weiter voranzubringen und Reflexionsprozesse anzustoßen, wäre das meiner Meinung nach auch wünschenswert“, schließt der Landwirt.
Übrigens: Der Bioland Verband ist schon gemeinwohlzertifiziert.
Mehr über die Idee der Gemeinwohlökonomie: https://web.ecogood.org/de/
 

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