Anpassung DüVo mit StSin Silvia Bender
Veitshöchheim, 26. Oktober 2022. Auf Einladung des Bioland Landesverbands Bayern besichtigte Silvia Bender, Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, einen Düngeversuch zum Cut and Carry-Verfahren auf dem Bioland-Betrieb der Römert-Oppmann GbR nahe Veitshöchheim. Bei diesem Verfahren wird Pflanzenmaterial auf einer Fläche geerntet und auf einer anderen Fläche als organisches Düngemittel im betriebseigenen Nährstoffkreislauf wieder ausgebracht. Der Feldversuch wurde von Betriebsleiter Johannes Römert mit Unterstützung mehrerer Organisationen, darunter Bioland Bayern, dem örtlichen AELF und der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die aktuelle düngerechtliche Einstufung dem System nicht gerecht wird und hier eine Anpassung erforderlich ist.
Das Verfahren „Cut and Carry“ ist gerade für viehlos wirtschaftende Bio-Betriebe, und davon gibt es in Zukunft immer mehr, eine Möglichkeit eine gute Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen und damit gute Erträge zu erreichen. Zentrales Element der Fruchtfolge ist hier das Kleegras, welches für den Biolandbau wichtige Aufgaben, unter anderem zur Unkrautregulierung und Stickstoffbindung, übernimmt. Die „Cut and Carry“-Methode ermöglicht es auch den Betrieben ohne Tierhaltung Kleegras in die Fruchtfolge zu integrieren und den Aufwuchs sinnvoll zu nutzen. Problematisch ist an der aktuellen Regelung unter anderem die stark eingeschränkte Ausbringung im Herbst.
Vor dem Hintergrund einer möglichst verursachergerechten Gestaltung der Düngeverordnung, der notwendigen Ernährungssicherung bei gleichzeitiger Bewältigung der Biodiversitäts- und Klimakrise braucht es für Bioland-Landwirtinnen und -Landwirte praxisnahe Regelungen, die sowohl dem Grundwasserschutz als auch den anderen gesellschaftlichen Aufgaben unserer Zeit gerecht werden. Dafür warben die Bioland-Vertreterinnen und Vertreter bei Silvia Bender während des Vor-Ort-Termins.
Die Staatssekretärin zeigte sich überzeugt von dem Anliegen, betonte aber, dass zunächst das laufende Vertragsverletzungsverfahren mit der europäischen Kommission beendet werden müsse, bevor die Düngeverordnung erneut "angefasst" werden könne. Sie kündigte an, die Forderung im Ministerium eingehend prüfen zu lassen, damit die Potentiale des Cut-and-Carry-Verfahrens hinsichtlich einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft nutzbar werden.
Zum Bioland-Verband
Bioland ist der bedeutendste Verband für ökologischen Landbau in Deutschland und Südtirol. Rund 10.000 Betriebe aus Erzeugung, Herstellung und Handel wirtschaften nach den Bioland-Richtlinien. Bayern ist mit 3000 organisch-biologisch wirtschaftenden Betrieben und 390 Partnerbetrieben in Verarbeitung und Handel die mitgliederstärkste Bioland Organisation in Deutschland.
Hintergrund Cut and Carry Verfahren
Das Cut and Carry Verfahren macht die Vorteile der Kultur „Kleegras“ für Betriebe ohne Tierhaltung erst nutzbar. Das Problem der aktuellen Verordnung ist die Einstufung des Materials analog zu Gülle. Dadurch ergeben sich Einschränkungen hinsichtlich der Ausbringungsmenge sowie des Ausbringungszeitpunktes. Um die vollen Vorteile des Verfahrens nutzbar zu machen, sollte eine letzte Ernte (Cut) auf dem „Geberfeld“ und Ausbringung (Carry) auf dem „Nehmerfeld“ im Oktober erfolgen können. Dies wäre düngerechtlich möglich, wenn das Verfahren analog zu Festmist oder Kompost eingestuft werden würde. Diese Forderung wird durch die Versuchsergebnisse gestützt.
Warum ist Kleegras wichtig?
Kleegras wird in aller Regel als mehrjährige Kultur geführt. Das bedeutet es findet über mehrere Jahre keine Bodenbearbeitung statt und der Boden ist dauerhaft bedeckt. Dies hat Vorteile für
• Bodenstruktur: Die tiefe Durchwurzelung kann Verdichtungen aufbrechen.
• Bodenbiologie: Regenwürmer lieben Kleegras und bilden viel Humus.
• Bodenqualität: Da viel Humus aufgebaut wird, kann der Boden Nährstoffe und Wasser besser aufnehmen und speichern. Gerade im Hinblick auf Trockenperioden ist ein hoher Humusgehalt wichtig.
• Erosionsanfälligkeit: Die dauerhafte Bodenbedeckung verringert die Gefahr von Abschwemmungen durch Starkregen.
• Betrieblicher Nährstoffkreislauf: Klee hat die Fähigkeit Stickstoff aus der Umgebungsluft im Boden zu speichern. Damit ersetzt er im Biolandbau die synthetischen Stickstoffdünger, der konventionellen Landwirtschaft. Synthetische Stickstoffdünger werden unter hohem Einsatz fossiler Energie hergestellt und transportiert.
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