Sackgasse Agrogentechnik – Bioland im Gespräch mit Vandana Shiva und Sarah Wiener in Freiburg

Bei einer Diskussionsveranstaltung zu Neuer Gentechnik am Sonntag haben Vertreter*innen von Bioland mit der EU-Parlamentsabgeordneten Sarah Wiener und der Umweltaktivistin Vandana Shiva diskutiert. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Journalisten und Buchautoren Bernward Geier. Im Anschluss an die Diskussion feierte der Film „Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“ Premiere.

Bäuerinnen und Bauern, die sich für das Recht auf Demokratie und Ernährungssouveränität einsetzen, sind die Protagonisten im neuen Film „Vandana Shiva – Ein Leben für die Erde“. Der feierte am Sonntag in der Freiburger Messe Premiere. Vor der offiziellen Erstaufführung wurde aber zunächst diskutiert: Die indische Umweltaktivistin Vandana Shiva, EU-Abgeordnete Sarah Wiener, Bioland-Präsident Jan Plagge und Theresia Kübler, Vorstandsvorsitzende Junges Bioland e.V., sprachen auf dem Podium vor rund 700 Gästen über Neue Gentechniken. Hintergrund der Diskussion sind die Vorschläge der EU-Kommission für weitreichende Ausnahmen bei der Anwendung sogenannter Neuer Genomischer Techniken (NGT) wie CRISPR/Cas.

„Die aktuellen Krisen sind zu komplex, als dass eindimensionale technische Ansätze wie Neue Gentechniken dazu wirksame Lösungen liefern können. Zudem führen sie zu Unsicherheiten und Abhängigkeiten der Landwirt*innen von Patenten und deren Besitzern“, unterstrich Theresia Kübler vom Jungen Bioland. „Der Ökologische Landbau hingegen liefert ein ganzheitliches, umfassendes System: resiliente, kreislaufbasierte Landwirtschaft, die Biodiversität schützt und Tiere artgerecht hält – und bekämpft damit zeitgleich viele der aktuellen Probleme. Auf dieses Pferd sollten wir noch viel stärker setzen. Neue Gentechniken hingegen sollten ebenso streng reguliert werden wie alle anderen Gentechniken bisher auch.“

Bioland-Präsident Jan Plagge mahnte vor einer Denkweise, die in die aktuelle Situation überhaupt erst geführt habe: „Wir streuen uns selbst Sand in die Augen, wenn wir glauben, dass wir mit CRISPR/Cas und Co. die Probleme der Welt, wie Klimawandel und unzureichende Welternährung beheben können. Wenn Neue Gentechnik ein Segen ist, dann für die großen Züchtungsunternehmen, denen die Patente gehören“, so der Bioland-Präsident. „Was wir brauchen, ist eine tiefgreifende Transformation unserer Land- und Ernährungswirtschaft. Nur so können wir sicherstellen, dass auch nachfolgende Generationen noch auf dieser Erde leben können.“

Sarah Wiener, österreichische Abgeordnete des EU-Parlaments und zugleich Patin des Films von Vandana Shiva rief das Publikum dazu auf, sich gemeinsam gegen die Deregulierungspläne und für den Erhalt des Vorsorgeprinzips in der EU stark zu machen. Die Agrarindustrie mache riesigen Druck für eine Deregulierung.

Es sei wichtig, unterstrich Plagge, dass die Diskussion zu diesem Thema auf allen Ebenen stattfinde. „Wir müssen drüber reden – und auch in den regionalen Dialog gehen, wie wir es heute im Rahmen dieser Diskussion tun. Schließlich hat das, was vermeintlich weit weg in Brüssel entschieden werden könnte, direkte Auswirkungen auf uns alle: Denn wenn Gentechnik künftig nicht mehr konsequent kontrolliert und gekennzeichnet wird, habe ich an der Ladentheke auch keine freie Entscheidung mehr darüber, ob ich zu Gentechnik-Lebensmitteln greife oder eben nicht“, erinnerte Plagge.

Der Film "Vandana Shiva – ein Leben für die Erde” zeigt auf niedrigschwelliger Ebene, wie Agro-Gentechnik funktioniert und welche Risiken und Gefahren von ihr ausgehen. Viele EU-Bürger*innen wissen das bereits – und mehr als 420.000 von ihnen haben ein Problem damit, dass NGT vom bisher strikten Gentechnik-Recht der EU ausgenommen werden könnte: So viele Menschen haben eine entsprechende Petition unterschrieben, die diese Woche in Berlin von Vertreter*innen des Bundes Ökologische Lebensmittelwirschaft (BÖLW), der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und dem Deutschen Naturschutzring (DNR) an Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung und des Bundestages überreicht wird.

Der Mitschnitt der Diskussion zum Download
 

 

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