Gute Gespräche statt meckern auf dem Ziegenhof

120 Ziegen, 170 Zicklein, 650 Hühner und drei Esel leben auf dem Bioland-Betrieb der Familie Binder in Weil im Schönbuch. Am 30. April trafen sich dort die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker und Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau Baden-Württemberg e.V. (AÖL). Die großen Themen des Gesprächs: Artenvielfalt, Bürokratie und eine stärkere Zusammenarbeit.

Nach der Begrüßung durch den AÖL-Vorsitzenden Marcus Arzt führte Frieder Binder über den Hof, der seit 2010 Bioland-Mitglied ist. Das meiste Grünland des Betriebs besteht aus FFH-Mähwiesen, die einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt leisten. Vor diesem Hintergrund erläuterte Marcus Arzt der Ministerin, dass der Biolandbau bereits heute viele Möglichkeiten bietet, Umweltschutz und Landwirtschaft sinnvoll zu verbinden. Thekla Walker bekräftigte, dass sie die Biodiversität in der Landwirtschaft stärken wolle. Sie merkte kritisch an, dass in den letzten Jahren zwar viel über die Landwirtschaft, aber nicht mit der Bio-Landwirtschaft und über deren Lösungen, gesprochen wurde. Dies müsse sich ändern und man müsse sich austauschen, wie der Biolandbau in diesem Bereich mehr Gehör finden kann.

„Der Biolandbau ist gerne Vorbild und Vermittler, wie die Lebensmittelerzeugung im Einklang mit dem Naturschutz funktionieren kann“, erklärte Marcus Arzt. "Doch dafür benötigt es Systeme, die auch am Markt bestehen können. Die Politik muss daher unterstützen, dass sich die gesamtgesellschaftliche Wahrnehmung von Bio in dieser Hinsicht ändert." 

Nach einem Abstecher zu den Hühnern verweilte die Gruppe länger bei den Ziegen. Die Milch der Ziegen verarbeitet Senior Helmut Binder zu Käse. Die Zicklein werden zum Teil als Milchziegen behalten und zum Teil geschlachtet. Das Fleisch wird dann über den Hofladen und eine Kooperation mit der Wielandshöhe des Sternekochs Vincent Klink vermarktet. Doch die Schlachtung stellt den Betrieb regelmäßig vor Herausforderungen: Über eine Stunde Fahrt müssen sie den Ziegen zumuten, da in der Nähe niemand bereit ist, sie zu schlachten. Hier und an vielen anderen Stellen benötigt es politische Lösungen, um den Betrieben Aufwand abzunehmen. „Wenn man den Biolandbau fördern möchte, muss dies nicht nur über mehr finanzielle Unterstützung geschehen“, meinte Marcus Arzt. Eine Lösung sei auch, die Betriebe (bürokratisch) zu entlasten und ihnen damit den Freiraum für andere Tätigkeiten zu geben. „Dazu gehört auch, die Betriebsgröße bei bürokratischen Auflagen zu berücksichtigen“, ergänzte AÖL-Geschäftsführer Christoph Zimmer. 

Ministerin Thekla Walker regte daraufhin an, den „Strategiedialog Landwirtschaft“ in Baden-Württemberg mit dem Schwerpunkt Bürokratie fortzusetzen. Ihr sei bewusst, dass die Lösungen der EU auf regionaler Ebene oft nicht funktionierten. Daher müsse Baden-Württemberg seine Möglichkeiten nutzen, die Landwirte zu entlasten. Dies konnte Marcus Arzt nur bestätigen.

„Wo man etwas für die Landwirte erreichen und gestalten kann, da stehen wir gerne als Gesprächspartner zur Verfügung“, so das Fazit von Marcus Arzt.

Zum Abschluss betonten alle Seiten, dass es sich nicht um einen einmaligen Austausch handelte, sondern um einen Auftakt für weitere Termine. In Zukunft soll die fachliche Zusammenarbeit zwischen der AÖL und dem Umweltministerium verstetigt werden, um das Engagement der Bio-Betriebe im Umweltschutz und deren Bedürfnisse noch besser berücksichtigen zu können.

Bildunterschrift: Auftakt für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen AÖL und Umweltministerium: Marcus Arzt, Christoph Zimmer (beide AÖL und Bioland), Umweltministerin Thekla Walker, Biolandwirt Frieder Binder und Christoph Reiber (Demeter) (von links). Foto: Umweltministerium
 

Bioland Baden-Württemberg e.V.
Schelztorstr. 49, 73728 Esslingen

Meike Walz - Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Christoph Zimmer - Geschäftsführer

Tel. +49 711 550939-0
Fax: +49 711 550939-50
E-Mail: presse-bw(at)bioland.de