„Bauern, Handwerker und Händler arbeiten Hand in Hand“
„Gewaltiger Auftrieb in der Backstube“, konstatiert der Reutlinger Bäckermeister Hubert Berger trocken. An diesem Samstagnachmittag drängen neben geladenen Gästen – langjährige Partner, treue Kunden und politische Prominenz aus der Stadt – auch Passanten in sein Reich. Er weiß natürlich: Der Zustrom ist nicht nur dem 35-Jahr-Bioland-Jubiläum seiner Bäckerei geschuldet. Er gilt auch Cem Özdemir, noch Bundeslandwirtschafts- und Bundesbildungsminister sowie Spitzenkandidat der Grünen für die Landtagswahl, der sich zum Jubiläum angesagt hat und, so Berger, „Glanz in die Hütte“ bringe.
„Vor 35 Jahren zu Bioland, das war damals eine Pioniertat“, greift der Minister den Anlass für die Feier der Bio-Bäckerei im Herzen der Reutlinger Fußgängerzone auf. Sind das nicht alles Spinner, hätten sich viele gefragt. Pioniere wie Berger seien trotzdem ins Risiko gegangen. Heute lasse das Jubiläum das Herz eines Landwirtschaftsministers höherschlagen. Hier profitierten alle: Bauern, Handwerker und Kunden. „Ich würde immer in der Bäckerei kaufen“, bekennt sich Özdemir angesichts der industriellen Konkurrenz im Supermarkt zum traditionellen Bäckerhandwerk, wie es Berger in Reutlingen praktiziert.
Als ehemaliger Botschafter des deutschen Brotes („Das bleibt man ein Leben lang“) fühle er sich diesem Handwerk besonders verbunden. „Die Brezel, Symbol des Bäckerhandwerks, ist in Bad Urach erfunden worden“, erinnert der dort Geborene, „und Reutlingen hat dem Bäckerhandwerk die Mutschel gebracht.“ Eine riesige Sonderanfertigung des örtlichen Traditionsgebäcks nimmt der Bundesminister als Geschenk des Hauses im Anschluss mit nach Hause.
Zuvor steht noch die Übergabe der Bioland-Jubiläumsurkunde auf dem Programm. Der Landesvorsitzende und Bio-Landwirt Marcus Arzt würdigt die Wertschöpfungskette, welche die Bioland-Bäckerei über 35 Jahre gebildet hat: „Die Land- und Lebensmittelwirtschaft verändert sich nur, wenn Bauern, Handwerker und Händler Hand in Hand arbeiten, es braucht die ganze Kette.“ Bezog die Bioland-Bäckerei Berger, in Reutlingen wegen ihres Bekenntnisses zu Vollkorn auch als „Kernlesbäck“ bekannt, 1989 und in den Anfangsjahren ihr Getreide direkt beim Bio-Hof Traub in Wolfschlugen, liefere heute die regionale Handelsgesellschaft Rebio Bioland-Dinkel, -Roggen & Co. Gemahlen werde in Offerdingen und in der eigenen Mühle. Unverändert bleibe: Aus wertigem Getreide entstehe ein wertiges Produkt.
Arzt nimmt auch Bezug zur aktuellen politischen Situation. Manche sprechen heute von Ernährungssicherung und denken nur an die höchsten Erträge: „Aber übersichtliche Kreisläufe sind sicher, weil sie dank kleiner verlässlicher Strukturen stabil bleiben.“ Davon ist auch Isabell Hildermann überzeugt. Die Vertreterin von Bioland-Markt ist zuständig für Hersteller, Verarbeiter sowie Händler und begleitet Bio seit 25 Jahren. Als gelernte Müllerin gratuliere sie Hubert Berger und seinem Team besonders gerne, sagt sie, und überbringt mit der Urkunde herzliche Grüße von Bioland-Präsident Jan Plagge.
Konzentriert absolviert der Bundesminister dann unter Anleitung von Bäckermeister Hubert Berger unter den Augen der Gäste einen Crashkurs im Formen von Mutscheln. „Für einen Bad Uracher nicht schlecht“, kommentiert der Lehrmeister lächelnd am Ende die Bemühungen seines prominenten Lehrlings. Der lässt es sich nicht nehmen, mit dem Backblech in der Fußgängerzone Mutscheln unters Volk und zu den begleitenden Polizisten zu bringen, ehe seine Entourage zum Aufbruch drängt.
Dem grassierenden Personalmangel im (Bäcker-)Handwerk begegnet Hubert Berger im übrigen auf eigene Weise. In seinem Team arbeiten Menschen vieler verschiedener Nationalitäten zusammen. Er ist überzeugt: „Wer offen und bereit ist, viele Menschen in sein Team zu bringen, gewinnt. Natürlich gibt es da spezielle Herausforderungen, auch Rückschläge. Doch in der Summe ist dieser Weg für alle Seiten ein Gewinn.“
Text: Tanja Kurz
Bild1: Unter Applaus von Minister Özdemir überreichen Marcus Arzt und Isabell Hildermann von Bioland die Jubiläumsurkunde an Hubert Berger (von rechts) / Foto: Beate Armbruster
Bild2: Lehrmeister Hubert Berger (rechts) weist Lehrling Cem Özdemir in die Kunst des Mutschelnformen ein. / Foto: Beate Armbruster
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