Cem Özdemir: "Will gutes Fleisch aus Deutschland"

Rund 2000 Gäste bei der politischen Podiumsveranstaltung von Bioland zum Thema Tierhaltung auf der Muswiese in Rot am See

Bereits zum dritten Mal hat der Bioland e.V. Landesverband die überregional bekannte Landwirtschaftsmesse Muswiese in Rot am See als Bühne für eine politische Podiumsveranstaltung genutzt. In diesem Jahr drehte sich alles um die Frage: (Wie) kann Tierhaltung zukunftsfähig gestaltet werden? Prominenter Gast war Bundeslandwirtschafts-minister Cem Özdemir. Wir erinnern uns: Der Grünen-Politiker war noch Anfang des Jahres bei bundesweiten Bauernprotesten wütend beschimpft worden.

Beschimpfungen, Pfiffe, gar Angriffe? In der Hofburk, der Halle der Familie Hofmann auf dem Muswiesen-Gelände, war an diesem Abend nichts davon zu vernehmen. Die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen stellten sich als unnötig heraus. Rund 2000 Zuhörende, nicht wenige davon aus der Landwirtschaft und sicher nicht alle Wähler seiner Partei, empfingen Cem Özedmir freundlich, ja, spendeten dem Politiker nach rund zehnminütiger freier Rede begeistert Beifall.

Der kam bei seinem Vortrag rasch in Fahrt. "Ich will, dass auch morgen gutes Fleisch aus Deutschland auf den Tisch kommt", rief der Bundeslandwirtschaftsminister: "Made in Germany - oder hier in der Region - Made in Hohenlohe ist dabei das Motto!" Statt nur über die Wurst zu reden und nicht zu handeln, unterstütze sein Ministerium die Landwirtinnen und Landwirte bei der zukunftsfesten Tierhaltung, mache ihre Bemühungen für mehr Tierschutz sichtbar und geben ihnen so eine wirtschaftliche Perspektive.

"Bessere Tierhaltung kostet Geld." Mit der verpflichtenden Tierhaltungskennzeichnung, den Erleichterungen sowie der Förderung für den Stallumbau und der nationalen Ausweitung der Herkunftskennzeichnung im Handel habe man drei zentrale Bausteine umgesetzt, die für eine zukunftsfeste Tierhaltung notwendig seien. Damit sei der Umbau der Tierhaltung nach Jahren der Krise und vielen Anläufen bei Kennzeichnungen endlich eingeleitet. "Es gibt noch einiges mehr zu tun, damit die Tierhaltung krisen- und zukunftsfest wird." Özdemir versicherte: "Dafür setze ich mich mit voller Kraft ein."

Ein wesentlicher Hebel sei die Ausweitung der Herkunftskennzeichnung auf die Außer-Haus- Verpflegung, etwa in Kantinen, Mensen oder Kitas. "Unsere Kinder haben Anspruch auf ein gesundes, vollwertiges Essen", rief der Minister, "wenn wir das nicht hinbekommen, sparen wir an der falschen Stelle." Die Bauern von Bioland und anderen Öko-Verbänden seien anfangs verspottet worden. Doch diese Pioniere hätten Zukunftsfähiges auf den Weg gebracht. Jetzt müsse die gesamte Landwirtschaft – ökologisch und konventionell – nachhaltig werden.

Mit den Empfehlungen des Strategischen Dialogs über die Zukunft der Landwirtschaft der EU sei man auf dem richtigen Weg, versicherte Jan Plagge. Der Bioland-Präsident hatte Anfang des Jahres als einer von 29 Teilnehmenden aus ganz Europa an dem viermonatigen Prozess mitgewirkt. "Am kontroversesten haben wir über Tierhaltung gesprochen, ja, gestritten", berichtete Plagge. Doch der Modus, Themen aus der Perspektive des anderen zu denken, habe am Ende zum Erfolg geführt. So sei im Abschlussbericht Tierhaltung als zentrales Element der europäischen Landwirtschaft, auch der deutschen, festgeschrieben worden. "Tierhaltung spielt in der Kreislaufwirtschaft eine Schlüsselrolle", bilanzierte Plagge, "und die kreislaufbasierte Landwirtschaft ist das erste der sieben Bioland- Prinzipien." Bio sei ein Zukunftsmodell, Landwirtschaft und Ernährung ganzheitlich zu sehen.

Die Gräben in der Landwirtschaft gelte es nicht zu vertiefen, sondern zu überwinden, forderte der Bioland-Präsident: "Es geht – gemeinsam." Dass dies nicht so einfach umzusetzen ist, stellte die anschließende Runde unter Beweis. Zum Thema "Tierhaltung – Gestern! Heute! Morgen?" diskutierten Dr. Cornelie Jäger, ehemalige Landesbeauftragte für Tierschutz Baden-Württemberg und Autorin, Harald Ebner, Agrarökologe und MdB (Grüne), Joachim Humpfer, konventionell wirtschaftender Landwirt mit Bisons und Hochlandrindern sowie Bioland-Präsident Jan Plagge.

Es gebe noch viel zu besprechen, bilanzierte Moderatorin Christine Hofmann vom Hohenloher Tagblatt am Ende der bisweilen hitzigen Debatte. Die fand ihre Fortsetzung an den Tischen in der Hofburk bei Bio-Bier und -Schmankerln. 

Text: Tanja Kurz
Fotos: Bioland/Anita Schneider
 

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