Mit Bio alles in einer Tüte: Tolle Produkte, Biodiversität und Tierwohl

Gesellschaftsvertrag zur Zukunft der Landwirtschaft in Stuttgart unterzeichnet – AÖL-Vorsitzender Marcus Arzt: Vieles unkonkret geblieben

Die Landesregierung hat am 7. Oktober im Neuen Schloss Stuttgart einen Gesellschaftsvertrag für die Zukunft der Landwirtschaft und der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg unterzeichnet – gemeinsam mit rund 50 Vertretern aus Landwirtschaft, Naturschutz, Handel, Verarbeitung, Erzeugung, Gesellschaft, Wissenschaft, Kirchen und Politik. Der Vertrag zielt auf konkrete Lösungen, um die Landwirtschaft nachhaltig zu gestalten, regionale Erzeuger und gleichzeitig die biologische Vielfalt in Baden-Württemberg zu stärken. Er ist Ergebnis des breit angelegten Strategiedialogs Landwirtschaft, den die Landesregierung im September 2022 initiiert hatte.

„Wir stehen vor großen Herausforderungen: Klimakrise, Artensterben und ein gesellschaftlicher Wandel, der von unseren Landwirten immer mehr verlangt. Diese Situation lässt sich nicht durch politische Einzelmaßnahmen lösen. Der Gesellschaftsvertrag zeigt, dass wir gemeinsam Verantwortung für die Zukunft unserer Landwirtschaft übernehmen wollen. Wir haben einen breit getragenen Konsens geschaffen, der alle relevanten Akteure einbindet und Naturschutz und Landwirtschaft zusammenbringt“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann und versicherte: „Wir werden die Ergebnisse nicht in einer Schublade versenken.“ Die Abschlussveranstaltung an diesem Tag sei in Wirklichkeit ein Startschuss.

Die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AÖL) vertrat deren Vorsitzender Marcus Arzt mit einem engagierten Statement für Biolandwirtschaft. Auf die Frage „Welchen Nutzen habe ich davon, bio-regionale Lebensmittel zu kaufen?“ lieferte er die Antwort gleich mit: „Alles in einer Tüte: hochwertige Produkte, Erhalt von Biodiversität und Stärkung von Tierwohl.“

Angesichts des geringen Anteils von Bio-Lebensmitteln in der Außer-Haus-Verpflegung habe das Land mit der so genannten Kantinenrichtlinie eine Vorbildfunktion eingenommen. Diese hat zum Ziel, den Anteil an bio-regionalen Lebensmitteln bis 2030 stufenweise auf 40 Prozent und den Anteil an regionalen Lebensmitteln auf 75 Prozent in landeseigenen Kantinen zu erhöhen. „Das Instrument ist geschaffen, Landkreise und Kommunen sollten es schnellstmöglich übernehmen“, sagte der AÖL-Vertreter. Die in der AÖL organisierten Verbände hätten in den vergangenen fünf Jahre viele Umstellungsanfragen von Landwirten verzeichnet. „Die Akteure in der Bio-Landwirtschaft, der -Verarbeitung und im -Handel sind da, lasst es uns gemeinsam angehen“, forderte Arzt.

Der AÖL-Vorsitzende bedauerte auch, dass der Gesellschaftsvertrag an vielen Stellen unkonkret geblieben sei. Das Ziel, die Interessen vieler zusammenzubringen sowie das Kartellrecht seien hier hohe Hürden gewesen. Der Wert des Vertrags müsse sich nun an der Umsetzung in die Praxis zeigen. Daran würden die Unterzeichnenden gemessen.

Der Gesellschaftsvertrag umfasst Handlungsempfehlungen und Selbstverpflichtungen der beteiligten Akteure in fünf Bereichen.

  • Regionale und qualitativ hochwertige Lebensmittel fördern, u. a. durch verbessertes Angebot an (bio-)regionalen Produkten im Lebensmittelhandel
  • Wandel der Landwirtschaft muss sich rechnen, u. a. durch Entlohnung der gemeinwohlorientierten Leistungen der Landwirte wie Umwelt- und Artenschutz
  • Mehr Transparenz für Verbraucher schaffen, u. a. durch eine groß angelegte Image- und Informationskampagne
  • Regionale Außer-Haus-Verpflegung weiter ausbauen, u. a. mit vermehrt bioregionalen Produkten
  • Landwirtschaft und Artenvielfalt noch stärker in Bildung verankern, u. a. durch Bildungsangebote bereits ab dem Kindergarten


Für die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen aus dem Strategiedialog hat die Landesregierung im Doppelhaushalt 2025/2026 und den Folgejahren zusätzlich knapp 120 Millionen Euro vorgesehen. Dazu kommt die Sicherung von Landesmitteln nach dem Wegfall einer Bundesförderung, so dass die Gesamtsumme 143 Mio. Euro beträgt. Das Schlusswort des Ministerpräsidenten: „Packen wir’s an und schauen Jahr für Jahr, was wir geschafft haben.“ (4000 Zeichen)

Text: Tanja Kurz


 

Bioland Baden-Württemberg e.V.
Schelztorstr. 49, 73728 Esslingen

Meike Walz - Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Christoph Zimmer - Geschäftsführer

Tel. +49 711 550939-0
Fax: +49 711 550939-50
E-Mail: presse-bw(at)bioland.de