Soziale Landwirtschaft

Was bedeutet Soziale Landwirtschaft?

Die Soziale Landwirtschaft schafft Begegnung und dadurch vielfältige Mehrwerte, nicht zuletzt finanzielle für den Betrieb. Dessen Wertschöpfung nimmt zu, da Angebote für Menschen mit besonderen Bedürfnissen auf dem Hof integrieren werden. Das können Praktikums-, Ausbildungs- und sinnvolle Arbeitsplätze sein. Es können Angebote zu verschiedenen Wohnformen sein, temporär oder langfristig. Manche Betriebe bieten Betreuungsmöglichkeiten für Gruppen oder Einzelpersonen an. Andere wiederum gründen einen Bauernhofkindergarten. Auch qualifizieren sich Landwirt:innen in der therapeutischen Arbeit mit Menschen und Bauernhoftieren, der Tiergestützten Intervention (TGI). 

Diese Angebote können sich je nach Schwerpunkt an Erwachsene, Kinder, Jugendliche oder Senior:innen richten. Die Personen können von körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen oder Krankheiten betroffen sein. Generell lässt sich festhalten, dass es sich um Menschen mit einem Unterstützungsbedarf handelt. Bei Jüngeren in der Entwicklung, bei Älteren in der Erhaltung, bei Jugendlichen und Erwachsenen in Bezug auf die Selbstständigkeit. 

Welche Betriebe eignen sich?

Für die Soziale Landwirtschaft eignet sich der Familienbetrieb im Nebenerwerb genauso wie ein Agrarbetrieb mit zahlreichen Angestellten. Grundvoraussetzung für die Eignung sind die folgenden Faktoren: 

  • Herzblut und eine Vision 
  • Freude am Kontakt mit Menschen 
  • Die stabile wirtschaftliche Ausgangssituation 
  • Ausreichend Arbeitskraft für den neuen Betriebszweig 
  • Zustimmung aller Beteiligten am Hof 

Soziale Landwirtschaft und Bioland gehören zusammen

Menschen eine lebenswerte Zukunft sichern.

Das siebte Biolandprinzip inkludiert ganz konkret die Soziale Landwirtschaft und fordert den Austausch zwischen Biolandbetrieben und der Gesellschaft.

 

Wie sieht das konkret auf den Höfen aus?

Sinnvolle Praktikums- und Arbeitsplätze

Durch die vielen Tätigkeiten speziell im Ökolandbau, ergeben sich für die diversen Zielgruppen der Sozialen Landwirtschaft verschiedene Arbeitsfelder in den unterschiedlichen Betriebszweigen. Wichtig ist in jedem Fall, dass es nicht darum geht, einem Menschen irgendeine Arbeit zu übertragen, sondern eine sinnvolle Tätigkeit, die ihm Freude bereitet und ihn wachsen lässt. So kann eine erfolgreiche Teilhabe und Inklusion gestaltet werden, wenn alle Seiten voneinander profitieren.  

Betreuung von Gruppen und Einzelpersonen

Manche Betriebe gestalten Tagesangebote oder langfristige Angebote, welche an ganz vielfältige Zielgruppen gerichtet sein können: die Spannbreite geht bspw. von Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen bis hin zu Senior:innen mit Demenz. 

Eine mögliche Form sind dabei sogenannte Auszeithöfe, welche Menschen eine Pause von ihrem Alltag bieten. 

Tiergestützte Intervention

Die Biophilie-Hypothese beschreibt das Bedürfnis des Menschen, eine Verbindung mit anderen Lebensformen (Tiere und Pflanzen), als auch zu Landschaften einzugehen. Diese Affinität zum Leben oder lebenden Systemen macht das Ökosystem Bauernhof und vor allem die darin lebenden Bauernhoftiere zu perfekten Co-Therapeuten. So zählen zur Sozialen Landwirtschaft jeglichen Formen von therapeutischen Angeboten.

Temporäre oder langfristige Wohnangebote

Auf dem Land zu leben und dabei selbstbestimmt zu sein, liegt vielen Menschen am Herzen – vor allem Senior:innen. Deshalb ist die Nachfrage nach Wohnmöglichkeiten auf dem Bauernhof hoch. Höfe, die alte Hofgebäude umnutzen und Wohneinheiten bauen, sind oft bereits vorab ausgebucht. 
Es gibt jedoch auch Betriebe, welche nicht nur Wohnräume anbieten, sondern ebenfalls ihre Familien öffnen und direktes Zusammenleben und Teilhabe ermöglichen. Diese Form des Angebotes richtet sich dann meist an Pflegekinder.

Bauernhofkindergärten

Kinder und Eltern kommen heute kaum auf Bauernhöfe. Dadurch schwinden das Wissen und der Bezug zu Natur und Landwirtschaft. Betreuungsangebote auf Bauernhöfen, unterstützen neben der frühkindlichen Entwicklung, die Gesundheit (Bauernhof-Effekt) und Fähigkeiten der Kinder sowie deren Beziehung und Verständnis zu Landwirtschaft und natürlichen Prozessen.

Niederschwellige Angebote

Auf manchen Betrieben fehlen jedoch die Kapazitäten, sich zeitlich in die Betreuung von Menschen einzubinden. Falls ein soziales Angebot gewünscht wird, können trotzdem Menschen auf dem Hof eingebunden werden. So können Betriebe bspw. Ferienwohnungen für Palliativ-Patient:innen und deren Angehörige oder Pflegende vermieten. Oder Bauernhofkindergärten verfügen über externes Betreuungspersonal und zahlen Pacht an den landwirtschaftlichen Betrieb.

 

Weingut Lebenshilfe Bad Dürkheim 


Das Weingut hat es sich zum Ziel gesetzt, persönlichkeitsfördernde Arbeitsplätze für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung zu schaffen. Insgesamt arbeiten hier 35 Menschen mit geistiger Beeinträchtigung zusammen mit 7 Fachkräften. Gemeinsam bewirtschaften sie 24 Hektar Rebfläche, darunter knapp 3 Hektar rekultivierte Terrassenweinberge, auf die das Team besonders stolz ist. Weiter zum Betriebsportrais.

Foto: Lebenshilfe Bad Dürkheim ©greiner-medienagenten

 

Wie fange ich an?

Interessierte können die Bioland-Fachberatung Soziale Landwirtschaft kontaktieren. Diese unterstützt, den eigenen Weg von der Vision, über die Entwicklung bis zur Umsetzung der Sozialen Landwirtschaft auf dem eigenen Betrieb zu gehen. Dabei wird darauf geachtet, dass das geplante Angebot zum Betrieb passt, wirtschaftlich stabil ist und ein zukunftsträchtiger neuer Betriebszweig entsteht. 

Ihre Ansprechpersonen

Henrike Thies

Fachberatung
Soziale Landwirtschaft Süd 

Tel. +49 821 34680-142
Mobil +49 1512 6093355
henrike.thies@bioland.de 

Jana Benner

Fachberatung
Soziale Landwirtschaft Nord 

Mobil +49 151 26093348
jana.benner@bioland.de