Gedanken zur aktuellen politischen Lage

Von Samuel Himmel

Liebe Bioländler:innen,
wir sind das Gasthaus des Wandels! Diesen Leitsatz hatten wir vor einigen Jahren für unser Bioland ausgerufen. Bei unserer Wintertagung Anfang Februar fühlte ich mich in einem solchen Gasthaus: Es gab gute Vorträge und Diskussionen, leckeres Bio-Essen und Trinken, Bewegung und Gesang.  Eingeführt von unseren tollen Mitarbeitenden und Vorausdenkenden haben wir über Marktentwicklung, Verarbeitung, Betriebswirtschaft, Klima aber auch über persönliche Zufriedenheit und Krisen diskutiert. Es waren junge und langjährige Bioländler aus Landwirtschaft und Handel dabei.  Es tat uns allen sehr gut, dass wir wechselnde Sitzgruppen, große Stuhlkreise und bewegte Momente hatten. Im Biolandgasthaus gab es keine Stammtische und festgefahrene Diskussionen. Es war aber auch keine „Heile Welt Veranstaltung“, sondern wir haben gut informiert und lösungsorientiert zusammengearbeitet. Danke allen, die kommen konnten! 
Die Wintertagung dient uns immer als Kompass. Liegen wir noch richtig mit unseren Themen? Arbeiten wir an den Mitgliedern vorbei? Um welche Probleme müssen wir uns stärker kümmern? Stimmen die großen Linien? Was gibt es Neues für mich und meinen Betrieb?
In diesem Sinne haben wir uns auch nochmal mit der Politik beschäftig: In zwei Wochen wählen wir einen neuen Bundestag. Die Gespräche unter Kolleg:innen, im Zug mit Fremden oder am Mittagstisch sind politisch wie lange nicht mehr. Welche Haltung darf und muss Bioland jetzt einnehmen? Wir sind ein parteipolitisch unabhängiger Verein. Zur Europawahl im Mai hatte ich Euch meine ablehnende Haltung zur AfD erklärt und beschrieben: Die AfD ist eine extrem rechte Partei und wird in Teilen als verfassungsfeindlich eingestuft. Sie agiert europafeindlich und die volkswirtschaftlichen Schäden einer AfD-Regierung wären sehr groß. Eine Partei, die den Klimawandel leugnet, gefährdet meinen landwirtschaftlichen Betrieb. Trotz dieser sachlichen Gründe gab es auch im Mai einzelne Kritik daran, dass sich der Bioland-Vorsitzende politisch äußert. Genau diese Fragen haben wir in Kyllburg gemeinsam beraten. Unser Ergebnis ist:
Wir sind ein politischer Verband. Wir mischen uns in gesellschaftliche Diskussionen ein und wenn eine Partei unseren Zielen widerspricht, dann bewerten wir die Aussagen und gehen mit Haltung in die Diskussionen rein. Damit wir alle gut informiert in die politische Diskussion—gerade auch im ländlichen Raum—reingehen können, gab es in der Januar-Ausgabe des Bioland-Fachmagazin eine Zusammenstellung der politischen Aussagen der AfD zur Landwirtschaft. Die Wahlprogramme der anderen Parteien wurden in der Februar Ausgabe durchleuchtet. Also ran an die zwei politischen Wochen vor der Wahl und ich freu mich über Bioland Flaggen bei den großen bunten Demos!
Euer Regino

Regino Esch, Landesvorsitzender