Organics Europe Youth Network – ein starkes Zeichen für die junge Bio-Bewegung
Politische Forderungen und erste Schritte
In ihrer Eröffnung betonte Silvia Schmidt (Policy Managerin von IFOAM Organics Europe) die Notwendigkeit einer langfristigen strukturellen Verankerung der Jugendarbeit im Bio-Sektor: „Jugendbeteiligung darf kein einmaliges Event im Jahr sein – sie muss institutionell verankert werden. Wir müssen junge Menschen ermutigen, sich langfristig zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen.“
Auch Lennart Bertels, Vorsitzender des Junges Bioland e.V., hob in seiner Keynote hervor, dass junge Stimmen in agrarpolitischen Entscheidungen unverzichtbar seien: „Junge Menschen müssen aktiv in agrarpolitische Entscheidungen eingebunden werden, denn sie sind es, die die Landwirtschaft von morgen gestalten. Mit dem Organics Europe Youth Network setzen wir ein klares Zeichen: Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen!“ Er forderte zudem den Ausbau struktureller Rahmenbedingungen für Jugendbeteiligung in politischen Entscheidungsprozessen. Noch sei die Bewegung klein, doch es gehe nicht nur um die Quantität der Stimmen, sondern um deren Qualität.
Henri Delanghe (DG AGRI, EU-Kommission) unterstrich die Bedeutung gezielter Fördermaßnahmen für junge Menschen, um dem fortschreitenden Höfesterben entgegenzuwirken – derzeit verschwinden europaweit täglich 1.000 landwirtschaftliche Betriebe. Er verwies auf das Ergebnispapier des Strategischen Dialogs zur Zukunft der Landwirtschaft in der EU, das die Rolle junger Menschen im ländlichen Raum sowie die Vielfalt der europäischen Landwirtschaft als zentrale Stärken hervorhebt. Gleichzeitig müsse gezielt in Bereiche investiert werden, die jungen Landwirt*innen den Einstieg erleichtern.
Die Youth Proclamation: Klare Forderungen für die Zukunft
Die Vorstellung der Organic Youth Proclamation on the Future of European Agriculture machte deutlich, dass der Generationenwechsel in der Landwirtschaft unausweichlich ist: Nur 6,5 % der Landwirt*innen in Europa sind unter 35, während die Zahl der Betriebe zwischen 2005 und 2020 um 37 % zurückging. Gleichzeitig arbeiten 21 % der jungen Betriebsleiter*innen bereits im Öko-Sektor (konventionell: 12 %) – ein deutliches Zeichen für das Potenzial der Bio-Landwirtschaft. Die Proklamation fordert konkrete politische Maßnahmen – von verbessertem Zugang zu Land über finanzielle und technische Unterstützung bis hin zu einer stärkeren Einbindung in Entscheidungsprozesse.
Ein Auftakt mit Signalwirkung
Mit der Gründung des Organics Europe Youth Network wurde ein starkes Fundament gelegt. Eduardo Cuoco, Direktor von IFOAM Organics Europe, wurde in seinem Redeteil durchaus leidenschaftlich: „Wir brauchen junge Menschen und ihre transformative Agenda für die Zukunft unseres Ernährungssystems. Wir brauchen euch, um uns wachzurütteln! Wir geben euch die Plattform, um euch zu engagieren, um aufzustehen und etwas zu bewegen.“ Nun gilt es, das Netzwerk mit Leben zu füllen – eine Aufgabe, an der der Junges Bioland e.V. als engagierter Partner weiter mitwirken wird.
Text & Bild: Christian Gadenne