Jugendpolitisches Forum des BMEL: Ein Reisebericht von Lennart Bertels & Leo Poker

Am 7. und 8. Juni 2024 haben wir, Lennart Bertels und Leo Poker, zwei Vertreter des Junges Bioland e.V., am 2. Jugendpolitischen Forum des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Berlin teilgenommen. Wir waren nicht allein: Rund 50 engagierte Vertreter*innen verschiedener Jugendorganisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Lebensmittelverarbeitung und -handel sowie Umwelt- und Naturschutz sind der Einladung gefolgt. Im Folgenden möchten wir euch einen Einblick in unsere Erfahrungen und Eindrücke während des Forums geben.

Freitag: Ankunft, Eröffnung und Ministergespräch
Unsere Reise begann am Freitagmorgen in Hohenheim (Stuttgart), von wo aus wir uns auf den Weg nach Berlin machten. Die Zugfahrt verlief nicht ganz reibungslos, denn in Fulda steckten wir mehr als eine Stunde lang fest. Dennoch erreichten wir Berlin rechtzeitig und begaben uns guten Mutes direkt zum BMEL in der Französischen Straße, nahe dem Brandenburger Tor.
 
Nach der Begrüßung durch Olaf Schäfer, den Unterabteilungsleiter für Klimaschutz, Biodiversität, Nachhaltigkeit und Bioökonomie im BMEL, folgten inspirierende Impulsvorträge der Jugenddelegierten für Nachhaltigkeit bei den Vereinten Nationen, Audrey MacLean und Fidelis Stehle. Sie betonten die Bedeutung der Jugendbeteiligung in der Nachhaltigkeits- und Klimaschutzpolitik.
 
Geplant war, dass sich die Teilnehmer*innen an agrarpolitischen Thementischen im Innenhof des Ministeriums austauschen sollten. Doch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir stieß unerwartet früher zu uns, was zu einer spontanen Planänderung führte. Er begrüßte die Teilnehmenden und betonte die Wichtigkeit der Jugendbeteiligung in der Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie. In persönlichen Gesprächen konnten wir ihm unsere Anliegen vortragen und auch für ein gemeinsames Foto war Zeit. Der offizielle Teil des Abends klang mit einem leckeren Abendessen und vielen neuen Kontakten im Innenhof des Ministeriums aus. Zum perfekten Abschluss des ersten Tages trafen sich viele der Jugenddelegierten noch in gemütlicher Atmosphäre an der Spree.
 
Samstag: Intensiver Austausch und Forderungen
Der zweite Tag startete früh mit einem Vortrag von Dr. Gesa Miehe-Nordmeyer, der Leiterin der Abteilung für Sozial-, Gesundheits-, Arbeitsmarkt-, Umwelt- und Gesellschaftspolitik im Bundeskanzleramt. Sie gab uns einen umfassenden Überblick über die aktuelle Weiterentwicklung der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und betonte erneut die Bedeutung unserer Beteiligung.
 
Es folgten mehrere Workshops, in denen zentrale Themen wie die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP), Klimapolitik in der Landwirtschaft, Artenvielfalt in der Agrarlandschaft und nachhaltiger Konsum intensiv diskutiert wurden. Da wir als Junges Bioland vor Ort gut vertreten waren, konnten wir uns in allen Workshops intensiv einbringen und unsere Positionen der ökologischen Jugend deutlich machen.
 
Im Workshop zur Klimapolitik wurde beispielsweise die Bedeutung der Wiedervernässung von Mooren betont, da diese maßgeblich zur CO2-Bindung beitragen können. Es herrschte Einigkeit darüber, dass solche Projekte regional umgesetzt und subventioniert werden sollten, um langfristig über den Handel mit CO2-Zertifikaten wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Auch die Nutzung nässetoleranter Gräser und Freiflächen-PV wurde diskutiert.
 
Beim Workshop zur nachhaltigen Ernährung lag der Fokus auf der Reduktion der Lebensmittelverschwendung und der Förderung regionaler Produkte. Wir sprachen uns für eine rechtliche Definition des Begriffs "regional" aus, um Verbrauchertäuschung zu vermeiden. Zudem forderten wir eine gesetzliche Regelung gegen die Verschwendung verzehrbarer Lebensmittel. Hitzig diskutiert wurde ein mögliches Nachhaltigkeitskennzeichen für Lebensmittel. Den Jungen Bioländern im Raum und Mitgliedern des BNN war sofort klar, dass es solch eine Kennzeichnung in Form des Bio-Siegels bereits gibt und man das Rad hier nicht neu erfinden muss. Unsere wichtigste Forderung war jedoch die Senkung der Mehrwertsteuer auf Bio-Lebensmittel auf 0 %, um den Ökolandbau als nachhaltigste Form der Landwirtschaft sozial gerecht zu fördern.
 
Staatssekretärin Silvia Bender nahm unsere Vorschläge dankend entgegen und versprach, diese in die Arbeit des Ministeriums einfließen zu lassen. Wir werden sie beim Wort nehmen und die weitere politische Debatte verfolgen.
 
Zum Ende hin gelang es uns sogar noch, eine „Junge Erklärung zur Zukunft der Landwirtschaft" zu formulieren. Initiiert und vor Ort abgestimmt wurde diese Position zur aktuellen Situation in der Landwirtschaftspolitik von Myriam Rapior vom Rat für Nachhaltige Entwicklung. Wir sind ganz zufrieden darüber, dass sie von einem Großteil der Anwesenden unterzeichnet wurde.
 
Abschluss und Aktivismus
Nach dem offiziellen Programm am Samstagnachmittag machten sich zahlreiche Teilnehmer*innen auf den Weg zur Straße des 17. Juni, um an einer Demonstration gegen Rechtsextremismus im Vorfeld der Europawahlen teilzunehmen. Es war beeindruckend zu sehen, wie sich das politische Engagement der Jugend auch außerhalb des Forums zeigte.
 
Die zwei Tage in Berlin waren intensiv und inspirierend. Wir hoffen, dass die gesammelten Ideen und Vorschläge in die politische Arbeit einfließen und einen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Landwirtschaft leisten. Wir danken dem BMEL für die Organisation dieses wichtigen Forums und freuen uns auf die nächsten Schritte.
 
Lennart Bertels & Leo Poker